Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra

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brüderlich. „Wer weiß, für wie lange. Verzeih mir meine Notlüge. Es ist schon beängstigend genug, wenn im selben Ort eine Frau entführt wird, aber es ist noch Furcht einflößender, wenn man sie persönlich kennt. Erst dann spürt man, wie nah das Grauen gekommen ist. Es ist etwas anderes, wenn man von solch einem Fall in den Nachrichten hört …“
    „Wohnt das Opfer jedoch nur ein paar Straßen weiter und hat schon mal deinen Weg gekreuzt, ist plötzlich die Distanz weg“, führte Claire seinen Gedanken weiter. Sie wandte sich um und strich über seine Wange. „Ich weiß, was du meinst, aber ich möchte hier bei dir wohnen bleiben. Bitte schick mich nicht weg. Du bist alles, was ich habe.“
    Todd küsste sie auf die Stirn. „Das habe ich nicht vor, Schwesterherz. Ich überlasse dir die Entscheidung.“ Er gab ihr einen Nasenstupser und bewaffnete sich mit einem Trockentuch.
    Während Claire spülte, bohrte sie nach: „Gibt es eine Verbindung zwischen Cynthia Bavenger und Liberty Brewer?“
    „Ihre Nachnamen fangen beide mit einem B an“, scherzte er absichtlich, um eine Antwort zu vermeiden.
    Rügend sah sie ihn an und reichte ihm einen Teller. „Das macht ihr Deputys doch so. Ihr sucht nach einer Gemeinsamkeit, um dem Täter auf die Spur zu kommen.“
    „Du guckst zu viele Krimiserien“, entgegnete er und trocknete den Teller ab.
    „Besser, als mexikanische Soaps zu verfolgen. Aber mal im Ernst: Die beiden Frauen wohnen nicht in ein und derselben Ortschaft. Die eine lebt in Oakwood, die andere in Fairfield.“
    „Beide Gemeinden sind nur durch den Corn Forest und die Eisenbahnschienen getrennt.“
    Todd tat so, als wäre diese Information unwichtig, aber das war sie für Claire nicht, denn sie sagte aus, dass Ase sich auf diese Gegend spezialisiert hatte. Er war vermutlich kein Reisender, wie ein Trucker zum Beispiel. „Ich denke, er stammt aus dem Hamilton County.“
    „Wie kommst du darauf?“, wollte er überrascht wissen.
    Aufgeregt kratzte sie einige angetrocknete Essensreste vom Teller, den sie gerade spülte. „Jagen nicht die meisten Serientäter in einem Revier, das sie wie ihre eigene Westentasche kennen?“
    Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Mal nicht den Teufel an die Wand. Zwei Entführungen machen noch keinen Serientäter aus, und ich hoffe doch sehr, dass es keine weiteren vermissten Frauen geben wird.“
    „Besuchen Cynthia und Liberty vielleicht gemeinsam irgendwelche Kurse?“
    Er schwieg, während er ihr den zweiten Teller aus der Hand nahm und abtrocknete.
    „Arbeiten sie zusammen? Das habt ihr bestimmt als Erstes geprüft.“
    „Lass es gut sein“, gab er genervt von sich und räumte die beiden Teller geräuschvoll in den Schrank.
    „Haben sie irgendwelche gemeinsamen Bekannten?“
    Aufgebracht warf Todd das Geschirrhandtuch auf die Arbeitsfläche. „Du wirst nicht aufgeben, habe ich recht? Du bohrst und fragst, und ich habe keine Lust auf weitere Lügen. Du willst die ganze Wahrheit hören? In Ordnung, aber sie wird dir nicht gefallen.“
    Claire stand erstarrt vor ihm. Sie hatte es zu weit getrieben. Ihr Bruder war hundemüde. Anstatt ihn auszuquetschen, hätte sie ihn besser sofort ins Bett schicken sollen, doch nun war es zu spät. Die Konfrontation war eskaliert.
    Er stützte sich auf der Arbeitsfläche ab. „Cyn und Libby sind Schwestern ehemaliger Polizeikollegen. Beide! Caleb Smith arbeitet mittlerweile bei der elektronischen Überwachungsabteilung des Sheriff’s Departments, und wir dachten schon, einer der Täter, die eine Fußfessel tragen und die er im Auge behalten muss, hätte Cyn in seiner Gewalt. Doch dann verschwand Libby. Ihr Bruder Lewis Brewer hat der Polizei vollkommen den Rücken gekehrt und leitet nun das Bowlingcenter seines Schwiegervaters in Seven Mile.“
    „Seven Mile?“, warf sie ein.
    „Das ist ein 700-Seelen-Nest im Butler County.“
    Claire dachte an Oakwood mit seinen 1000 Einwohnern und rümpfte die Nase. Schlimmer geht es immer. Aber immerhin besaß Seven Mile ein Bowlingcenter.
    „Die Entführung hat folglich nichts mit Calebs Job zu tun.“ Todd kam zu ihr und stemmte seine Hände in die Hüften. „Jetzt bist du dran, Lilly Rush. Weshalb habe ich versucht, dir diese Information vorzuenthalten?“
    Lilly Rush ermittelte in der Fernsehserie „Cold Case“, dies jedoch war die Realität.
    Das Blut rauschte durch Claires Ohren. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Der Sheriff kannte die