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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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massierte ihn halbherzig, denn sie fühlte sich wie in Trance. Alles rückte in weite Ferne. Das Zirpen der Grillen, die sich unter ihrem Fenster gesammelt hatten und die Dämmerung untermalten, das Rauschen des altersschwachen Computers und die nachlassende Hitze. Sie vergaß sogar vor Aufregung zu zittern. Eine seltsame, trügerische Ruhe ergriff sie.
    VALI: Du bist schockiert, und das zu Recht. Ich weiß, wer du bist. Ich habe es immer gewusst. Ein Freund hat Todds PC gehackt, und nun weiß ich über jeden seiner und deiner Schritte im Internet Bescheid. Es war nicht schwer, dich im LoveSpot aufzuspüren. Ich habe deine Spur aufgenommen und dich eine Weile beobachtet, um dich kennenzulernen. Eigentlich hatte ich nicht vor, dich anzusprechen, aber ich konnte nicht anders. Dein zaghaftes Suchen hat mir imponiert. Schüchtern, aber du weißt, was du willst, das gefällt mir .
    NYMPHAE: Warum erzählst du mir das? Um deine Macht auszukosten?
    VALI: Die Zeit ist gekommen, die Karten auf den Tisch zu legen. Ich hatte nicht vor, den Kontakt zu dir aufzunehmen. Das wäre nicht nötig gewesen. Aber wird sind uns ähnlich .
    NYMPHAE: Nein, ganz bestimmt nicht!
    VALI: Du kennst mich nicht .
    NYMPHAE: Ich habe gehört, was du getan hast. Taten sagen mehr als Worte .
    VALI: Ich habe fair gespielt. Ich hätte mich unter einem neutralen Nickname im Chat anmelden können, aber ich habe Vali gewählt, um dir die Chance zu geben, meine wahre Identität herauszufinden .
    Er stellte es so dar, als wäre es ihre eigene Schuld gewesen, dass sie sich auf eine Online-Affäre mit ihm eingelassen hatte. Sie hätte nur früher nach der Bedeutung seines Chatternamens forschen müssen, dann wäre Ase viel früher aufgeflogen. Aber noch hat er sich selbst nicht als der Täter geoutet, der erst vor Kurzem Liberty Brewer in seine Gewalt gebracht hatte.
    NYMPHAE: Leben sie noch?
    Sie wagte nicht, die Namen der vermissten Frauen zu nennen, als wäre das ein schlechtes Omen. Vage erinnerte sie sich daran, mal einen Mann mit dem Nachnamen Brewer gekannt zu haben. Wer es war, wusste sie nicht mehr, nur dass er geheiratet hatte und Hals über Kopf weggezogen war. Es musste so um die Zeit gewesen sein, als die örtliche Polizeiniederlassung geschlossen wurde.
    VALI: Überlasse Todd die Ermittlungen, Claire .
    NYMPHAE: Was ist so schwer daran, Ja oder Nein zu tippen? Eine andere Möglichkeit gibt es schließlich nicht. Entweder sie sitzen in irgendeinem Keller fest, gefesselt, blutend und starr vor Angst, oder ihre Leichen liegen irgendwo verscharrt .
    VALI: Du machst dir zu viele Gedanken, aber das ist der Job des Sheriff’s Departments .
    NYMPHAE: Nein, du hast mich mit hineingezogen .
    Bin ich die Nächste, hallte es in Claire wider. Ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen.
    NYMPHAE: Bitte, sag mir wenigstens, ob es noch Hoffnung gibt. Hast du die Blutung gestillt?
    VALI: Verdammt noch mal, Claire, Blut erregt mich nicht. Glaub es mir! Das lustvolle Spiel mit der kontrollierten Gefahr gefällt mir, aber das hat absolut nichts mit Cindy und Libby zu tun .
    Die Kurzformen der Vornamen klangen vertraut. War Vali eventuell ein Bekannter der beiden?
    NYMPHAE: Cindy?
    VALI: Tu nicht so naiv. Das nehme ich dir nicht ab. Cindy Smith, du kennst sie von früher, das weiß ich hundertprozentig .
    Die Erkenntnis traf sie hart. Cindy Smith war Cynthia Bavenger, davon hatte sie keine Ahnung gehabt. Cindy war ein aufgewecktes Mädchen gewesen, mit ein paar Pfund zu viel auf den Rippen, und genau deshalb hatte Claire sie gemocht, weil sie nicht wie die anderen Schnepfen versuchte, eine Kopie von Britney Spears zu sein.
    Sie hatten sich auf der Highschool kennengelernt und ein paarmal die Mittagspause zusammen verbracht. Mehr nicht. Claire hatte nicht einmal gewusst, dass Cindy nur ihr Rufname war und sie in Wahrheit Cynthia hieß. Sie musste geheiratet haben. War Cindy nicht mit einem von Todds Freunden verwandt gewesen?
    Jedenfalls war sie sehr verärgert, weil er sie im Dunkeln gelassen hatte. Wahrscheinlich wussten alle Bescheid, nur sie nicht. Sie kam sich ausgeschlossen vor, und das von ihrem eigenen Bruder. Sie hatte ihn gefragt, ob sie die Vermisste kannte. Er hatte den Kopf geschüttelt und den Namen der Frau genannt, aber Claire nicht darüber aufgeklärt, wer sie war.
    NYMPHAE: Bist du Ase?
    VALI: Für dich bin ich Vali .
    NYMPHAE: Das ist ein und dasselbe .
    VALI: Nein! Und über diesen Unterschied solltest du dich freuen .
    NYMPHAE: Du hast zwei Frauen

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