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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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Rucksack schwang auf seinem Rücken nach links. Plötzlich kam er sich lächerlich vor. Falls das Gerät ihn doch nicht in ein anderes Universum beamte, würde er wie der letzte Idiot dastehen und Prime seinen Spaß daran haben. Trotzdem: Er musste es einfach wissen.
    Schließlich hatte John eine geeignete Stelle gefunden. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Jetzt oder nie. Er blickte hinüber zum Scheunenfenster und entdeckte dort Prime, der ihn beobachtete und winkte.
    John winkte zurück. Dann schob er sein Hemd nach oben. Die metallische Oberfläche des Geräts glitzerte im Sonnenlicht.
    Er zögerte. Gleich würde er es wissen.
    Jetzt.
    Er legte den Hebel um, und die Welt machte einen Ruck.
    In Johns Ohren knackte es, seine Füße fuhren in die Erde. Sofort verlor er das Gleichgewicht und fiel nach vorne, fing sich jedoch mit den Händen ab. Erst als ihm der Geruch von Dung in die Nase stieg, begriff er, dass er sich nicht mehr zu Hause auf dem Kürbisfeld, sondern auf einer Kuhweide befand.
    John schaufelte seine Schuhe frei – sie waren vollständig in die Erde eingebettet – und fragte sich dabei, ob seine Füße jetzt von Erdpartikeln durchsetzt waren. Anscheinend war der Boden in diesem Universum ein Stückchen höher als zu
Hause. Aber wo war die zusätzliche Erde daheim nur hingekommen? Als John die Füße schüttelte, rieselte der Dreck auf die Weide.
    Es hatte funktioniert! Unglaublich. Bis zur letzten Sekunde hatte er daran gezweifelt und damit gerechnet, dass der andere John plötzlich »Reingelegt!« rufen würde. Aber jetzt war er tatsächlich hier. In einem neuen Universum.
    John zögerte. Prime hatte gemeint, es werde auch hier einen John geben. War es da nicht ziemlich riskant gewesen, so nah an der Farm das Universum zu wechseln? Schnell drehte er sich um. In einigen Hundert Metern Entfernung grasten friedlich ein paar Kühe, ansonsten war das Feld leer. Nicht einmal Bäume waren zu sehen.
    Und es gab kein Haus.
    Aber die McMaster Road gab es, die Gurney Road auch. John ging zum Rand der Weide, setzte über den Zaun und blieb an der Kreuzung der beiden Straßen stehen. Im Norden, in Richtung der Stadt, sah er eine Farm, etwa anderthalb Kilometer weiter an der Straße. Im Osten, wo eigentlich die Schornsteine der Fabrik von General Electric hätten aufragen sollen, war nichts als Wald. Im Süden wieder nur Felder.
    Prime hatte erwähnt, dass es in diesem Universum einen John Rayburn gab. Und dass es die Farm gab. Er hatte John erzählt, er sei schon einmal hier gewesen.
    Hektisch holte John das Gerät hervor, um die Universumnummer zu überprüfen. Er schirmte die Anzeige mit der Hand von der Sonne ab und las: 7534. Wenn man dem Gerät glauben konnte, war er genau dort, wo er sein sollte. Aber hier war nichts.
    Langsam machte sich Panik in ihm breit. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas war schiefgegangen. Er war eben nicht da, wo er hätte sein sollen! Aber das ist schon okay, versuchte er sich zu beruhigen. Er ging zum Straßenrand hinüber und setzte sich auf die Böschung.

    Vielleicht hatte Prime sich geirrt. Schließlich hatte er schon eine Menge Universen gesehen, und wenn sie alle unterschiedlich waren, musste man ziemlich viel im Kopf behalten.
    John stand auf. Er war entschlossen, erst mal vom Besten auszugehen. Die nächsten zwölf Stunden würde er sich einfach genau nach dem Plan richten und dann nach Hause zurückkehren. Doch als er sich auf den Weg zur Stadt machte, schleppte er dunkle Vorahnungen mit.

4
    John Prime sah zu, wie sein anderes Ich vom Kürbisfeld verschwand, und spürte, wie sich sein Körper endlich entspannte. Jetzt war es nicht mehr nötig, den anderen John umzubringen. Überhaupt war es so viel besser. Eine Leiche konnte immer irgendwo wieder auftauchen – außer sie befand sich in einem anderen Universum. Klar, das Gerät besaß er nicht mehr, aber er würde es ohnehin nie wieder brauchen. Ja, er war sogar froh, es los zu sein! Denn im Gegenzug hatte er etwas viel Wichtigeres bekommen: Er hatte sein Leben zurück.
    Drei Tage lang hatte er den kleinen Farmer beschwatzen und bedrängen müssen, aber schließlich hatte er den Köder doch noch geschluckt. Viel Glück noch und auf Nimmerwiedersehen! Früher war er selbst mal so naiv gewesen, so leichtgläubig, hatte mit denselben großen, dummen Augen neue Welten erforschen wollen. Dabei gab es da draußen nichts als Schmerz. Aber hier konnte er wieder leben. Hier hatte er seine Eltern zurück. Und er hatte Geld,

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