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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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schützen, so lange es ging, aber nun ist der Vorhang gefallen, und es gibt kein Zurück.“
    „Zu schützen?“
    „Vor mir.“
    Claire rutschte das Herz in den ledernen Stringtanga. „Dann arbeitest du alleine? Vali ist immerhin einer der Asen.“
    „Es gibt keine Götter, nur Menschen, die denken, sie wären besser als andere, wie in Orson Wells’ Roman ‚Die Farm der Tiere‘“, sagte er zerknirscht und fügte spöttisch hinzu: „Alle sind gleich, nur manche sind gleicher.“
    „Die Schweine haben diese Regel aufgestellt.“
    Nun lachte er verbittert. „Wells hatte die Tiere sehr gut ausgewählt.“
    Sprach er von seiner Bande, die er verlassen hatte? Er klang eher nach einem Einzeltäter, fand Claire, nach einem vergrämten Mann, der enttäuscht vom Leben war und eben diesem jede Enttäuschung mit barer Münze zurückzahlte. Auf grausame Art und Weise.
    Dennoch bohrte sie weiter: „Habt ihr gemeinsam begonnen, und nun führst du das Werk alleine zu Ende? Oder haben sie dich bei deinen Plänen im Stich gelassen?“
    „Ich bin allein, Claire.“
    In dem einen Satz schwang eine tiefe Traurigkeit mit, die Claire berührte, als ob Vali nicht nur von der Entführung der beiden Frauen sprach, sondern von seinem gesamten Dasein. Kidnappte er die Frauen, um nicht mehr einsam zu sein? Sie ermahnte sich, kein Mitleid mit ihm zu haben. Das hatte er nicht verdient. Außerdem würde es ihn lediglich davon überzeugen, dass sie sein nächstes Opfer werden sollte.
    Sie schlang ihren freien Arm um ihren nackten Busen, als müsste sie ihn schützen. „Warum musstest du ihnen wehtun? Das Blut, es war nicht nötig.“
    Vali atmetet tief ein und langsam wieder aus. „Ich bin nicht die Bestie, die du in mir siehst.“
    „Die befleckten Laken sagen etwas anderes.“
    Er sprach leiser, beinahe verschwörerisch: „Ich werde dir nun etwas anvertrauen, und ich möchte, dass du niemandem etwas davon erzählst, ganz besonders nicht Todd. Damit ich mir sicher sein kann, muss ich meinem kleinen Hippiegirl leider drohen.“
    Mit offenem Mund ließ sie sich auf Todds Bett nieder. Er hatte sie beobachtet. Vali wusste, dass sie sich gerne bunt anzog und manchmal, wenn sie ihre rotblonden Haare zu zwei seitlichen Zöpfen flocht, wie ein Blumenmädchen aussah. Die Erkenntnis, dass er nicht nur alles über sie wusste, sondern sie auch verfolgt hatte, erschütterte sie. Er war ihr die ganze Zeit nah gewesen und hätte sie entführen können. Wieso hatte er sich für Libby Brewer entschieden?
    Vali fuhr fort: „Cindy und Libby leben noch. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass sie in meiner Gewalt sind und ich ihnen jederzeit etwas antun könnte. Hast du das verstanden?“
    „Töte sie bitte nicht.“ Ihr Hals war staubtrocken.
    „Oh Claire, hör auf, Spekulationen über mich anzustellen. Ich bin kein Mörder.“
    „Aber du könntest zu einem werden.“
    Eine Pause entstand, als würde er über das, was sie gesagt hatte, nachdenken.
    Schließlich seufzte er. „Du willst die beiden Frauen schützen, dann schweig. Das ist alles, was du im Moment für sie tun kannst. Hast du mich verstanden? Ich werde dir etwas anvertrauen. Es ist unser kleines Geheimnis, und niemand darf davon erfahren.“
    Wurde sie dadurch zu seiner Mittäterin? „In Ordnung.“
    Wieder dauerte es eine Weile, bis er antwortete. Möglicherweise musste er erst über seinen Schatten springen oder suchte nach den richtigen Worten. „Ich habe Cynthia und Liberty zuerst mit Ketamin schachmatt gesetzt und ihnen dann eine kleine Wunde zugefügt.“
    Das machte keinen Sinn. Claire grübelte über diese Offenbarung nach. „Warum?“
    „Ich habe dir schon zu viel verraten, dass die beiden Frauen noch leben und nun dies. Zieh deine eigenen Schlüsse. Mehr Informationen gibt es nicht.“
    Sie schloss ihre Augen und stellte sich das Szenario vor. Das Blut auf dem Laken war nicht durch einen Kampf entstanden. Ase hatte seine Opfer auch nicht verletzt, um sich an deren Entsetzen zu weiden, denn dafür hätten sie bei vollem Bewusstsein sein müssen. Möglich war nur eine Schlussfolgerung: Er wollte nicht, dass sie etwas von dem Schnitt mitbekamen.
    Wieso war er so fürsorglich? Scheinbar war er nicht am Leid der Opfer interessiert. Aber weshalb sollte er die Frauen dann überfallen und verschleppen?
    Claire öffnete ihre Augen wieder. Ging es ihm darum, die Familien indirekt zu quälen? Oder wollte er nur Chaos und Kummer verbreiten und Entsetzen in der

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