Die Matlock-Affäre
Geschrei erheben, daß man sie verfolgt. Der Himmel alleine weiß, was geschehen wird.«
Matlock zwang sich, ruhig zu sprechen. »Ich komme gegen sieben Uhr hinüber. Tun Sie nichts, sagen Sie nichts. Ich muß jetzt das Telefon frei machen. Ich erwarte einen Anruf von Greenberg.«
»Augenblick noch, Jim! Eine Sache. Dieser Greenberg ... Ich vertraue ihm nicht. Keinem von denen vertraue ich. Denken Sie immer daran. Ihre Loyalität gilt Carlyle ...« Kressel verstummte, aber er war noch nicht fertig. Matlock begriff, daß ihm die richtigen Worte fehlten.
»Seltsam, daß Sie so etwas sagen.«
»Ich denke, Sie verstehen, was ich meine.«
»Da bin ich nicht sicher. Ich dachte, es ginge um Zusammenarbeit ... «
»Aber nicht um den Preis, daß dieser Campus in Stücke gerissen wird!« Die Stimme des Dekans klang fast hysterisch.
»Keine Sorge«, sagte Matlock. »Er wird nicht in Stücke gerissen werden. Bis später.« Matlock legte auf, bevor Kressel weiterreden konnte. Seine Gedanken mußten jetzt etwas ausruhen, und Kressel ließ nie zu, daß jemand ausruhte, wenn es um etwas ging, was ihm wichtig war. Kressel war auf seine eigene Art ebenso militant wie jeder beliebige Extremist und vielleicht viel schneller bei der Hand, >foul< zu rufen.
Diese Gedanken führten Matlock zu einer anderen Überlegung - zwei Überlegungen. Vor vier Tagen hatte er Pat gesagt, er wolle ihre Pläne für St. Thomas nicht ändern. Die Semesterferien, zehn kurze Tage Ende April, würden in drei Tagen, am Samstag nach der Vorlesung, beginnen. Unter den vorliegenden Umständen kam St. Thomas nicht in Frage - es sei denn, Washington käme zu dem Beschluß, ihn zurückzuziehen, und das bezweifelte er. Er würde seine Eltern als Ausrede benutzen. Pat würde das begreifen, ihm sogar zustimmen. Der andere Gedanke betraf seine Arbeit. Er war zurückgeblieben. Sein Schreibtisch war mit Papier überhäuft -hauptsächlich Arbeiten und Examina. Außerdem hatte er seine beiden Vorlesungen am Vormittag verpaßt. Nicht, daß er um seine Studenten besorgt gewesen wäre - er pflegte im Herbst und Winter Tempo vorzulegen und im Frühjahr dafür langsamer vorzugehen -, aber er wollte nicht noch die Feuer, wie zum Beispiel Williams falsche Anklage, schüren. Ein außerordentlicher Professor, der seine Vorlesungen schwänzte, war ein beliebtes Ziel der Klatschmäuler. Seine Belastung in den nächsten drei Tagen war nicht besonders groß - drei, zwei und zwei. Er würde die Arbeit später organisieren. Und zwischen jetzt und sieben Uhr mußte er Lucas Herron finden. Wenn Greenberg anrief, solange er unterwegs war, würde er das auf eine Besprechung schieben, die er zu erwähnen vergessen hatte.
Er beschloß zu duschen, sich zu rasieren und sich umzuziehen. Im Badezimmer überprüfte er das Kästchen der Katze. Das korsische Papier war da - das hatte er gewußt.
Als er geduscht und sich rasiert hatte, ging Matlock in sein Schlafzimmer und wählte dort seine Kleidung aus. Er überlegte, wie er vorgehen solle. Er kannte Herrons Tagesplan nicht, obwohl es ganz einfach sein würde, herauszufinden, ob Lucas am späten Nachmittag irgendeine Vorlesung oder ein Seminar hatte. Matlock kannte Herrons Haus; er würde mit dem Wagen etwa fünfzehn Minuten dorthin brauchen. Herron wohnte acht Meilen vom Campus entfernt auf einer selten befahrenen Nebenstraße, die einmal zu dem alten Familienanwesen der Carlyles gehört hatte. Herrons Haus war ein sogenanntes Kutschenhaus gewesen. Es lag etwas abseits, aber wie Lucas zu sagen pflegte: »Wenn man einmal dort ist, ist es die Mühe wert.«
Das hastige Klopfen an der Tür riß ihn aus seiner Konzentration. Es machte ihm gleichzeitig angst - er merkte, wie er nach Luft rang; das beunruhigte ihn.
»Komme gleich«, rief er und zog sich ein weißes Sporthemd über den Kopf. Er ging barfuß zur Türe und öffnete sie. Es war ihm unmöglich, seinen Schock zu verbergen. Unter der Türe stand Adam Williams - alleine.
»Tag.«
»Herrgott! ... Jetzt weiß ich nicht, ob ich ihnen gleich eins auf die Schnauze geben soll oder zuerst die Polizei rufen! Was zum Teufel wollen Sie? Kressel hat mich bereits angerufen, falls Sie das überprüfen wollen.«
»Bitte, hören Sie mich an. Ich mache schnell.« Der Schwarze sprach eindringlich, Matlock hatte das Gefühl, als versuchte er, seine Angst zu verbergen.
»Kommen Sie rein. Und machen Sie schnell.« Matlock schlug die Türe zu, als Williams an ihm vorbei in den Vorraum trat. Der Schwarze
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