Die Maske des Meisters
Verbindung zwischen den beiden entführten Frauen bereits. Ihre Brüder waren ehemalige Arbeitskollegen. Beide hatten auf dem Polizeirevier von Oakwood Dienst geschoben, bevor es von heute auf morgen geschlossen wurde. Aufgrund dieser Gemeinsamkeit hatte man Todd und Howard von der Road Patrol abgezogen.
Claire ließ das Besteck, das sie in der Hand hielt, ins Wasser fallen. „Weil du denkst, ich könnte auch in Gefahr sein.“
„Das ist nicht ganz korrekt.“ Er schüttelte den Kopf. „Weil ich verhindern wollte, dass du denkst, du könntest in Gefahr sein. Ich möchte keine Panik in dir auslösen. Wir wissen mittlerweile auch über die Bedeutung des Namens Ase Bescheid.“
Sie hakte nicht nach. Hoffentlich wunderte er sich nicht darüber und fühlte ihr auf den Zahn. Verlegen senkte sie ihren Blick.
„Dadurch und durch das Wissen über die Verbindung zwischen den Opfern sind wir dem Täter ein gutes Stück nähergekommen. Wir arbeiten hart daran, ihn so bald wie möglich zu fassen.“ Plötzlich riss er sie in seine Arme. Er drückte sie so fest, dass sie kaum Luft bekam. „Ich hab dich lieb, Claire, und beschütze dich auf meine Art und Weise.“
Sie fragte nicht nach, was er damit meinte, sondern schlang die Arme um seinen Körper und genoss die Umarmung.
„Schon gut“, sagte sie, dabei gärte es in ihr.
Sie würde einige Zeit brauchen, um die neuen Hinweise zu verdauen. Selbstverständlich würde sie weiterhin die Coole spielen, damit Todd sich keine Sorgen machte, aber ihr Selbstbewusstsein bröckelte. Vali hatte sich im LoveSpot an sie herangepirscht, weil er auf der Jagd war – nach einer weiteren Polizistenschwester.
Claire passte hundertprozentig in sein Beuteschema.
Beabsichtigte er, sie zu Opfer Nummer drei zu machen? Warum hatte er nicht sie, sondern Liberty Brewer entführt? Weshalb ließ er sich so viel Zeit mit ihr? Hatte er im Vorfeld dieselben lustvollen Spielchen mit den anderen beiden Frauen getrieben, sich ihnen eventuell sogar ebenfalls als Lehrmeister angeboten? Das konnte sich Claire nicht vorstellen. Zumindest Cynthia war bestimmt keine Frau, die ihn erregen könnte. Eifersucht erwachte in ihr, das war verrückt.
Vali ist ein Verbrecher, rief Claire sich in Erinnerung, ein Rachegott.
Sie löste sich von Todd, hielt ihn jedoch fest, denn es gab etwas, das sie ihm sagen musste. „Du warst ehrlich zu mir, nun möchte ich dir etwas beichten.“
Seine Miene verfinsterte sich, aber er schwieg.
Claire atmete tief durch. „Ich habe dich mit Howard gesehen.“
Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht.
„Es ist okay, entspann dich“, sprach sie mit ruhiger Stimme und lächelte ihn sanft an. „Ihr habt eure Mittagspause im Garten verbracht, als ich in Cincinnati war. Ich war recht früh wieder zurück …“ Mehr brauchte sie nicht zu sagen, er wusste auch so Bescheid.
„Ich wollte es dir erklären“, begann er zaghaft, „aber ich habe irgendwie nie die Kurve gekriegt.“
„Es gibt nichts zu erklären. Ich habe euch zusammen gesehen.“ Sie spürte, wie Hitze in ihre Wangen schoss, und fügte rasch an: „Nur kurz, dann habe ich mich auf mein Zimmer zurückgezogen. Ihr gebt ein schönes Paar ab. Glücklich habt ihr ausgesehen, das ist alles, was zählt.“
„Glücklich? Na ja, es könnte schöner sein.“
Claire dachte daran zurück, dass Todd nach dem lasziven Wasserspiel hatte kuscheln wollen, doch Howard schien kein Typ dafür zu sein.
Todd jedoch meinte etwas anderes. Zumindest sagte er: „Es ist nicht einfach, eine Beziehung geheim zu halten, besonders nicht über solch eine lange Zeit. Howie und ich, wir sind jetzt schon seit zweieinhalb Jahren zusammen, wenn man unsere Geheimtreffen als ‚zusammen sein‘ bezeichnen kann.“
Zweieinhalb Jahre, echote es in Claire wider. Das war länger, als sie mit Morris verheiratet gewesen war. Sie war beeindruckt!
„Dann habt ihr etwas wirklich Besonderes und solltet auch in der Öffentlichkeit dazu stehen. Das Kleinbürgertum Oakwoods wird darüber hinwegkommen.“ Claire zwinkerte. Mit einem Mal war es glasklar, weshalb er nie eine Freundin gehabt hatte.
Todd lehnte sich gegen die Arbeitsfläche und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Das wollte ich schon längst, aber Howie ist noch nicht bereit dazu.“
Das würde Howard Millers Macho-Image mit einem Schlag zerstören, unkte sie in Gedanken. „Bedräng ihn nicht. Eines Tages wird er zu seiner Liebe stehen. Äußerlich macht es den Anschein, als wäre
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