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Die Masken der Niedertracht

Die Masken der Niedertracht

Titel: Die Masken der Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie-France Hirigoyen
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einen Arbeitnehmer psychisch zu zerstören, muß man ihn zunächst isolieren, indem man mögliche Bündnisse zerschlägt, damit er sich nicht wehren kann. Allein ist es sehr viel schwieriger, sich aufzulehnen, besonders wenn man das Gefühl bekommt, man habe nur Feinde um sich.
    Durch Anspielungen oder plakative Bevorzugungen löst man Eifersucht aus, bringt die Leute gegeneinander auf, sät Zwietracht. Die Arbeit des Destabilisierens wird dann automatisch von mißgünstigen Kollegen geleistet, und der wahre Aggressor kann sagen, er habe damit nichts zu tun.
    Wenn das Kaltgestelltwerden von Kollegen ausgeht, heißt das, allein in der Kantine essen zu müssen, nicht eingeladen zu werden, wenn es einen Umtrunk gibt...
    Kommt die Aggression von der Führungsebene, wird das erwählte Opfer nach und nach von allen Informationen abgeschnitten. Es wird isoliert, nicht mehr zu Versammlungen geladen. Was im Betrieb mit ihm werden soll, erfährt es aus Dienstanweisungen. Später erfolgt dann die Absonderung, es wird aufs Abstellgleis geschoben. Man gibt ihm keine Arbeit, während seine Kollegen überlastet sind, aber deswegen erhält es noch lange nicht die Erlaubnis, seine Zeitung zu lesen oder früher Feierabend zu machen.
    In einem großen verstaatlichten Unternehmen brachte man ohne Verwarnung einen leitenden Angestellten, von dem man sich trennen wollte, in einem schönen, abseits gelegenen Büro unter, ohne Aufgabe, ohne Kontakt, mit einem Telephon, das nirgendwo angeschlossen war. Nachdem diese Verhältnisse eine gewisse Zeit angedauert hatten, zog dieser Mann es vor, sich umzubringen.
    Die Absonderung bewirkt viel mehr Streß als Arbeitsüberlastung und wird sehr schnell zerstörerisch. Die Unternehmensleiter finden es bequem, sich dieses Kniffs zu bedienen, um jemanden, der nicht mehr benötigt wird, zum Rücktritt zu bewegen.
     
     
    Schikanieren
     
    Dies besteht darin, daß man das Opfer mit nutzlosen oder entwürdigenden Aufgaben betraut. So mußte zum Beispiel Sonia, Inhaberin eines Universitätsdiploms, sich damit abfinden, in einem winzigen, ungelüfteten Raum Briefumschläge zu kleben.
    Schikanieren kann auch darin bestehen, unerreichbare Ziele zu setzen, die dazu zwingen, bis spät am Abend dazubleiben, am Wochenende zu kommen – um anschließend diese so dringlich geforderten Früchte der Arbeit im Papierkorb landen zu sehen.
    Es kann auch in körperlichen Aggressionen bestehen, allerdings nicht in unmittelbaren, vielmehr in Nachlässigkeiten, die Unfälle verursachen: schwere Gegenstände, die wie zufällig dem Opfer auf die Füße fallen.
     
     
    Den anderen zu einem Fehler verleiten
     
    Ein sehr gerissenes Mittel, einen anderen zu disqualifizieren, besteht darin, ihn zum Begehen eines Fehlers zu verleiten, um ihn dann zu tadeln oder herabzusetzen; aber auch, um ihm ein schlechtes Bild von sich selbst zu vermitteln. Es ist sehr leicht, jemanden, der impulsiv ist, durch ein Verhalten, das Geringschätzung oder Herausforderung ausdrückt, zum Zorn zu reizen oder zu aggressivem Verhalten, das alle bemerken. Danach kann man sagen: «Sie haben es gesehen, dieser Mensch ist vollkommen verrückt, er stört das Arbeitsklima!»
     
     
    Sexuelle Belästigung
     
    Die sexuelle Belästigung ist nur ein weiterer Schritt beim seelischen Quälen. Es betrifft beide Geschlechter, doch die meisten der geschilderten oder gerichtlich verfolgten Fälle betreffen Frauen, die von Männern angegriffen wurden, meist von ihren Vorgesetzten.
    Es geht nicht so sehr darum, sexuell befriedigt zu werden, sondern darum, seine Macht zu beweisen; die Frau als (sexuelles) Objekt zu betrachten. Eine sexuell belästigte Frau wird von ihrem Aggressor als «verfügbar» betrachtet. Sie soll es hinnehmen, sollte sich sogar geschmeichelt, sich herausgehoben fühlen, «erwählt» worden zu sein. Der Quälende rechnet nicht einmal damit, sie könnte nein sagen. Wenn sie es tut, muß sie sich noch zusätzliche Demütigungen und Aggressionen gefallen lassen. Nicht selten behauptet der Aggressor, daß sie es gewesen sei, die ihn verführt habe; daß sie zugestimmt oder darum gebeten habe.
    Unterschiedliche Typen von Quälenden wurden beschrieben – allen gemeinsam ist das Ideal einer dominanten männlichen Rolle sowie negative Einstellungen gegenüber der Frau und dem Feminismus. Auch unterschiedliche Arten von sexueller Belästigung wurden festgestellt: 10
     
    • # Belästigung auf Grund des Geschlechts, die darin besteht, eine Frau anders zu

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