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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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125 000 Dollar, um genau zu sein. Aber vor allem hatte er sein Notizbuch. Das war das Wichtigste. Mit diesem Notizbuch hatte er seine erste Milliarde praktisch schon in der Tasche.
    Prime blickte sich auf dem Scheunenboden um. Kein schlechter Ort, um einen Teil des Geldes zu verstecken. Wenn er sich recht erinnerte, gab es hinten zwischen den Dachbalken eine kleine Nische. Bald hatte er sie gefunden und kramte eine Steinschleuder und Sammelkarten hervor,
die darin verborgen gewesen waren. Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Was für ein jämmerlicher kleiner Farmer.«
    Er stopfte ein Drittel des Geldes in das Versteck, ein weiteres Drittel würde er in seinem Zimmer deponieren und das letzte vergraben. Diesmal wollte er das Geld lieber nicht zur Bank bringen, wie damals in Nummer 7489. Oder war es 7490 gewesen? Egal. Jedenfalls hatten ihn die Bullen damals in kürzester Zeit drangekriegt. Na gut, Benjamin Franklin hatte auf den Scheinen auch in die falsche Richtung geschaut. Und Prime war danach 80 000 Dollar ärmer gewesen.
    Einen Moment lang gab er sich angenehmen Tagträumen hin und sagte sich: Diesmal werde ich vorsichtiger sein, werde immer nachweisen können, woher mein Geld stammt. Und wenn ich meine Erfindungen dann nach und nach in die Tat umsetze, wird man in ganz Findlay, Ohio, von mir sprechen. Keiner wird das junge Physik-Genie verdächtigen. Natürlich werden die Leute neidisch sein, aber jeder weiß ja, dass Johnny Rayburn was auf dem Kasten hat! Rubiks Würfel – nein Rayburns Würfel – wird die Eintrittskarte zu Ruhm und Reichtum sein.
    Als er nach getaner Arbeit die Leiter hinunterkletterte, wieherte Stan ihm zu und warf den Kopf hin und her, um seine Aufmerksamkeit zu erregen und vielleicht einen Apfel abzustauben. »Klar kriegst du einen, Stan«, murmelte Prime, nahm einen Apfel aus der Tasche und streckte ihn dem Pferd hin. Plötzlich traten ihm Tränen in die Augen. »Reiß dich zusammen, Mann«, flüsterte er, während Stan ihm vorsichtig aus der Hand fraß. Sein eigenes Pferd war tot – er hatte es selbst getötet. Damals, als es passierte, war er mit Dan ausgeritten und hatte beschlossen, einen Sprung über den Zaun am hinteren Ende des Feldes zu wagen.
     
    Dan galoppierte durch das hohe Gras, hinter ihnen spritzte Schlamm auf. Prime spürte, wie sich Dans Körper vor dem
Sprung anspannte, wie seine Muskeln hart wurden, sich verkrampften. Gemeinsam flogen sie durch die Luft, doch Dans linkes Hinterbein schaffte es nicht ganz. Er blieb mit gebrochenem Bein liegen, während Prime schluchzend zurück zum Haus rannte. Auf halbem Weg kam ihm sein Vater entgegen, mit grimmigem Gesicht, ein Gewehr in der Hand. Er hatte alles mit angesehen.
    »Dan ist verletzt!«, schrie Prime.
    Sein Vater nickte und hielt ihm das Gewehr hin.
    Prime nahm es wie betäubt in die Hand, wollte es aber gleich wieder zurückgeben. »Nein! Ich …«
    »Wenn das Bein gebrochen ist, hast du keine Wahl.«
    »Vielleicht ist es nicht …« Doch da wieherte Dan so durchdringend, dass Prime es bis hierher hören konnte. Und er sah wieder Dans Bein vor sich, wie es so furchtbar verdreht dagelegen hatte. Es gab keinen Zweifel. »Könnte Dr. Kimble nicht …«
    »Und wie willst du das bezahlen?«
    »Aber könntest du nicht …«
    Sein Vater schnaubte wütend und ging zum Haus.
    Prime blickte ihm hinterher, bis Dans Schreie unerträglich wurden. Schließlich drehte er sich mit tränenüberströmten Wangen um und rannte zurück zu seinem Pferd.
    Dans Augen waren weit aufgerissen. Als Prime näher kam, warf er den Kopf hin und her. Doch als er ihm den Gewehrlauf an den Schädel drückte, hielt Dan ganz still. Vielleicht wusste er Bescheid. Prime angelte einen Apfel aus der Satteltasche und steckte ihn dem Pferd ins Maul.
    Dan biss nicht zu, sondern hielt den Apfel nur vorsichtig zwischen den Zähnen. Er wartete, schien ihm zuzunicken.
    Prime drückte ab.
    Das Pferd fuhr zitternd auf und blieb leblos liegen, während Prime zu Boden sank und weinte, stundenlang um Dan weinte.

     
    Doch hier war Dan wieder. Quicklebendig wie eh und je. Glücklich rieb Prime Dans Schnauze. »Hallo, Dan. Bist von den Toten auferstanden, was? Genau wie ich.«
     
    Als ihn seine Mutter zum Abendessen rief, erstarrte Prime für einen Moment. Sie werden es merken, dachte er, sie werden wissen, dass ich nicht ihr Sohn bin! Plötzlich waren seine Hände schweißnass. Tief ein- und ausatmend versteckte er das Geld ganz hinten unter der Comicsammlung im

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