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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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er der Stärkere von euch beiden. Aber das stimmt nicht. Du bist es!“
    Nun lächelte er wieder. Er wuschelte durch ihre Haare, bis sie seine Hand wegschlug. „Ich wusste, dass du kein Problem mit meiner Homosexualität haben würdest. Es tut mir leid, es dir nicht eher gesagt zu haben. Ich weiß auch nicht, warum ich damit gewartet habe. Wahrscheinlich, um Howie zu schützen.“
    Claire strich ihre Haare glatt und legte den Zeigefinger an ihre Lippen. „Ich werde schweigen wie ein Grab.“
    „Danke.“
    Sie deutete auf die Tür. „Nun geh schon und leg dich ins Bett. Ich erledige das Spülen und Aufräumen. Den Auflauf stelle ich wieder in den Ofen. Den Rest können wir heute Abend essen.“
    Todd trank seine Dose leer, warf sie in den Mülleimer und hob seine Hand als Abschiedsgruß.
    Da fiel Claire das Sommerfest ein. Während sie im Wasser nach dem Besteck fischte, fragte sie beiläufig: „Veranstaltet das Sheriff’s Department auch jedes Jahr ein Barbecue oder etwas in der Art, genau wie die Polizei von Oakwood, als die Niederlassung noch existierte?“
    „Das Sommerfest ist übermorgen.“ Todd blieb im Türrahmen stehen. „Eigentlich wollte der Sheriff es absagen, aber es kommen auch der Bürgermeister von Cincinnati und andere wichtige Personen, daher findet es mit einer Art Notbesetzung statt und ist nach drei Stunden schon wieder beendet. Wieso fragst du?“
    „Ich würde gerne mitkommen.“ Kräftig rieb sie über die Gabeln und Messer, als hätten diese seit zehn Tagen verschmutzt herumgelegen.
    „Du?“ Die Skepsis in seiner Stimme war kaum überhörbar. Obwohl sie ihm den Rücken zudrehte, ahnte sie, dass er die Stirn runzelte. „Du hast mich doch früher nur ungern begleitet.“
    Sie suchte nach Ausflüchten. „Ich habe nicht einmal jemanden, mit dem ich einen Kaffee trinken gehen kann. Neulich habe ich Howards Schwester getroffen. Sie kam mir viel netter vor als früher.“
    „Melissa wird bestimmt auch da sein. Sie hat Howie schon immer zu allen Veranstaltungen begleitet, wie du mich früher.“
    „Du arbeitest zurzeit so viel, ich bin oft alleine.“ Mitleiderregend schaute sie ihn über ihre Schulter hinweg an.
    „Hey.“ Entschuldigend hob er beide Hände hoch. „An mir soll es nicht liegen. Ich freue mich sehr über deinen Vorschlag. Nach einer Trennung sollte man sich nicht einigeln.“ Daraufhin verließ er die Küche. Er sprintete offensichtlich die Treppenstufen ins Obergeschoss hoch, denn seine Schritte polterten durch das ganze Haus.
    Sie würde tatsächlich zu dem Barbecue gehen. Claire war über sich selbst erstaunt. Als sie das Spülwasser aus dem Becken ließ, streifte ihr Blick ihr T-Shirt. Ihre Brustspitzen zeichneten sich hart ab. Wie kleine Dornen. Hatte sie Vali das wirklich damals im Chat geschrieben? Ja, sie hatte.
    Der Ausblick auf ein reales Treffen mit ihm erregte sie. Fatalerweise.
    Sie kam sich vor wie eine Motte, die ins tödliche Licht flog, und redete sich ein, dass sie sich nicht freiwillig mit ihm traf, sondern er sie nötigte.
    Aber das traf die Wahrheit nicht ganz. Bei der Vorstellung, ihm bald gegenüberzutreten, begann ihr Körper von innen heraus zu glühen. Ängstliche Vorfreude ergriff Besitz von ihr. Sie wusste, es war falsch, aber Gefühle ließen sich nicht ein- und ausschalten wie Hulk, der große grüne Vibrator. Und der Mann, mit dem sie gechattet und telefoniert hatte, war keineswegs ein Schlächter, sondern hatte sich als Lehrmeister von seiner einfühlsamen Seite gezeigt.
    Wenn sie ihn auch nur annähernd so gut zu durchschauen vermochte wie er sie, würde sie behaupten, dass ihn eine Art Geißel antrieb, die ihn mehr quälte als seine Opfer.
    Jeder hat einen Dämonen, dachte Claire, und meiner heißt vermutlich Vali.

21. KAPITEL
    Als Claire zwei Tage später auf dem Sommerfest stand, bereute sie es. Sie fühlte sich nicht zugehörig, ihr Magen rebellierte, weil das Zusammentreffen mit Vali kurz bevorstand, und sie fragte sich, was sie hier eigentlich tat. Sie hatte keinen Plan und war nervös.
    Während Todd einige Arbeitskollegen begrüßte, schaute sich Claire um.
    Das Fest fand an einem künstlich angelegten See vor den Toren Cincinnatis statt. Er war umgeben von Bäumen und Sträuchern, die neu, aber reichlich gepflanzt worden waren, sodass sie dicht nebeneinanderstanden und die Wiesenfläche am Ufer schützten. Ein neues, frisch fertiggestelltes Naherholungsgebiet für die gestressten Stadtbewohner. Rund um den See führte ein Weg

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