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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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leichter.«
    »Hatte?«
    »Als ich Mortimers Sohn Zoltán bezwang, habe ich mich verändert. Davor war ich ein Meisterspieler, ich konnte alles Mögliche beseelen. Aber dann – na, du kennst ja inzwischen meine Gaukeleien. Sie brachen plötzlich aus mir hervor und die alten, weitaus mächtigeren Gaben sind erloschen.«
    »Vielleicht sind sie ja nur verschüttet.«
    »Das hoffe ich. Fass bitte mal das Gitter an. Findest du nicht, dass es wärmer geworden ist?«
    »Ja, weil du ständig draufdrückst.«
    Arian stöhnte. »Du bist ein ziemlicher Dickkopf, weißt du das?«
    Sie trat an seine Seite und schmunzelte. »Das hat Papa auch immer gesagt. Lass mich mal sehen.«
    Mira legte ihre Hand neben die seine. Ein kurzes Spreizen des kleinen Fingers hätte genügt, um mit ihr den Körper zu tauschen. Ja, dachte er, sie vertraut mir . So schön diese Gewissheit einerseits war, so beunruhigend fand er die eigenen Gefühle ihr gegenüber. Er hatte sich in sie verliebt, obwohl nach wie vor Argwohn in ihm schwelte. Vielleicht schürte der Feuerkristall dieses Misstrauen. Mira verbarg etwas vor ihm und er wusste nicht was.
    »Du hast recht«, staunte sie. »Das Gitter erwärmt sich tatsächlich. Mach weiter. Kannst du es zum Glühen bringen, ohne dir die Finger zu verbrennen?«
    »Ich versuch’s. Erst mal …« Er hielt inne. Aus den Tiefen des Verlieses waren Schritte zu hören.
    »Da kommt jemand«, flüsterte Mira.
    Sie huschten zu der morschen Pritsche, ließen sich darauf nieder und machten unschuldige Gesichter.
    Die Schritte kamen näher. Ein flackerndes Licht erhellte den Gang. Dann erschienen vier Rotwesten mit Spießen und Säbeln, einer trug eine Fackel. Angeführt wurden sie von einem kleinen, schwergewichtigen Mann, dessen Anblick Mira ein Keuchen entlockte.
    »Das ist Jacques Rochelais!«
    »Nein«, widersprach Arian. Der Feuerkristall zeigte ihm den Fettwanst mit den Zangen und dem Giftstachel eines Skorpions. »Was du da siehst, ist nur seine stoffliche Hülle. Darunter verbirgt sich ein mörderisches Wesen.«
    Der Dicke baute sich mit einem selbstgefälligen Lächeln vor dem Gitter auf. Er hatte eine enorme Nase und Tränensäcke, die man als Geldbörse hätte verwenden können. »Heute ist euer Glückstag«, verkündete er auf Französisch. Seine Stimme knarrte wie ein alter Schaukelstuhl. »Fürst Morpheus erweist euch die Gnade einer Audienz.«
    Arian trat ebenfalls dicht an die Tür und musterte sein Gegenüber aus schmalen Augen. Wie ein Sternbild am bewegten Wolkenhimmel kamen und schwanden die Merkmale des Skorpions. Mehr konnte er auch aus der Nähe nicht erkennen. »Wer sind Sie, Monsieur?«
    »Mein Name ist Jacques …«
    »Sie sind nicht Rochelais«, fiel Arian ihm ins Wort.
    Der grinste nur. »Das stimmt. Ebenso wenig wie du Turtleneck bist. Du besitzt zwar seinen Feuerkristall, aber du weißt nicht, wie man ihn richtig benutzt. Dem Ahnungslosen gibt der Stein eher Rätsel auf, als ihm Klarheit zu bringen. Ich bin das Faktotum des großen Metsomenfürsten, der neunzehnte in einer langen Reihe nicht ganz so loyaler Diener, um genau zu sein. Und nun zu euch zwei: Werdet ihr uns freiwillig folgen?«
    Arian deutete auf die vier Speerträger. »Bleibt uns etwas anderes übrig?«
    »Nein.« Der Fettwanst reckte den Riechkolben vor, schnüffelte wie ein Hund und verzog unwillig das Gesicht. »Vor der Audienz müssten wir euch erst mal präsentabel machen. Wie Euch beim Anblick des Palastes kaum entgangen sein dürfte, strebt Fürst Morpheus in allem nach vollkommener Harmonie. Er mag es nicht, wenn man sein Auge oder seine Nase beleidigt.«
    Mira schnaubte verächtlich. Sie war mittlerweile an Arians Seite getreten und betrachtete das Faktotum abschätzig von den schmutzigen Schuhen bis zu den fettigen Haaren. »Darauf wäre ich nie gekommen.«
    »Ihr solltet meinen Rat ernst nehmen«, sagte der feiste Seelendieb mit unbewegter Miene. »Morpheus ist ein Fürst mit vielen Vorzügen: Er hat vollendete Manieren, ist großmütig und schätzt das Schöne und Besondere. Nur rebellische Metasomen kann er auf den Tod nicht ausstehen. Er verleibt sie sich schneller ein, als Kronos seine Kinder verschlang. Meine achtzehn Vorgänger könnten ein Lied davon singen.«

    Arian war mit seinem Spiegelbild nicht unzufrieden. Abgesehen von dem roten Auge und dem Narbengesicht machte er in Turtlenecks Körper einen mehr als passablen Eindruck. Er hatte sich in einem Zuber gründlich abgeschrubbt, sich auf nachdrücklichen

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