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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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Bevölkerung auslösen? Er klang weder im Chat noch am Telefon wie ein skrupelloser Psychopath.
    „Woher weiß ich, dass Cindy und Libby tatsächlich noch am Leben sind?“, fragte sie und ging zurück ins Büro. Sie nahm Platz, klemmte das Telefon zwischen Schulter und Ohr fest und tippte den Begriff „Ketamin“ in eine Online-Suchmaschine ein.
    „Kannst du nicht, du musst mir einfach glauben.“
    „Womit wir wieder bei Vertrauen sind. Das Thema hatten wir schon des Öfteren. Wie kann ich dir vertrauen, wenn du mir die ganze Zeit vorgespielt hast, mich nicht zu kennen?“ Rasch überflog sie die Suchergebnisse.
    „Hab ich nicht“, antwortete er sanft, und an seiner Stimme konnte sie hören, dass er lächelte. „Du hast mich nie gefragt, ob ich weiß, wer du bist.“
    „Ah“, machte sie, um ihn hinzuhalten. „Verschleierung der Wahrheit, indem man Informationen zurückhält. Diesen Trick habe ich auch schon benutzt.“
    Sie klickte einen Link an und wurde zu einer Website weitergeleitet, die über Date-Rape-Drogen aufklärte. Darunter befand sich auch Ketamin. Eigentlich wurde es als Narkosemittel in der Tiermedizin angewandt, aber auch als Vergewaltigungsdroge missbraucht. Claire schlug entsetzt die Hand vor den Mund und hätte beinahe das Telefon fallen gelassen.
    „Ich habe sie nicht vergewaltigt“, erklärte Vali energisch und verärgert. „Ganz bestimmt nicht. Ich habe Respekt vor dem Leben und kenne die Grenzen.“
    Er wusste, dass sie die Bedeutung von Ketamin nachgeschaut hatte. Claire lehnte sich im Bürostuhl zurück und rieb sich erschöpft über ihre Stirn. Natürlich, er wusste über jeden ihrer Schritte im Internet Bescheid, weil er sich in Todds Computer gehackt hatte. Das hatte sie vergessen.
    „Du hast sie nicht missbraucht und ihnen nicht die Wunde zugefügt, um sie zu quälen“, begann Claire vorsichtig. „Worum geht es dir dann?“
    „Das wirst du noch früh genug erfahren – und es wird dir nicht gefallen.“
    „Dann bist du doch ein Monster.“
    „Nein!“
    Sie hörte das Schaben eines Stuhls und ahnte, dass er sich ruckartig aufgesetzt und den Stuhl, auf dem er saß, dabei nach hinten geschoben hatte.
    „Beweis es mir.“
    „Das muss ich nicht, Claire.“
    Mutig straffte sie ihre Schultern. „Ich möchte einen Beweis dafür, dass die Frauen noch leben.“
    „Du hast kein Recht, etwas von mir zu fordern“, brummte er verärgert. „Im Gegenteil. Ich habe dich in der Hand. Noch habe ich Cindy und Libby nichts getan, aber das könnte sich ändern, wenn ich wütend werde.“
    Claires Augen wurden feucht. Ihre Stimme zitterte. „Bitte.“ Mehr sagte sie nicht.
    Sie neigte sich nach vorn, stützte ihren Ellbogen auf dem Schreibtisch ab und legte den Kopf in ihre Hand. Die Hilflosigkeit nagte an ihr. Sie fühlte sich schlecht, weil sie nichts tun konnte. Ase lenkte dieses perverse Spiel, in dem es um zwei Frauen und deren Wohlergehen ging.
    „In Ordnung.“ Vali fuhr bedauernd fort: „Libby ist ein Häufchen Elend und muss sich erst noch in ihr Schicksal fügen. Cynthia dagegen ist eine richtige Kratzbürste. Ich werde dich mit ihr telefonieren lassen. Kurz!“
    Sie konnte ihr Glück kaum fassen. „Danke.“
    „Warte einen Moment. Ich muss ihr erst noch deutlich machen, dass sie keine Dummheiten machen soll.“
    Während sie wartete, dachte sie darüber nach, weshalb er ihr den Gefallen tat. Köderte er sie, indem er die Zügel lockerer ließ? Oder mochte er sie wirklich?
    Er klang nicht wie ein brutaler Verbrecher, sondern eher wie ein geschlagener Hund, der in die Ecke getrieben worden war und sich nun zur Wehr setzte. Traurigkeit schwang in seiner Stimme mit, Enttäuschung und Erschöpfung.
    Mitleid regte sich. Aber sie ermahnte sich, keinesfalls etwas in ihm zu sehen, das er nicht war. Sie wollte, dass Vali in Wahrheit ein guter Kerl war, weil er ihr Mentor war und sie längst begonnen hatte, etwas für ihn zu empfinden. Doch er hatte zwei Frauen in seiner Gewalt. Wie gut konnte er also sein?
    Vali kehrte an den Apparat zurück. „Ich habe Cynthia gewarnt, nichts Falsches von sich zu geben, denn ich dürfte ein solches Fehlverhalten nicht ungestraft lassen. Bring sie nicht dazu, etwas auszuplaudern, Claire. Ich möchte ihr nicht wehtun müssen.“
    Ein unausgesprochenes, energisches Bitte hing in der Luft. Claire fragte sich, ob er seine Drohung wahr machen würde oder gar nicht in der Lage dazu war, immerhin hatte er die Frauen betäubt, bevor er sie geschnitten

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