Die Maske des Meisters
es mir doch sowieso gesagt, oder etwa nicht?“ Aufmüpfig sah sie ihn an und hob eine Augenbraue, doch er starrte immer noch in sein Essen.
Er zögerte. „Ich möchte nicht, dass du dir Sorgen machst. Bestimmt hast du Angst in dem großen Haus mitten in den Feldern.“
„Dann lass mir doch eine Pistole hier.“
Nun endlich schaute er auf. „Claire!“
Sie grinste, weil sie endlich seine vollkommene Aufmerksamkeit besaß. „Es wird eh bald in den Medien breitgetreten werden.“
Seufzend fuhr sich Todd durch die kurzen, blonden Haare, wie er es immer tat, wenn ein Thema ihm unangenehm war. „Wenn öffentlich wird, dass eine zweite Frau entführt wurde, ist im Hamilton County die Hölle los. Für Cyns Entführung konnten wir eine Nachrichtensperre erwirken. Bei zwei Opfern wird das nicht mehr möglich sein, weil sogar die nationale Presse auf den Fall aufmerksam werden wird. Ein Desaster! Die Medien werden alles komplizierter machen und uns bei den Ermittlungen im Weg stehen.“
„Vielleicht können sie auch helfen“, überlegte Claire laut. „Die Nachrichtensender und Printmagazine könnten alle Frauen warnen und zu erhöhter Vorsicht aufrufen, sodass Ase die Jagd verdorben wird.“
„Hör auf, dir Gedanken über das alles zu machen. Das ist die Aufgabe des Sheriffs.“ Nachdenklich betrachtete er seine Schwester und spülte seine Kehle mit Bier.
„Dann hör du auf, mich anzulügen.“
Geräuschvoll stellte er die Bierdose ab. „Was willst du damit sagen? Ich habe eine Doppelschicht hinter mir und keine Lust auf Spielchen. Also rück mit der Sprache heraus.“
Fein, er suchte die direkte Konfrontation? Das konnte er haben. „Als ich dich gefragt habe, ob ich Cynthia Bavenger kenne, hast du verneint.“
„Ich habe nur den Kopf geschüttelt.“
Welch eine lahme Ausrede! „Also hast du die Situation noch genauso glasklar vor Augen wie ich. Warum? Weil du ein schlechtes Gewissen hast?“
Stumm blinzelte er.
„Erst verschweigst du mir das blutige Laken, Todd, und dann finde ich auch noch zufällig heraus, dass die Entführte Cindy Smith ist, die ich von der Highschool kenne.“
Mit zusammengekniffenen Augen schob er seinen leeren Teller zur Seite und neigte sich über den Tisch zu ihr. „Erstens, ich muss dir gar nichts über die laufenden Ermittlungen berichten. Zweitens möchte ich den Fall so weit wie möglich von dir fernhalten, um dich nicht zu beunruhigen.“
Leider verloren, dachte Claire, ich bin näher an Ase dran als das Sheriff’s Department.
„Und drittens habe ich dir schon einmal gesagt, dass ich befürchte, du könntest Hals über Kopf abreisen, weil du denkst, du wärst hier nicht in Sicherheit.“ Er machte eine kurze Pause. „Vielleicht solltest du das wirklich tun, Claire. Tauch bei Freunden in New York unter, bis wir den oder die Täter gefunden haben, denn ich kann dich nicht in dem Maße beschützen, wie ich es gerne möchte, weil ich zu selten zu Hause bin.“
Sie schluckte schwer an dem Kloß in ihrem Hals. „Du möchtest, dass ich gehe?“
„Nein“, antwortete er und richtete sich wieder auf. „Aber es ist auch nicht wichtig, was ich möchte. Deine Sicherheit steht an erster Stelle.“
Tiefe Enttäuschung breitete sich in ihr aus, und sie fühlte sich mit einem Mal kraftlos. Claire konnte seine Beweggründe nachvollziehen, trotzdem kam sie sich wie ihre ehemalige Klassenkameradin Lucy Downey vor, die von ihren Eltern wegen eines lesbischen Kusses aus Oakwood weggeschickt wurde.
Was ebenfalls an ihr nagte, war die Tatsache, dass sie gar keine Freunde in New York besaß. Alle Bekannten dort waren Morris’ Freunde, nicht ihre. Und sie hatte sie durch die Trennung von ihrem Noch-Ehemann verloren.
Aber selbst wenn sie wollte, konnte sie nicht abreisen, weil Vali sie in der Hand hatte, und sie wollte das Leben von Cynthia und Liberty nicht aufs Spiel setzen, sondern alles dafür tun, die Frauen zu retten.
„Ich bleibe!“, teilte Claire ihrem Bruder energisch mit. Schwungvoll stand sie auf und räumte Geschirr und Besteck in die Spüle. Sie ließ heißes Wasser ein, gab etwas Spülmittel hinzu und verteilte es mit der Hand. „Du solltest dir eine Spülmaschine anschaffen.“
„Für mich alleine?“
„Es gibt kleine Geräte für Singles“, meinte sie, ohne sich umzudrehen. „Außerdem sind wir zu zweit.“
Sie hörte, wie Todd den Stuhl zurückschob, aufstand und zu ihr kam.
Als er hinter ihr stand, fasste er ihre Oberarme und drückte sie
Weitere Kostenlose Bücher