Die Matlock-Affäre
lag östlich von Carlyle in der Nähe der Bezirksgrenze von Mount Holly. Und das Sail und Ski lag westlich am Lake Derron - ein Erholungsgebiet ebenso für den Winter wie für den Sommer.
Er würde irgendeinen Anlaß finden, um Bartolozzi oder Aiello oder vielleicht auch Sammy Sharpe dazu zu bewegen, ihn dort einzuführen. Sobald er einmal in Carlyle war, würde er Andeutungen fallenlassen. Vielleicht auch mehr als Andeutungen - Befehle, Wünsche. Er mußte entschlossen auftreten, dies war der Weg, der zu Nimrod führte.
Seine Augen blieben geschlossen, seine Muskeln entspannten sich und die Schwärze erschöpften Schlafes umfing ihn. Aber ehe er einschlief, erinnerte er sich an das Papier. Das korsische Papier. Er mußte das Papier jetzt holen. Er würde es brauchen. Er würde die Einladung zu Nimrod brauchen. Seine Einladung. Sein Papier. Das Matlock-Papier.
21
Wenn die Kirchenältesten der Unabhängigen Kirche von Windsor Shoals je geahnt hätten, daß Rechtsanwalt Samuel Sharpe, der blitzgescheite jüdische Anwalt, der die Finanzen der Kirche verwaltete, von gewissen Leuten in North Hartford und South Springfield, Massachusetts, als Sammy der Spieler bezeichnet wurde, hätten sie bestimmt für mindestens einen Monat die Vespergebete abgesagt. Glücklicherweise war ihnen nie eine derartige Offenbarung zuteil geworden, und so stand er bei der Unabhängigen Kirche in hohem Ansehen. Er hatte bemerkenswerte Leistungen für das Portefeuille der Kirche vollbracht und pflegte selbst bei Wohltätigkeitsveranstaltungen großzügige Spenden zu leisten. Die Unabhängige Kirche von Windsor Shoals war, wie übrigens das ganze Städtchen, Samuel Sharpe sehr freundlich gesonnen.
Matlock erfuhr alles dies in Sharpes Büro in der Windsor Valley Inn. Die gerahmten Zertifikate an den Wänden lieferten die Hälfte der Geschichte. Jacopo Bartolozzi lieferte munter den Rest. Jacopo war darauf bedacht, daß Matlock und seinem Freund aus England bewußt gemacht wurde, daß Sharpes Aktivitäten ebenso wie Sharpe selbst weit abseits von den ehrwürdigen Traditionen des Avon Swim Club stand.
Holden übertraf Matlocks kühnste Erwartungen. Einige Male hätte er beinahe laut aufgelacht, wenn er Holden dabei zusah, wie er Hundert-Dollar-Noten - die ein nervöser Alex Andersen hastig nach Webster gebracht hatte - nahm und sie nonchalant einem Croupier zuwarf, ohne sich je die Mühe zu machen, die Jetons zu zählen, aber gleichzeitig doch jedermann an allen beliebigen Tischen wissen ließ, daß er -und zwar auf den Dollar genau - den Betrag kannte, den man ihm gab. Holden spielte intelligent und vorsichtig, und stand einmal um über neuntausend Dollar im Plus. Als der Abend sich dem Ende zuneigte, waren seine Gewinne auf ein paar Hundert zurückgegangen. Das Management des Windsor Valley atmete dankbar und erleichtert auf.
James Matlock verfluchte seine zweite glücklose Nacht und nahm seine zwölfhundert Dollar Verluste hin.
Um vier Uhr morgens saßen Matlock und Holden, flankiert von Aiello, Bartolozzi, Sharpe und zwei ihrer Spießgesellen an einem großen Eichentisch, in dem im Kolonialstil eingerichteten Speisesaal. Sie waren alleine. Ein Kellner und zwei Gehilfen waren mit Aufräumen beschäftigt; die Spielsalons im zweiten Stock der Gaststätte hatten geschlossen.
Der robust gebaute Aiello und der kleine, dicke Bartolozzi redeten ohne Unterlaß über ihre jeweilige Klientel und versuchten, einander in bezug auf den Status ihrer Kunden in Verlegenheit zu bringen, wobei einer dem anderen zubilligte, daß es >nett sein könnte<, wenn er mit einem Mr. und Mrs. Johnson aus Canton >bekannt< würde oder einem gewissen Dr. Wadsworth. Sharpe andererseits schien sich mehr für Holden und das Geschehen in England zu interessieren. Er erzählte einige komische Geschichten über seine Besuche in Londoner Clubs, bei denen er keineswegs eine besonders gute Figur machte, und ließ sich dann über seine unüberwindlichen Schwierigkeiten mit der britischen Währung in der Hitze des Spiels aus.
Matlock dachte, während er Sammy Sharpe beobachtete, daß der andere ein sehr charmanter Mann wäre. Die Vorstellung, daß man Sharpe als Stütze von Windsor Shoals, Connecticut, betrachtete, bereitete eigentlich keine Schwierigkeiten. Er mußte unwillkürlich Sharpe mit Jason Greenberg vergleichen. Dabei ergab sich freilich ein wesentlicher Unterschied. Der lag in den Augen. Die Greenbergs waren weich und voll Mitgefühl, selbst in der Wut. Sharpes Augen
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