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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Wunsch eines Lakaien parfümiert und sich danach neu eingekleidet. Die Garderobe sei ein Geschenk des Fürsten, hieß es. Von einem Seelendieb, der sich mit seinen Opfern bei nächstbester Gelegenheit verschmelzen wollte, hätte Arian eigentlich anderes erwartet. Oder war das edle Tuch nur als gefällige Verpackung gedacht, so wie der Blätterteig um einen Schinken?
    Sein Blick streifte durch das noble Ankleidezimmer. Es war ein orientalisch anmutendes Ensemble aus weißem Marmor, kostbaren Teppichen, seidenen Wandbehängen, golddurchwirkten Kissen, einem Diwan zum Ausruhen, mehreren brokatbezogenen Stühlen, einigen Tischchen mit kleinen Leckereien und diversen mehrarmigen Leuchtern, die warmes Licht spendeten.
    Er wandte sich wieder seinem Spiegelbild zu, zupfte noch ein wenig am Revers und dem Kragen herum, die für ihn ungewohnt breit und hoch waren. Ansonsten passte der schwarze, schlicht geschnittene Frack mit den pennygroßen Messingknöpfen wie angegossen, obwohl Arian das Korsett weggelassen hatte. Auch die sandfarbene Weste, das feine Leinenhemd und das Halstuch entsprachen der neuesten Pariser Mode. Zur Vervollständigung der eleganten Garderobe trug er ockerfarbene Kniehosen, weiße Seidenstrümpfe und schwarze Schuhe mit großen Schnallen.
    Inzwischen hatte sich die Nacht über Ivoria gesenkt, wie ein Blick aus dem Fenster verriet. Es verfügte über Füllungen aus Marmor, anstatt aus Glas. Das Sternenmuster in dem kunstvoll durchbrochenen Stein war so filigran, dass es wie ein Vorhang wirkte. Wer hier wohnte, musste das Schöne tatsächlich überaus schätzen. Schade nur, dass er es vor der Welt versteckte, so als wolle er es mit niemandem teilen …
    Arian hatte mit einem Mal ein ungutes Gefühl. Sein Blick wanderte zur Tür des benachbarten Ankleidezimmers. Dort zog Mira sich um und sie war nicht weniger makellos als der Elfenbeinpalast. Ob Morpheus ihr deshalb neue Kleider schenkte? Wollte er sie für seine Sammlung haben, sich an ihr sattsehen und sie dann wieder wegschließen? Arian lief zu dem hohen Spitzbogen, der die Tür umrahmte, und machte sich durch ein energisches Klopfen bemerkbar.
    »Herein«, tönte die Stimme des Mädchens gedämpft.
    Er betrat den Raum, der etwas größer als sein eigenes Zimmer und ebenso mit kostbaren Teppichen und Tüchern geschmückt war. Miras Kopf lugte hinter einem Wandschirm hervor. Als sie Arian sah, nickte sie anerkennend. »Elegant, elegant.«
    »Danke. Warum dauert das so lange? Wir werden gleich abgeholt.«
    Sie bedeutete ihm mit einem Handwedeln, zu ihr zu kommen.
    Er lief zum Paravent und blieb davor stehen.
    Mira winkte ihn noch näher heran.
    »Du hast nichts an«, widersprach er.
    »Jetzt mach kein Drama daraus«, wisperte sie. »Außerdem trage ich ein Hemd und Strümpfe.«
    Arian wagte sich einen weiteren Schritt vor. Er widerstand mannhaft der Versuchung über den Rand des Sichtschutzes zu spähen.
    Miras schneeweißer Arm erschien, und sie streckte ihm etwas hin, das wie ein Brief aussah. »Hier, nimm es. Versteck es für mich«, flüsterte sie verschwörerisch.
    Er tat wie ihm geheißen und ließ das Papierbündel in seiner Jacke verschwinden »Ist das die …?« Namensliste der Swapper, wollte er fragen, doch Mira hatte rasch ihren Finger auf die Lippen gelegt.
    Dann langte sie abermals über den Paravent hinweg, griff nach Arians Ohr, zog es unsanft zu sich heran und hauchte: »Ich habe die Liste aus dem Futter meines Caraco geholt, weil die Dienerin darauf bestanden hat, meine Kleider zu waschen. Vielleicht hat man uns ja nur zum Wechseln der Garderobe gedrängt, damit man unsere Sachen durchsuchen kann, während wir mit dem Fürsten … Guck woanders hin, Arian!«
    Ihr strenger Ton ließ ihn zurückschrecken, womit sein Ohrläppchen ihrem Griff entglitt. Sein Blick war wie von selbst immer tiefer gewandert, um Miras elfenhafte Gestalt in dem dünnen Hemd zu bewundern. Jetzt wurde er knallrot. »Entschuldige.«
    Sie wedelte abermals mit der Hand, diesmal in die andere Richtung. »Setz dich. Ich bin gleich fertig.«
    Eine gefühlte halbe Stunde später trat Mira endlich hinter dem Wandschirm hervor. Sie trug nun eine kurzärmelige Chemise, ein weites Hemdkleid aus weißem Baumwollmusselin. Unter der Brust war es mit einem kupferrot und taubenblau gestreiften Seidenband zusammengerafft. Ein farblich dazu passendes Tuch hatte sie großzügig um ihren Hals drapiert. Die Säume des Kleides schmückten zarte Spitzenbordüren. Mira drehte sich mit

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