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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Panik, die er zeigte, als er Loring fand, habe der Gegenseite bestätigt, daß keine Verbindung zwischen ihm und dem Agenten bestanden hatte, war also falsch, Jason Greenbergs Zuversicht verfehlt.
    Andererseits war es möglich, wie Greenberg das angedeutet hatte, daß sie ihn auf die Probe stellten. Ihn etwas unter Druck setzten, ehe sie ihm sozusagen die Unbedenklichkeitsbescheinigung ausstellten.
    War es möglich, könnte vielleicht, andererseits.
    Vermutungen.
    Er mußte einen kühlen Kopf bewahren; er durfte nicht überreagieren. Wenn er das Geringste ausrichten sollte, mußte er den Unschuldigen spielen.
    Hätte können, könnte bedeuten, möglich.
    Sein Körper tat weh. Seine Augen waren angeschwollen, und er hatte immer noch den schrecklichen Nachgeschmack der Kombination aus Seconal, Wein und Marihuana im Mund. Er war erschöpft; die Belastung, die darin bestand, daß er Schlüsse zu ziehen versuchte, die ihm unerreichbar waren, begann ihm zu groß zu werden. Seine Erinnerung wanderte in die Vergangenheit, nach Vietnam, und er erinnerte sich an den besten Rat, den er damals in jenen Wochen unerwarteter Kampfhandlungen bekommen hatte. Dieser Rat hatte gelautet, er solle ausruhen, wann immer er konnte, schlafen, wenn es möglich war. Der Rat war von einem alten Sergeant gekommen, von dem das Gerücht ging, daß er mehr Angriffe als jeder andere Mann im ganzen Mekongdelta überlebt hätte. Es ging auch das Gerücht, daß er einen Überfall überlebt hatte, dem fast seine ganze Kompanie zum Opfer gefallen war.
    Matlock streckte sich auf der kaum noch als solchen erkennbaren Couch aus. Es hatte keinen Zweck, ins Schlafzimmer zu gehen -seine Matratze war erledigt. Er schnallte seinen Gürtel auf und streifte die Schuhe ab. Er konnte ein paar Stunden schlafen; anschließend würde er mit Kressel reden. Er würde Kressel und Greenberg bitten, sich irgendeine Geschichte für ihn zu überlegen, die das Eindringen in seine Wohnung plausibel machte. Eine Geschichte, die Washington und vielleicht auch die Polizei von Carlyle billigte.
    Die Polizei.
    Plötzlich setzte er sich auf. Es war ihm nicht gleich aufgefallen, aber jetzt dachte er darüber nach. Der vierschrötige, aber vorbildlich höfliche Streifenpolizist, dessen primitive detektivische Gaben sich auf die langhaarigen Spinner und Nigger< konzentriert hatten, hatte ihn während der annähernd zwei Stunden polizeilicher Ermittlungen als >Mister< angesprochen. Aber als er dann ging, als er so beleidigend angedeutet hatte, Matlock könne etwa irgendwelche Informationen zurückhalten, hatte er ihn >Doktor< genannt. Das >Mister< war normal. Das >Doktor< höchst ungewöhnlich. Niemand außerhalb der akademischen Gemeinde - und auch dort nur wenige - nannten ihn je >Doktor<, nannten je irgendeinen Ph. D. >Doktor<. Den meisten Trägern solcher akademischer Grade kam das albern vor, und nur alberne Leute erwarteten es.
    Warum hatte der Streifenpolizist seinen Titel gebraucht? Er kannte ihn nicht, hatte ihn, nach seiner Kenntnis, noch nie gesehen. Wie konnte der Polizist wissen, daß ihm überhaupt der Titel >Doktor< zustand?
    Während er so dasaß und überlegte, fragte sich Matlock, ob die Anstrengungen und Belastungen der letzten Stunde jetzt etwa ihren Tribut forderten. Fing er an, unvernünftige Verbindungen herzustellen und Bedeutungen zu finden, wo es gar keine gab? War es denn nicht völlig plausibel, daß die Polizei von Carlyle eine Liste der Fakultätsmitglieder besaß und daß der Revierbeamte oder wer sonst solche Anrufe entgegennahm, seinen Namen auf der Liste gefunden hatte und ganz beiläufig seinen Titel erwähnt hatte? Reihte er nicht etwa den Streifenpolizisten in die Gruppe der unwissenden Ignoranten ein, weil ihm die Vorurteile des Beamten nicht gefielen?
    Es gab eine Menge Möglichkeiten. Das beunruhigte ihn.
    Matlock fiel auf die Couch zurück und schloß die Augen.
    Zuerst nahm er das Geräusch nur als ein schwaches Echo wahr, wie aus einem langen, engen Tunnel. Dann wurde es deutlicher, ein schnelles Tappen, das nicht aufhören wollte, das lauter und lauter wurde.
    Matlock schlug die Augen auf und sah Licht von zwei Tischlampen, die vor der Couch standen. Er hatte die Beine angezogen und schwitzte am Hals, der auf dem rauhen Cordsamtbezug der Couch lag. Und doch kam durch das eingeschlagene bleigefaßte Fenster eine kühle Brise herein.
    Das Tappen hielt an. Es kam aus dem Flur, von seiner Haustüre. Er schwang die Beine von der Couch und stellte

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