Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
vergessen. Ich habe es vor vier Jahren geschrieben.«
    »Es gehörte in den Lehrplan! Das hat Archie gesagt, nicht wahr, Archie?«
    »Verdammt, ja! Hier ist das Gift, alter Junge«, sagte Beeson und brachte Matlock sein Glas. »Arbeiten Sie mit einem Agenten, Jim? Aber halten Sie mich nicht für neugierig - es dauert noch Jahre, bis ich etwas schreiben kann.«
    »Das stimmt nicht, und das weißt du auch ganz genau«, schmollte Ginny.
    »Ja. Irving Block in Boston. Wenn Sie an etwas arbeiten, könnte ich es ihm ja vielleicht zeigen.«
    »O nein, ich würde niemals ... das wäre schrecklich anmaßend von mir ... « Beeson zog sich gespielt bescheiden mit seinem Drink zur Couch zurück. Er setzte sich neben seine Frau, und dann tauschten sie - ohne es zu wollen, dachte Matlock - befriedigte Blicke.
    »Kommen Sie schon, Archie. Sie sind ein cleverer Bursche. Sie werden es auf diesem Campus noch zu etwas bringen. Warum glauben Sie wohl, daß ich Sie wegen des Seminars gefragt habe? Am Ende erweisen Sie mir einen Gefallen. Wer weiß, vielleicht bringe ich Block einen Bestseller. Da bleibt immer etwas hängen, wissen Sie.«
    Beesons Blick wirkte ehrlich dankbar. Matlock war es peinlich, den Blick zu erwidern, bis er in Beesons Augen noch etwas anderes sah. Er konnte es nicht definieren, aber es war da. Etwas Wildes, eine Spur von Panik.
    Der Blick eines Mannes, der Rauschgift kannte, geistig und körperlich.
    »Das ist verdammt nett von Ihnen, Jim. Wirklich, ich bin fast gerührt.«
    Irgendwie gingen der Käse, die Drinks und das Abendessen vorüber. Es gab Augenblicke, in denen Matlock das Gefühl hatte, seinem Körper entrückt zu sein und drei Personen in einer Szene aus einem alten Film zu beobachten. Vielleicht an Bord eines Ozeandampfers oder in einem schlampig eleganten New Yorker Apartment, in dem sie alle drei enganliegende, festliche Kleider trugen. Er fragte sich, warum er sich die Szene so vorstellte - und dann wußte er es. Die Beesons wirkten, als lebten sie in den dreißiger Jahren. Jenen dreißiger Jahren, die er so oft in den Filmen spät nachts im Fernsehen gesehen hatte. Irgendwie waren sie ein Anachronismus, aber sie wirkten nicht künstlich, nur ihr eindringliches Gehabe, ihre Konversation, ihre altmodischen Ausdrücke wirkten so falsch. Und doch gehörten sie der gegenwärtigen Generation an.
    Lyserginsäure und Methedrin.
    Irgendwie zwangen sich die Beesons, sich als Teile einer vergangenen, sorglosen Zeit darzustellen. Vielleicht um die Zeit und die Umstände, in denen sie sich fanden, zu verleugnen.
    Archie Beeson und seine Frau konnten einem angst machen.
    Gegen elf, nach ziemlich viel Wein, den Archie zu dem interessanten kleinen Kalbfleischgericht von einem Rezept in einem alten italienischen Kochbuch< ausschenkte, setzten sich die drei ins Wohnzimmer. Inzwischen waren sämtliche Probleme in Verbindung mit dem vorgeschlagenen Seminar gelöst. Matlock wußte, daß er jetzt anfangen mußte; der schlimme, peinliche Augenblick war da. Er wußte nicht, wie er es machen sollte; das beste war, er vertraute auf seine Amateurinstinkte.
    »Hört mal zu, ihr beiden ... ich hoffe, das ist jetzt kein Schock, aber ich habe schon lange nicht mehr geraucht.« Er holte ein dünnes Zigarettenetui aus der Tasche und klappte es auf. Er kam sich albern vor, irgendwie tolpatschig. Aber er wußte, daß er diese Gefühle nicht zeigen durfte. »Ehe Sie ein Urteil fällen, sollte ich Ihnen sagen, daß ich ganz und gar gegen diese Rauschgiftgesetze bin und das immer schon war.«
    Matlock wählte eine Zigarette aus dem Dutzend, die in dem Etui lagen, und legte es offen auf den Tisch. War das so richtig? Er war nicht sicher; er wußte es nicht. Archie und seine Frau sahen einander an. Durch die Flamme vor seinem Gesicht beobachtete Matlock ihre Reaktion. Sie war vorsichtig, aber positiv. Vielleicht war es der Alkohol, den Ginny getrunken hatte, aber sie lächelte zögernd, so, als wäre sie erleichtert, einen Freund zu finden. Ihr Mann reagierte nicht ganz so deutlich.
    »Nur zu, alter Junge«, sagte der junge Dozent mit einer Spur von Herablassung. »Wir arbeiten ja auch nicht gerade für die Staatsanwaltschaft.«
    »Kaum«, kicherte seine Frau.
    »Die Gesetze sind archaisch«, fuhr Matlock fort und inhalierte tief. »Auf allen Gebieten. Dabei kommt es doch nur auf die richtige Selbstkontrolle und ein Gefühl der Diskretion an - Diskretion vor einem selbst. Einem solchen Erleben zu versagen, ist das eigentliche Verbrechen.

Weitere Kostenlose Bücher