Die Maske des Meisters
oder ohne Liebe.
Natürlich sehnte sie sich auch nach einer Beziehung. Doch vielleicht waren Liebe und das gleichzeitige Ausleben ihrer erotischen Fantasien mit eben diesem neuen Lebenspartner ein zu großer Wunsch. Mit Morris hatte es auch nicht funktioniert.
NYMPHAE: Das ist lieb von dir .
VALI: Das ist selbstverständlich. Was hast du vor deinem geistigen Auge gesehen?
NYMPHAE: Ich habe auf dem Bürostuhl gesessen, so wie jetzt, nackt, jedoch mit meinem Hintern auf der Kante. Meine Augen waren geschlossen, dafür meine Schenkel geöffnet und meine Hände hinter meinem Kopf verschränkt. Ich war offen für dich, bereit .
VALI: Was habe ich getan?
NYMPHAE: Du bist um den Stuhl herumgegangen, ich habe deine Schritte gehört und das Rascheln deiner Hose .
VALI: Dann war ich noch angezogen?
Klang er verwundert, oder interpretierte sie das nur in seine Frage hinein? Claire nickte, obwohl er es nicht sehen konnte.
NYMPHAE: Ja, du hast mich umkreist, um meinen Körper aus allen Blickwinkeln zu betrachten. Um ihn noch besser kennenzulernen, hast du mich gestreichelt. Zärtlich wie der Luftzug des Ventilators haben deine Hände meine Rundungen berührt, und ich bin fast wahnsinnig geworden, weil ich dich intensiver spüren wollte, aber du hast mir den Gefallen nicht getan .
VALI: Eine psychische Barriere .
NYMPHAE: Wie bitte?
VALI: Du konntest es dir nicht vorstellen, weil du nicht weißt, wie es sich anfühlt .
Er mochte recht haben. Sie konnte sich vorstellen, wie Morris sich verhalten hätte, aber das wollte sie nicht. Dagegen hatte sie keine Ahnung, was Vali getan hätte. Hätte er ihren Schambereich mit seinen Fingerspitzen erkundet und wäre in sie eingedrungen? Oder hätte er ihr einen Finger in den Mund gesteckt, damit sie daran lutschte? Oder gar zuerst das eine und dann das andere?
VALI: Wenn ich dich jetzt fragen würde, ob du dich mit mir treffen würdest, wäre deine Antwort positiv?
NYMPHAE: Ich weiß, ich werde gierig, wenn ich erregt bin. Aber wolltest du mich nicht bremsen?
VALI: Es war nur eine hypothetische Frage. Beantworte sie bitte .
Wenn das so einfach wäre. Claire wusste es nicht. Jede Faser ihres Körpers sehnte sich nach seinen Liebkosungen, aber sie rief sich in Erinnerung, dass sie ihn nicht gut genug kannte. Eigentlich wusste sie so gut wie gar nichts über ihn. Vielleicht war er gar kein zärtlicher Mann, sondern mochte es beim Sex grob. Möglicherweise hatte er eine Familie, und das hätte Claire gestört, denn nicht nur ihr Schoß reagierte auf seine sinnliche Art.
NYMPHAE: Es ist zu früh. Noch .
VALI: Und wenn das Treffen virtuell stattfinden würde?
NYMPHAE: Wie meinst du das?
VALI: Durch Webcams .
Claire blieb fast das Herz stehen. Auf diese Weise würde er ihr Gesicht kennen. Sie wusste nicht, ob sie das zum jetzigen Zeitpunkt schon wollte, auch wenn sie sehr neugierig darauf war, zu erfahren, wie er aussah. Sie antwortete ausweichend.
NYMPHAE: Dann doch lieber ein richtiges Treffen, allerdings später. Webcams empfinde ich als unpersönlich .
VALI: Die Kameras werden nur auf unseren Schambereich gerichtet sein, somit bleibst du völlig anonym .
„Oh“, entfloh es Claire. Sie überlegte gründlich, wog das Für und Wider ab und kam zu dem Ergebnis, dass ihr keinerlei Gefahr drohte. Ihre Identität würde nicht auffliegen, das war ihr am wichtigsten. Dagegen ermöglichte ihr diese neue Erfahrung, einen weiteren Schritt in Richtung Ausleben ihrer sexuellen Wünsche zu machen. Ihre Träume würden ein Stück weit realer werden.
Meine Fantasien finden langsam ihren Weg in die Wirklichkeit, dachte sie, mittlerweile fasziniert von Valis Idee und seinem Einfühlungsvermögen. Obwohl er von ihrer Erregung und wachsenden Gier wusste, nutzte er sie nicht aus. Er versuchte nicht, sie zu manipulieren, sondern gab ihr die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob sie ihre Grenzen erweitern wollte.
NYMPHAE: Ich bin einverstanden .
VALI: Ich möchte, dass du weitere Dinge besorgst. Anweisungen auszuführen gehört zur Unterwerfung dazu, nicht wahr?
NYMPHAE: Du forderst mich heraus .
VALI: Ich möchte nur erfahren, ob du wirklich bereit bist, etwas für die Erfüllung deiner Fantasien zu tun. Sei ehrlich, du möchtest nicht, dass man es dir leicht macht, sonst hättest du einen der geilen Spinner gewählt, die dich schamlos angebaggert haben .
Claire spürte die Brise des Ventilators stärker, als wollte Vali ihr seine dominante Präsenz verdeutlichen. Natürlich war das
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