Die Matlock-Affäre
streckte die Beine.
»Das beste von Dunhill.« Beeson öffnete den Beutel und hielt ihn Matlock so hin, daß er hineinsehen konnte. Wieder waren da in Plastik gehüllte Tabletten. Die hier aber waren von tiefem Rot und etwas größer als die weißen Pillen in der chinesischen Box. Es waren wenigstens fünfzig bis sechzig Seconal.
Ginny sprang auf und quietschte: »Das liebe ich! Das ist Pinky groovy!«
»Jedenfalls besser als Brandy«, fügte Matlock hinzu.
»Jetzt gehen wir auf den Trip. Nicht zu viel, alter Junge.
Höchstens fünf. Das ist meine Regel für neue alte Freunde.«
Die nächsten zwei Stunden verliefen für James Matlock so, als sähe er die Welt durch dichten Nebel, wenn auch nicht durch so dichten Nebel, wie er die Beesons umgab. Der Geschichtsdozent und seine Frau erreichten mit den fünf Pillen ihr >High< - wie es auch Matlock ergangen wäre, wenn es ihm nicht gelungen wäre, die letzten drei in die Tasche zu stecken, wobei er vorgab, sie zu verschlucken. Aber sobald er das erste Stadium erreicht hatte, fiel es Matlock nicht schwer, seine Gastgeber zu imitieren und Beeson dann davon zu überzeugen, daß er noch eine weitere Dosis holte.
»Wo bleibt denn die Diskretion, Doktor?« gluckste Beeson, der vor der Couch auf dem Boden saß und gelegentlich nach den Beinen seiner Frau griff.
»Sie sind viel bessere Freunde, als ich das dachte.«
»Das ist erst der Anfang einer schönen, schönen Freundschaft.« Die junge Frau lehnte sich langsam auf der Couch zurück und kicherte. Sie schien sich zu winden und legte ihrem Mann die rechte Hand auf den Kopf, schob sein Haar nach vorne.
Beeson lachte, diesmal mit viel weniger Selbstkontrolle, als er vorher an den Tag gelegt hatte, und stand dann auf. »Dann hole ich den Zauber eben.«
Als Beeson in sein Arbeitszimmer ging, beobachtete Matlock seine Frau. Das, was sie tat, war nicht mißzuverstehen. Sie sah Matlock, öffnete langsam den Mund und streckte ihm die Zunge heraus. Matlock erkannte, daß sich da eine der Nebenwirkungen des Seconal zeigte. Ebenso wie der größte Teil von Virginia Beeson.
Bei der zweiten Dosis hatte man sich auf drei geeinigt, und Matlock fiel es jetzt nicht mehr schwer, Wirkung vorzutäuschen. Beeson schaltete seine Stereoanlage ein und spielte eine Aufnahme der >Carmina Burana<. Fünfzehn Minuten später saß Ginny Beeson Matlock auf dem Schoß und rieb sich immer wieder an seinen Schenkeln. Ihr Mann saß breitbeinig vor den Stereolautsprechern, die zu beiden Seiten des Plattenspielers angebracht waren. Matlock sprach, als atmete er aus, gerade laut genug, daß man ihn trotz der Musik hören konnte.
»Ich habe noch selten so gute gehabt, Archie ... Wo? Wo kommen die her?«
»Wahrscheinlich vom gleichen Lieferanten wie die Ihren, alter Junge.« Beeson drehte sich herum und sah Matlock und seine Frau an. Dann lachte er. »Aber ich weiß nicht, was Sie meinen. Den Zauber oder das Mädchen auf Ihrem Schoß. Bei der müssen Sie aufpassen, Doktor, die kann recht wild werden.«
»Das glaube ich. Ihre Pillen sind besser als die meinen, und mein Gras war Ihnen auch nur gerade gut genug. Wo? Seien Sie ein guter Freund.«
»Sie sind komisch, Mann. Sie stellen die ganze Zeit Fragen. Stelle ich Ihnen Fragen. Nein ... das ist unhöflich ... Spielen Sie mit Ginny. Lassen Sie mich Musik hören.« Beeson rollte wieder zurück und blieb mit dem Gesicht auf dem Boden liegen.
Das Mädchen auf Matlocks Schoß legte ihm plötzlich die Arme um den Hals und drückte ihre Brüste gegen seine Brust. Sie legte ihm den Kopf an die Wange und fing an, seine Ohren zu küssen. Matlock fragte sich, was wohl geschehen würde, wenn er sie jetzt aus dem Stuhl hob und sie ins Schlafzimmer trug. Er fragte sich das, wollte es aber nicht in Erfahrung bringen. Nicht jetzt. Ralph Loring war nicht ermordet worden, um sein, Matlocks, Sexualleben zu bereichern.
»Lassen Sie mich einen von Ihren Joints versuchen. Lassen Sie mich sehen, wie gut Ihr Geschmack ist. Vielleicht machen Sie mir bloß etwas vor, Archie.«
Plötzlich setzte Beeson sich auf und starrte Matlock an. Das galt nicht seiner Frau. Irgend etwas in Matlocks Stimme schien einen instinktiven Zweifel ausgelöst zu haben. Oder war es das, was er gesagt hatte? Oder die zu normale Sprechweise? An all das dachte der Englisch-Professor, während er Beesons Blick über die Schulter des Mädchens hinweg erwiderte. Archie Beeson wirkte plötzlich wie ein Mann, den man gewarnt hat, Matlock wußte nicht,
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