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Die Masken der Niedertracht

Die Masken der Niedertracht

Titel: Die Masken der Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie-France Hirigoyen
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handeln, der von außerhalb kommt, dessen Stil oder Methoden die Abteilung nicht schätzt und der keinen Versuch macht, sich anzupassen oder durchzusetzen. Es kann aber auch ein ehemaliger Kollege sein, der befördert wurde, ohne daß die Abteilung konsultiert worden wäre. Jedenfalls hat der Vorstand die Meinung derer, mit denen dieser «Vorgesetzte» nun zusammenarbeiten soll, nicht hinreichend berücksichtigt.
    Noch komplizierter wird es, wenn nicht vorher eine genaue Beschreibung der Zielsetzung festgelegt wurde und wenn Aufgaben des Beförderten sich überschneiden mit denen eines seiner Untergebenen.
     
    Muriel war zunächst Assistenzsekretärin des Leiters einer großen Abteilung. Durch zähes Arbeiten und Abendkurse während mehrerer Jahre erhält sie eine verantwortliche Stellung in dieser Abteilung.
    Als sie ihren Dienst antritt, sieht sie sich sogleich der Feindseligkeit der Sekretärinnen ausgesetzt, mit denen sie einige Jahre zuvor gearbeitet hatte. Sie lassen ihr die Post nicht zugehen, sie verlegen die Akten, leiten Nachrichten nicht weiter... Muriel beschwert sich bei der Leitung, wo man ihr entgegnet, wenn sie sich bei den Sekretärinnen keinen Respekt verschaffe, habe sie nicht das Kaliber, Vorgesetzte zu sein. Man legt ihr die Versetzung auf eine andere Stelle mit geringerer Verantwortung nahe.
     
     
    Ein Untergebener wird von einem Vorgesetzten angegriffen
     
    Diese Konstellation trifft man zur Zeit äußerst häufig angesichts einer Situation, in der man die Arbeitnehmer glauben macht, sie müßten bereit sein, alles hinzunehmen, um eine Arbeit zu behalten. Das Unternehmen läßt einen einzelnen seine Untergebenen auf tyrannische oder perverse Art führen, weil ihm das recht ist oder ohne Bedeutung scheint. Die Folgen für den Untergebenen sind äußerst schwerwiegend.
     
    • # Es kann einfach um Machtmißbrauch gehen: Ein Vorgesetzter nutzt seine leitende Stellung unmäßig aus und quält seine Untergebenen aus Furcht, die Kontrolle zu verlieren. Das ist die Macht der «kleinen Chefs».
    • # Es kann sich ebenso um perverse Machenschaften eines Menschen handeln, der es nötig hat, die anderen zu Boden zu drücken, um sich Geltung zu verschaffen; oder ein ausgewähltes Opfer als Sündenbock zu vernichten, um «jemand zu sein». Wir werden sehen, wie man durch perverse Verfahren einen Arbeitnehmer in eine Falle tappen lassen kann.
     
     
    Wie man ein Opfer daran hindert zu reagieren
     
    Die Angst vor der Arbeitslosigkeit erklärt noch nicht die Unterwürfigkeit der Opfer. In der Absicht, sich ihre Allmacht zu beweisen, bedienen sich die quälenden Arbeitgeber und kleinen Chefs, bewußt oder unbewußt, seelisch perverser Methoden, die die Opfer psychologisch fesseln und sie hindern zu reagieren. Diese gleichen Methoden, die Fallstricken ähneln, wurden übrigens in verschärfter Form in den Konzentrationslagern benutzt und sind immer noch gang und gäbe in totalitären Regimen.
    Um an der Macht zu bleiben und um den anderen zu kontrollieren, bedient man sich anfangs harmloser Machenschaften, die immer gewaltsamer werden, wenn der Arbeitnehmer Widerstand leistet. Zuerst nimmt man ihm jedes kritische Urteilsvermögen, bis er nicht mehr weiß, wer recht und wer unrecht hat. Man «streßt» ihn, man putzt ihn herunter, man überwacht ihn, man stoppt die Zeit, die er für etwas braucht, damit er sich ständig genötigt fühlt, auf der Hut zu sein, und vor allem sagt man ihm nichts, was ihm gestatten könnte zu begreifen, was hier vorgeht. Der Arbeitnehmer wird in die Enge getrieben. Er nimmt immer mehr hin und traut sich nicht zu sagen, daß es unerträglich ist. Was auch der Ausgangspunkt sei und wer auch immer die Aggressoren seien, die Verfahren sind die gleichen: Man benennt das Problem nicht, sondern handelt auf hinterhältige Art und Weise, um die Person zu beseitigen, anstatt sich der Lösung des Problems zuzuwenden. Dieser Vorgang wird ausgedehnt auf die ganze Abteilung, die zum Zeugen genommen wird oder sogar aktiv teilnimmt.
    Das Quälen im Unternehmen durchläuft nun verschiedene Entwicklungsstufen, denen eines gemeinsam ist: die Gesprächsverweigerung.
     
     
    Das Verweigern unmittelbarer Kommunikation
     
    Der Konflikt wird nicht benannt, aber er findet täglich statt durch herabsetzendes Verhalten. Der Aggressor weigert sich, seine Einstellung zu erklären. Diese Weigerung lähmt das Opfer, das sich auf diese Weise nicht verteidigen kann, was die Fortsetzung der Aggression

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