Die Masken der Niedertracht
Erwachsenen stammen, so kann sie das Kind oder den Jugendlichen in eine unheilvolle Selbstzerstörung treiben. Sehr häufig stellt man bei Erwachsenen, die als Kind Opfer der Perversion eines Elternteils gewesen sind, Anorexie oder Bulimie oder andere suchthafte Verhaltensweisen in wechselnder Folge fest, so wie bei den Opfern von Inzest.
Die perversen Anspielungen und Bemerkungen sind eine negative Konditionierung, eine Gehirnwäsche. Die Kinder beklagen sich nicht über die schlechte Behandlung, sondern sind unentwegt auf der Suche nach – unwahrscheinlicher – Anerkennung durch den abwesenden Elternteil. Sie haben das negative Bild von sich verinnerlicht (ich bin eine Null!) und nehmen es an, als hätten sie es verdient.
Stephane wird sich bewußt, daß er sich, lange vor seinem depressiven Zustand, leer fühlte, unfähig, etwas zu tun ohne einen sehr starken äußeren Anreiz. Insbesondere ist er außerstande, die beruflichen Fähigkeiten, über die er tatsächlich verfügt, zu nutzen. Um diese Leere und diesen Überdruß zu verschleiern, nimmt er regelmäßig Drogen, wobei er sagt, daß dies ihn noch nicht einmal in einen angenehmen Zustand versetze.
Bis zur Pubertät ist Stephane ein geschwätziges Kind, dynamisch, ein Spaßvogel, fröhlich, ein guter Schüler. Er verliert seine Spontaneität nach der Scheidung seiner Eltern, als er zehn Jahre alt ist. Zu diesem Zeitpunkt hat er das Gefühl, in keinem der beiden Haushalte akzeptiert zu werden. Da sein Bruder sich entschieden hat, bei seiner Mutter zu bleiben, fühlt sich Stephane verpflichtet, bei seinem Vater zu leben. Er ist Geisel dieser Scheidung.
Sein Vater ist kalt, nie zufrieden, immer abgespannt, hat nie eine Geste der Zuneigung für ihn, ist aber gewandt im Umgang mit Ironie, Sarkasmen und verletzenden Worten. Er hat keinen Spaß am Leben und läßt auch die anderen keinen haben. Stephane erzählt ihm niemals von seinen Plänen. Bei seinem Vater ist er nur ein Schatten seiner selbst, und wenn er ihn verläßt, sagt er sich: «Ich fühle mich erleichtert, das ist noch einmal gut gegangen.»
Noch als Erwachsener hat Stephane Angst vor dem Zorn seines Vaters: «Wenn ich der einzige wäre, der auf seine Gegenwart so reagiert, würde ich mir sagen, daß ich spinne. Aber ihm gegenüber zieht es ja jeder vor, nicht mehr zu diskutieren oder einfach irgendwas Beliebiges zu erzählen, um dem Konflikt aus dem Weg zu gehen.» Er ist immer in Verteidigungsstellung; denn wenn sein Vater einmal zu weit geht mit seinen Beschimpfungen, könnte bei ihm selbst «die Sicherung durchbrennen».
Er gibt zu, daß er im allgemeinen sich Autoritäten zu leicht unterwirft, weil er keine Konflikte erträgt. Er weiß, daß es, selbst in seinem Alter, den Bruch bedeutete, wenn er aufhörte, sich seinem Vater zu unterwerfen und zwar einen gewaltsamen Bruch. Im Augenblick fühlt er sich noch nicht Manns genug, ihm die Stirn zu bieten.
Der Elternteil hat ein lebendes Objekt zur Hand, verfügbar und manipulierbar, das er die Demütigungen erleiden lassen kann, die er selbst zuvor erlitten hat oder noch weiter erleidet. Jede Freude des Kindes ist unerträglich. Man schikaniert es, egal, was es tut, was es sagt. Es besteht eine Art Notwendigkeit, es für das Leid bezahlen zu lassen, das man selbst erlebt hat.
Daniels Mutter erträgt es nicht, daß ihre Kinder sich fröhlich geben, während sie in ihrer Paarbeziehung nicht glücklich ist. jedem, der es hören will, wiederholt sie: «Das Leben ist ein Butterbrot voll Sch..., von dem man jeden Tag ein wenig essen muß!» Sie erklärt, Kinder zu haben hindere einen am Leben, damit habe sie nichts am Hut, sei aber gezwungen, sich für sie zu opfern.
Sie ist ständig schlechter Laune und wirft jedem kleine verletzende Sätze hin. Sie hat ein Familienspiel erfunden, das dazu bestimmt ist, ihre Kinder abzuhärten, und das darin besteht, sich während der Mahlzeiten systematisch über jemanden lustig zu machen. Derjenige, der ins Gebet genommen wird, muß Haltung bewahren. Das verursacht wiederholte schmerzhafte Kränkungen, aber nicht hinreichend schwere, um Aufhebens davon zu machen. Übrigens sind die Kinder nicht sicher, daß all diese kleinen Verletzungen absichtlich zugefügt werden; vielleicht handelt es sich nur um Ungeschicklichkeit.
Sie verbringt ihre Zeit damit, Schlechtes über den einen oder anderen zu sagen, auf mittelbare, verschleierte Art, und hält pausenlos einem ihrer Kinder geringschätzige Reden über
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