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Die Masken der Liebe

Die Masken der Liebe

Titel: Die Masken der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auf.
    Doch auch der dritte Versuch, mit normalem, zivilisiertem Anklopfen irgendeinen Erfolg zu erzielen, scheiterte.
    »Das gibt's doch nicht!« wunderte sich Heinz Konradi kopfschüttelnd noch einmal.
    Plötzlich packte ihn die Wut. Krachend trat er gegen die Tür und rappelte an der Klinke. »Verdammt noch mal!« brüllte er dabei. »Was ist denn hier los?«
    Endlich rührte sich etwas hinter der Tür. Man hörte ein Feldbett ächzen, den tiefen Seufzer eines aus seligem Traum Erwachenden und darauf das unwillige, unheilverkündende Knurren und Schnaufen eines Menschen, der mit Mühe zu der Erkenntnis kam, daß ihm sein Schlaf geraubt wurde und er aufzustehen hatte. Schleifende Schritte näherten sich der Tür. Er geht auf Socken, dachte Heinz Konradi erbittert, auf grauen Socken mit zwei weißen Streifen, wöchentlich auf der Kammer zu wechseln.
    Ein tiefes, erschöpftes Gähnen wurde laut, dann drehte sich ein Schlüssel im Schloß. Hat die Polizei Angst? fragte sich Heinz.
    Einen schmalen Spalt nur öffnete sich die Tür, und zwei verschlafene Augen blinzelten die Ruhestörer an.
    »Was gibt's?« brummte eine belegte Stimme.
    »Guten Morgen«, sagte Heinz Konradi erst einmal sarkastisch.
    Und auch Elisabeth Konradi schloß sich diesem Höflichkeitsakt an, indem sie sagte: »Das wünsche ich auch.«
    »Was gibt's?« wiederholte der hochaktive Gesetzeshüter unbeeindruckt. Was Heinz und Elisabeth nicht wußten, war, daß er tags zuvor drei Radfahrer ohne Rücklicht und einen ohne Klingel aufgeschrieben hatte. Nachlässige Dienstauffassung hätte man ihm also zu Unrecht vorgeworfen.
    Heinz Konradi räusperte sich und begann: »Es ist so, daß wir uns an Sie wenden müssen, weil –«
    »Einen Moment«, unterbrach ihn der Polizist, dem eingefallen war, daß er praktisch barfuß war. »Ich muß mir noch meine Schuhe anziehen, der Boden ist kalt, nachts jedenfalls.«
    Er verschwand von der Tür, man hörte ihn im Inneren der Wache herumrumoren, und als er wieder zum Vorschein kam, sagte er: »Also, was gibt's?«
    Elisabeth hielt das nicht mehr länger aus. Sie rief: »Meine Schwester ist verschwunden!«
    »Wer?«
    »Meine Schwester.«
    »Ihre Schwester?«
    »Ja.«
    »Seit wann?«
    »Seit drei Stunden.«
    Es wurde still. Irgendwo tickte eine Uhr an der Wand. In düsterem Schweigen starrte der Polizist das Ehepaar Konradi an. Endlich sagte er: »Seit drei Stunden?«
    »Ja«, erwiderten Elisabeth und Heinz wie aus einem Munde.
    Der Polizist nickte: »Kommen Sie morgen wieder.«
    Nun entwickelte sich natürlich ein Wortwechsel, der rasch ungemütlich wurde, da besonders Elisabeth keineswegs bereit war, sich dem Ansinnen der Staatsgewalt zu beugen. Und sie obsiegte schließlich, nachdem sie dem Polizisten entgegengeschleudert hatte: »Wachen Sie auf! Es ist Gefahr im Verzuge!«
    Daß mit dieser Floskel die Polizei am ehesten auf die Beine zu bringen sei, hatte sie irgendwo einmal gelesen.
    »Kommen Sie rein«, sagte der Beamte und ging voraus in den Wachraum.
    Und endlich setzte dort das ein, was schon längst hätte stattfinden sollen: ein konkretes Gespräch über das Vorgefallene.
    Heinz Konradi schilderte in allen Einzelheiten, was sich zugetragen hatte. Am Ende richtete der Beamte die erste Frage, die in der Dienstvorschrift stand, an ihn: »Lebensmüde war sie nicht?«
    »Keine Spur!« rief Elisabeth, die gar nicht gefragt worden war. »Ganz im Gegenteil!«
    »Sie hat auch nichts Verdächtiges in der Richtung geäußert?«
    »Nie!«
    »Kennen Sie diesen Herrn Sanke näher?«
    »Näher nicht«, meldete sich Heinz wieder zu Wort.
    »Welchen Eindruck machte er auf Sie?«
    »An sich keinen schlechten.«
    »Auf mich schon!« mischte sich Elisabeth abermals ein.
    »Wieso?«
    »Er sieht aus wie ein Elefant.«
    »Was haben Sie gegen Elefanten?« fragte der Polizist, und Heinz sagte zu seiner Frau: »Elisabeth, du –«
    Sie schnitt ihm das Wort ab: »Sei still! Deine Menschenkenntnis hat uns das alles eingebrockt!«
    Daran entzündete sich selbstverständlich wieder ein mittlerer Wortwechsel, aus dem sich diesmal der Polizeibeamte freilich heraushielt. Das konnte er aber nur tun bis zu dem Moment, in dem Heinz ihn zum Schiedsrichter aufrief, indem er meinte: »Man kann doch einen Menschen nicht von vornherein zum Verbrecher erklären, nur weil er zwei oder drei Zentner wiegt. Was sagen Sie dazu, Herr Wachtmeister?«
    »Nein«, antwortete der Gesetzeshüter und fuhr, als er Elisabeths Gesichtsausdruck sah, rasch fort: »Hat

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