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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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Organisation dahintersteckt, aber die Möglichkeit, dass es sich um einen Einzeltäter handelt, besteht leider immer noch. O’Connor befürchtet, der Psychopath könnte die Medienberichte verfolgen und sich daran erregen, wie empört alle sind. Dass die Schlagzeilen über ihn negativ sind, interessiert ihn nicht, Hauptsache, er bekommt Aufmerksamkeit. Das wiederum könnte seine Gier nach weiteren Taten entfachen.“
    „Dann geht ihr davon aus, dass weitere Frauen spurlos verschwinden werden?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Man muss mit allem rechnen.“
    Es lag auf der Hand, dass jemand aus dem Sheriff’s Department Claire über das Blut erzählt hatte, doch Todd hakte nicht nach, weil er seinen Kollegen gegenüber zu loyal war, vermutete sie. „Du hättest es mir sagen können. Ich bin nicht aus Glas und zerspringe bei der leichtesten Erschütterung in tausend Stücke.“
    „Ich hatte Angst, du würdest sofort die Koffer packen und abreisen“, gab er zu. Er ließ ihre Arme los und setzte sich mit seinem Hintern auf die Kante des Schreibtischs. „Ich mag dich um mich haben, weißt du?“
    Claire lächelte. Sie liebte ihren Bruder und merkte nun, wie schmerzlich sie ihn vermisst hatte. „Ich hab dich lieb, Brüderchen.“
    „Denk nicht mehr an das, was vorgefallen ist“, bat er und legte seine Handflächen aneinander, um seine Bitte zu unterstreichen. „Wir kümmern uns darum.“
    „Zu spät. Jetzt weiß ich nun mal Bescheid und denke automatisch darüber nach. Ich kann nicht anders.“ Gedankenversunken nahm sie ihren Zopf und kaute auf den Haarspitzen herum. „Ist Cynthia das erste Opfer, oder wurde vor ihr schon eine Frau …?“ Entführt … getötet – sie wusste nicht, welchen Begriff sie wählen sollte, und verschluckte das Ende ihrer Frage einfach.
    Todd fuhr sich mit beiden Händen durch seine Haare. Ihm war das Thema unangenehm, doch er antwortete dennoch und blockte nicht rüde ab. „Es war das erste Mal, und es wird auch das einzige Mal bleiben.“
    „Was glaubst du, lebt sie noch?“, fragte Claire leise. Diese Ungewissheit machte sie wahnsinnig, obwohl sie Cynthia Bavenger nicht kannte oder sich zumindest nicht an sie erinnerte.
    „Sie lebt, davon gehen wir zum jetzigen Zeitpunkt aus.“
    „Aber was denkst du ?“
    Er dachte einen Moment nach, schaute die abgelaufenen Bodendielen an und war doch weit entfernt. Er klang mit einem Mal erschöpft: „Ich weiß es nicht, Claire. Je mehr Zeit vergeht, ohne dass wir sie finden, desto geringer ist die Chance, dass sie noch lebt. Falls ASE wirklich eine Organisation ist, könnte es sich um Menschenhändler handeln, die Cynthia längst ins Ausland verschleppt haben, um sie zur Prostitution zu zwingen. Momentan wissen wir einfach zu wenig, müssen aber alle Eventualitäten in Betracht ziehen.“
    Ihr wurde übel, und das erste Mal im Leben bereute sie es, einen Schokoriegel gegessen zu haben. An den Hamburger durfte sie nicht einmal denken.
    Sie steckte es doch nicht so leicht weg, über Cynthia zu sprechen, wie sie gedacht hatte. Dies war kein Fall, über den sie eine Dokumentation im Fernsehen sah, kein Artikel, den sie in der Zeitung las, sondern das nackte Leben, die Realität, eine Gräueltat gleich um die Ecke. In Oakwood war bisher einmal eingebrochen worden, soweit sich Claire erinnerte. Ansonsten gab es nur vermeintlich moralische Verbrechen, wie beispielsweise sich tätowieren oder piercen zu lassen, weil das laut der Moralapostel der Gemeinde nur Inhaftierte taten.
    Eine Sekunde lang dachte Claire ernsthaft darüber nach, ob sie sich eine Faust mit einem Stinkefinger auf ihr Dekolleté tätowieren lassen sollte, doch sie verwarf den Gedanken gleich wieder, weil sie mit einem solchen Tattoo nicht nur in ihrer Heimatstadt, sondern in ganz Amerika Probleme bekommen würde.
    „Habt ihr viel Blut in ihrem Bett gefunden?“
    „Nein, zum Glück nicht. Einer der Täter hat damit die Buchstaben ASE auf das Laken geschrieben, mehr nicht. Dafür muss er Cynthia verletzt haben, das ist schlimm genug.“
    „Es bedeutet aber auch, dass sie nicht gestorben ist, denn sonst wäre die Matratze durchtränkt gewesen.“ Zumindest nicht in ihrem Bett, aber vielleicht später durch den Blutverlust. Claire dachte weiter laut nach: „Eine Signatur aus dem Blut seines Opfers … effektvoll. Da möchte jemand Eindruck schinden. Es geht nicht um die Opfer alleine, sondern auch um diejenigen, die den Tatort finden, untersuchen und darüber berichten,

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