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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters
Autoren: Henke Sandra
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Treiben roch, ausziehen und zurücklassen müssen. Ohne zu duschen hatte sie einen Bademantel übergestreift und war zu Todd und Howard, der inzwischen eingetroffen war, in den Polizeiwagen gestiegen. Wie eine Verbrecherin saß sie auf dem Rücksitz und fühlte sich wie gelähmt. Was für ein Fiasko! Aber früher oder später hatte es so kommen müssen.
    Ihr war eigentlich nicht nach Reden zumute, doch es brannte eine Frage auf ihrer Zunge, die ihre Einstellung zu Vali maßgeblich prägen würde. „Was ist mit der Leiche, die du im Schrankenwärterhäuschen gefunden hattest?“
    Todd, der den Wagen aus der Einfahrt lenkte, warf ihr einen kurzen Blick über seine Schulter zu. „Das ist jetzt nicht wichtig. Mach dir keinen Kopf darüber.“
    „Ich will es wissen.“ Sie beugte sich vor und legte ihre Hand auf seine Schulter.
    Hilfe suchend schaute er Howard an, der auf dem Beifahrersitz saß und die Stirn runzelte. „Meine Lieblingsschwester wird überfallen, und sie denkt an einen Leichnam. Kaum zu glauben, oder?“
    „Sie ist eben tougher, als du denkst.“ Howie grinste.
    Kopfschüttelnd lehnte sie sich wieder zurück und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Du hast nur eine.“
    „Wie bitte?“ Erneut wandte er sich kurz um.
    „Schau nach vorne“, ermahnte sie ihn. „Von wegen Lieblingsschwester, du hast nur eine. Also, wer ist nun der oder die Tote?“
    Oakwood schien wie ausgestorben. Todd hielt sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, die innerhalb der Ortsgrenzen galt, obwohl weder Fußgänger noch Autos zu sehen waren. Alle hatten vor dem Gewitter Schutz gesucht.
    Da er nicht sofort antwortete, wurde sie direkter: „Handelt es sich bei der Leiche um Cynthia Bavenger oder Liberty Smith?“
    „Eigentlich darf ich dir über die laufenden Ermittlungen keine Auskunft geben und finde, je weniger du weißt, desto weniger belastet dich das alles“, begann er ausweichend.
    Offensichtlich hatte auch Howie die Nase voll von seinen Ausflüchten, denn er setzte sich seitlich hin, damit er Claire ansehen konnte, und ergriff das Wort: „Sei doch nicht immer so zugeknöpft, Todd. Nein, glücklicherweise ist es weder Cyn noch Libby. Wir waren alle sehr erleichtert, als die Nachricht aus der Rechtsmedizin kam.“
    „Aber wer ist es dann?“ Unauffällig faltete sie ihre Hände zusammen, und obwohl sie nicht gläubig war, betete sie, dass keine dritte Polizistenschwester verschwunden war, die Vali ermordet anstatt eingesperrt hatte.
    „Theopoula Vasiliki“, erklärte er bereitwillig. „Sie hat mit ihrem Mann Panagiotis bei Zumbiel Packaging in Cincinnati gearbeitet. Vor ein paar Tagen verstarb sie plötzlich an Darmkrebs. Bis auf Magenkrämpfe und hin und wieder Probleme mit dem Stuhlgang hatte sie vorher keine Anzeichen gehabt oder sie ignoriert.“
    „Was hat sie mit –“ Claire errötete, da sie beinahe den Namen Vali benutzt hatte.
    „Was Theopoula Vasiliki mit Ase zu schaffen hat? Nichts.“ Ungeniert zog er die Nase hoch. „Zumindest nicht viel. Wir gehen davon aus, dass er in das neu eröffnete Krematorium in Cincinnati eingebrochen ist, mit dem Vorsatz, eine Frauenleiche zu entwenden. Mrs. Vasiliki war zu diesem Zeitpunkt die einzige weibliche Leiche, die im Kühlfach auf ihre Einäscherung wartete.“
    Todd bog nach rechts auf die Umgehungsstraße ab und beschleunigte. „Höchstwahrscheinlich hat Ase den Leichnam für uns dorthin gelegt, weil er uns warnen wollte, dass es auch Cyn und Libby erwischen könnte. Er hat absichtlich Schleifspuren hinterlassen, damit wir die Tote finden.“
    Vali würde den Frauen niemals etwas antun, da war sie sicher. Er hatte es ja nicht einmal fertiggebracht, ihr die Haut einzuritzen, um das kleine Blutopfer zu fordern. Bei Cynthia und Liberty hatte es nur geklappt, weil er sie betäubt hatte, vermutete Claire.
    Doch sie hütete sich davor, ihn zu verteidigen. „Er hat bisher keine Forderungen gestellt. Was will er eigentlich?“
    Todd und Howard tauschten Blicke aus, schwiegen jedoch. Howie zuckte lapidar mit den Achseln und setzte sich wieder richtig hin. Damit war seine Auskunftsbereitschaft wohl beendet. Wahrscheinlich gab es Ermittlungsergebnisse, die selbst er nicht preisgeben wollte oder durfte.
    Claire war erleichtert. Es gab keinen Grund, fröhlich zu sein, aber ihr fiel ein Stein vom Herzen, weil Vali kein Mörder war. Sie konnte ihn weiterlieben. Ihr Blick war aus dem Fenster gerichtet, doch sie sah nicht das abziehende Gewitter, sondern
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