Die Maske des Meisters
abgereist, weil du mich nicht in meinem Hair Salon besucht hast.“ Wieder sprach sie Salon französisch aus.
Claire hob die Augenbrauen. Das klang wie ein Vorwurf und war wohl auch als solcher gemeint. „Ich war beschäftigt und habe nicht vor, etwas an meinen Haaren zu ändern.“
Sie folgte Mel zu einem pfirsichfarbenen Pavillon am Seeufer. Darunter standen drei Tische nebeneinander, auf denen zwei riesige Bowleschüsseln und Gläser standen. Hinter den Tischen warteten eine Frau und ein Mann mit schwarzen Kellnerschürzen auf Gäste, denen sie einschenken konnten.
Als der junge Mann Claire sah, schob er seine Kollegin beiseite. „Ich übernehme das.“ Er reichte Claire ein Glas Bowle. Als sie es annahm, hielt er es einige Sekunden länger fest, als notwendig gewesen wäre.
Irritiert drehte sie ihm den Rücken zu und nahm einen großen Schluck, während er Melissa bediente. Was sollte das? Neben Mel verblasste sie doch. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein Mann sie vorzog. Oder hatte sie soeben Vali ins Gesicht geschaut?
Oh Gott, du siehst in jedem Kerl Vali. War das ein Wunder? Sie hatte schließlich ein Rendezvous mit dem Teufel. Er wollte den Unterricht fortsetzen. Hier am See? Wohl kaum. Vielleicht in dem Loch bei Cynthia und Libby. Nein, nein, er hatte sie als ihr Lehrmeister auf das Fest bestellt. Aber vielleicht war das nur eine Falle. Entführt auf dem Sommerfest des Sheriff’s Departments, das würde ihm definitiv eine nationale, wenn nicht sogar internationale Schlagzeile einbringen.
„Du siehst blass aus.“ Melissa streifte mit dem Handrücken Claires Wange.
„Mir ist heiß.“ Sie nippte an ihrem Glas. Die Bowle schmeckte erfrischend. Die Melonenkugeln stießen zwar jedes Mal an Claires Lippen, wenn sie trank, aber der Kellner hatte ihnen Picker mitgegeben, um sie herauszufischen. Es schien kein Alkohol enthalten zu sein.
Sie schlenderten am Seeufer vorbei, beobachteten die Enten, die skeptisch um das kleine, offensichtlich neue Holzhäuschen im Wasser herumschwammen, jedoch nicht wagten, es zu betreten, und wichen dann und wann anderen Gästen aus.
„Zieht es dich nicht zurück nach New York City?“ Mel lächelte verschmitzt. „Gibt es keinen Mann, der auf dich wartet?“
„Ich lebe in Scheidung.“ Nun war es heraus. Es war das erste Mal, dass sie es aussprach, denn selbst Todd gegenüber hatte sie immer nur von Trennung gesprochen, und es fühlte sich komisch an, aber irgendwie auch gut. Sie wollte ihn nicht zurück. Ihr Leben mit ihm schien eine Ewigkeit zurückzuliegen, obwohl das nur Illusion war. Aber seitdem sie aus New York zurückgekehrt war, hatte sich so viel ereignet, dass Tage wie Wochen und Wochen wie Monate erschienen.
Melissa schaute sie mitfühlend an. „Das tut mir leid.“
„Mir nicht.“
„Ist er fremdgegangen?“, wollte sie indiskret wissen.
Vor Schreck hätte Claire beinahe das Melonenbällchen, das sie sich gerade in den Mund geschoben hatte, undamenhaft ausgespuckt. Sie zerkaute es und schluckte es herunter. „Wie kommst du darauf?“
Theatralisch seufzte Mel. „Das ist der häufigste Trennungsgrund.“
„Könnte stimmen.“ Claire fühlte einen Stich im Herzen. Die Liebe, die sie einmal für Morris empfunden hatte, war fast verblasst, aber der Schmerz und die Schmach der gehörnten Ehefrau waren noch stark. „Auch bei uns.“
Mel sog hörbar Luft ein und schüttelte den Kopf, als könnte sie es nicht glauben. „Nein, wirklich? Kannst du ihm nicht verzeihen? Ich weiß ja, dass das jeder für sich selbst entscheiden muss, aber Fehler kann man verzeihen, besonders die eines Partners. In einer Beziehung muss man auch schon mal die Faust in der Tasche machen.“
Claire hätte Morris am liebsten die Faust in den Magen gerammt, aber das behielt sie lieber für sich, weil diese Aussage Melissa wahrscheinlich zu sehr schockiert hätte.
„In guten wie in schlechten Zeiten“, führte Mel an. „Das heilige Sakrament der Ehe –“
Claire fiel ihr ins Wort. „Wir haben nicht kirchlich geheiratet.“
„Wie schade! Vor Gott das Jawort zu geben schweißt noch mehr zusammen.“ Aufgeregt trank Melissa einen Schluck Bowle.
Claires Puls stieg langsam, und Ärger wallte in ihr hoch. „Ich bezweifele, dass das meinen Noch-Ehemann davon abgehalten hätte, mit dem Hotdog-Häschen ins Bett zu steigen.“
„Trotzdem muss man um eine Ehe kämpfen.“ Nun klang Mel beinahe flehentlich. „Man wirft sie nicht einfach weg.“
„Er hat sie
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