Die Masken der Niedertracht
beim Opfer: «Alles ist meine Schuld!» und für den narzißtischen Perversen eine Projizierung hinaus aus sich selbst, indem er die Schuld auf den anderen abwälzt: «Es ist seine/ihre Schuld!»
Herabsetzen
Es geht darum, jemandem jede gute Eigenschaft zu nehmen; ihm zu sagen und zu wiederholen, daß er nichts wert ist, bis man ihn so weit gebracht hat, daß er es glaubt.
Wir haben es gesehen, das geschieht zunächst in einer untergründigen Art und Weise im Bereich der nichtverbalen Kommunikation: verächtliche Blicke, enervierte Seufzer, Hintergedanken, destabilisierende oder gehässige Andeutungen, unfreundliche Bemerkungen, indirekte Kritik, verborgen in einem Scherz, Spötteleien.
Solange diese Aggressionen indirekt sind, ist es schwierig, sie eindeutig als solche anzusehen, und folglich, sich dagegen zu wehren. Falls die Worte auch nur im geringsten auf eine Identitätsschwäche treffen, auf einen schon vorher vorhandenen Mangel an Selbstvertrauen, oder wenn sie sich an ein Kind richten, so werden sie verinnerlicht, als wahr angesehen. «Du bist ein Taugenichts», «Du bist eine solche Null (oder so häßlich), daß außer mir niemand etwas von Dir wissen will; ohne mich wärst du ganz allein!» Der Perverse verführt den anderen und zwingt ihm seine verfälschte Sicht der Wirklichkeit auf.
Ausgehend von diesem direkt geäußerten oder unausgesprochenen Satz: «Du bist eine Null», macht sich das Opfer dieses Urteil zu eigen: «Ich bin eine Null» und wird dann tatsächlich eine Null. Der Satz wird als solcher nicht kritisiert. Man wird zur Null, weil der andere verfügt hat, daß man eine sei.
Die Herabsetzung auf dem Weg über den Einsatz der Paradoxie, der Lüge und anderer Vorgehensweisen erstreckt sich vom erwählten Zielobjekt auf dessen Umgebung, seine Familie, seine Freunde, seine Bekannten: «Er/sie kennt nur Idioten!»
All diese Strategien sind dazu bestimmt, den anderen niederzumachen, um sich selbst besser zur Geltung zu bringen.
Trennen, um besser herrschen zu können
Sunzi sagt überdies: «Verwirrt die gegnerische Regierung, sät Streit unter den Anführern, indem ihr die Eifersucht oder das Mißtrauen schürt, reizt zur Undiszipliniertheit, liefert Gründe zur Unzufriedenheit (...). Die Todesdivision ist die, mit welcher wir versuchen, durch tendenziöse Gerüchte, die bis an den Hof des feindlichen Herrschers dringen, seine Generäle in Mißkredit und Verruf zu bringen. »
Äußerst geschickt ist der Perverse in der Kunst, die einen gegen die anderen aufzuhetzen, Rivalitäten und Eifersüchteleien zu stiften. Das kann durch Andeutungen geschehen, indem man Zweifel sät: «Findest Du nicht, daß die Soundso ....?», oder indem man die Äußerungen des einen über den anderen verrät: «Dein Bruder hat mir gesagt, er meine, Du hättest Dich schlecht benommen», oder indem man mittels Lügen Leute gegeneinander aufhetzt.
Den höchsten Genuß bereitet es einem Perversen, die Vernichtung eines Individuums von einem anderen vollbringen zu lassen und diesem Kampf beizuwohnen, aus dem die beiden auf jeden Fall geschwächt hervorgehen, was seine persönliche Allmacht erhöht.
In einem Unternehmen drückt sich das aus in Klatsch, Andeutungen, Vorrechten für einen Angestellten gegenüber einem anderen, wechselnden Bevorzugungen. Das bedeutet auch, Gerüchte in Umlauf zu bringen, die auf kaum merkliche Art und Weise dazu führen, das Opfer zu verletzen, ohne daß es ihren Ursprung ausfindig machen könnte.
Den Zweifel zu nähren durch Anspielungen, durch Nichtausgesprochenes, ist in der Paarbeziehung ein probates Mittel, den Partner zu quälen und in Abhängigkeit zu halten, indem man seine Eifersucht schürt. Diese beläßt ihn im Zweifel – im Gegensatz zum Neid, der wohlbekannte Motivationen auslöst.
Den anderen zur Eifersucht zu treiben, das ist der Leitfaden in Shakespeares Othello. Othello ist nicht von Natur aus eifersüchtig, er wird beschrieben als edel und großherzig, wenig geneigt, an die Existenz des Bösen bei anderen zu glauben. Er ist nicht rachsüchtig, nicht einmal ungestüm. Eifersüchtig wird er infolge der gerissenen Machenschaften Jagos, und der Unglückliche weigert sich ja auch zunächst, an die Untreue seiner Frau zu glauben, er vertraut ihr voll und ganz, wie er auch Jago vertraut. Jago verrät in einem Monolog, er tue gern Böses, aus Freude am Bösen. Später gesteht er, die Tugend, der Adel eines redlichen Mannes wie bei Cassio, die
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