Die Matlock-Affäre
hingegen blickten kalt und hart und huschten unablässig in die Runde - bildeten einen seltsamen Kontrast zu seinem sonst so entspannten Gesicht.
Er hörte, wie Bartolozzi Holden fragte, was sein nächstes Reiseziel wäre. Holdens beiläufige Antwort gab ihm die Gelegenheit, die er suchte. Er wartete auf den richtigen Augenblick.
»Ich fürchte, ich kann mich dazu nicht äußern.«
»Er will es dir nicht sagen«, warf Rocco Aiello ein.
Bartolozzi schleuderte Aiello einen vernichtenden Blick zu. »Ich hatte nur gedacht, Sie würden vielleicht gerne mal im Avon vorbeischauen. Ich hab' ein wirklich nettes Lokal, das wird Ihnen bestimmt gefallen.«
»Ganz bestimmt. Vielleicht ein andermal.«
»Johnny ruft mich nächste Woche an«, sagte Matlock. »Wir kommen schon zusammen.« Er griff nach einem Aschenbecher und drückte seine Zigarette aus. »Ich muß nach ... Carlyle, so heißt das, glaube ich.«
In dem Gespräch trat eine winzige Pause ein. Sharpe, Aiello und einer der beiden anderen Männer wechselten Blicke. Bartolozzi hingegen schien nicht zu bemerken, daß hier etwas von Bedeutung vorging.
»Das College?« fragte der kleine Italiener.
»Richtig«, antwortete Matlock. »Ich werde wahrscheinlich im Carmount oder im Sail and Ski wohnen. Ich nehme an, Sie wissen, wo das ist.«
»Ich denke schon.« Aiello lachte leise.
»Was führt Sie nach Carlyle?« Der unbekannte Mann -zumindest hatte sich niemand die Mühe gemacht, ihn namentlich vorzustellen - machte einen langen Zug an seiner Zigarre und sah Matlock erwartungsvoll an.
»Meine Angelegenheiten«, sagte Matlock freundlich.
»Ich frage ja nur. Seien Sie mir nicht böse.«
»Ich bin Ihnen nicht böse. Hey, es ist ja fast halb fünf! Sie sind zu gastfreundlich zu mir.« Matlock schob seinen Sessel zurück und schickte sich an aufzustehen.
Aber der Mann mit der Zigarre wollte noch eine Frage stellen.
»Kommt Ihr Freund mit Ihnen nach Carlyle?«
Holden hob lässig die Hand. »Tut mir leid, keine Einzelheiten bitte. Ich bin einfach ein Besucher in Ihren gastlichen Gefilden und habe viele touristische Pläne ... Wir müssen jetzt wirklich gehen.«
Beide Männer erhoben sich vom Tisch. Auch Sharpe stand auf. Ehe die anderen etwas sagen konnten, meinte Sharpe: »Ich werde die Herren zu ihrem Wagen bringen und ihnen den Weg zeigen. Wartet hier - wir müssen noch abrechnen. Ich schulde dir Geld, Rocco. Und Frank schuldet mir. Vielleicht gleicht es sich aus.«
Der Mann mit der Zigarre, dessen Name offensichtlich Frank war, lachte. Aiello schien einen Augenblick lang verwirrt, begriff aber gleich, was Sharpe meinte. Die Männer am Tisch sollten bleiben.
Matlock war nicht sicher, daß er zweckmäßig gehandelt hatte.
Er hatte das Gespräch über Carlyle noch ein wenig fortsetzen wollen, bis jemand sich erbot, im Carmount oder im Sail and Ski anzurufen. Holdens Weigerung, mehr über seine Reisepläne zu sagen, hatte das unmöglich gemacht. Matlock befürchtete auch, daß dies den Eindruck erweckte, er und Holden wären so wichtig, daß weitere Vorstellungen überflüssig waren. Außerdem erkannte Matlock, daß er sich, je weiter seine Reise fortschritt, mehr und mehr auf die Garantie des toten Loring verließ, daß keiner der zu der Konferenz in Carlyle Eingeladenen über die anderen Delegierten sprechen würde. Das Gewicht der >Omerta< lastete sehr schwer, daß keiner das Schweigen zu brechen wagte. Und doch hatte Sharpe gerade die anderen am Tisch zum Bleiben aufgefordert.
Er hatte das Gefühl, daß er vielleicht in seiner Unerfahrenheit zu weit gegangen war. Vielleicht war jetzt die Zeit, mit Greenberg Verbindung aufzunehmen - obwohl er eigentlich hatte warten wollen, bis er Konkreteres wußte, ehe er das tat. Wenn er jetzt Verbindung mit Greenberg aufnahm, könnte der Agent ihn zwingen - wie lautete dieser idiotische Satz? -, >aus der Strategie auszusteigen. Und auf dieses Problem war er noch nicht vorbereitet.
Sharpe begleitete ihn zu dem fast verlassenen Parkplatz. Das Windsor Valley Inn war nicht gerade mit Übernachtungsgästen überfüllt.
»Wir legen keinen großen Wert auf Dauergäste«, erklärte Sharpe. »Man kennt uns in erster Linie als gutes Restaurant.«
»Das kann ich verstehen«, sagte Matlock.
»Gentlemen«, begann Sharpe stockend. »Darf ich Sie um etwas bitten, was vielleicht als unhöflich gelten könnte?«
»Aber bitte.«
»Darf ich Sie kurz sprechen, Mr. Matlock? Unter vier Augen.«
»Oh, denken Sie sich nichts dabei«, sagte
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