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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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Schrank. »Komme!«
    Beim Abendessen verhielt er sich still, konzentrierte sich ganz auf die Bemerkungen seiner Eltern und registrierte die wichtigsten Fakten, um sie später parat zu haben. Zu vieles wusste er einfach nicht. Der schlimmste Fehler wäre gewesen, den Mund aufzureißen, solange er nicht wusste, was Sache war.
    Primes Cousin Paul saß noch immer im Gefängnis. Morgen nach der Kirche wollte die Familie am gemeinsamen Spaghetti-Essen der Gemeinde teilnehmen. Primes Mutter hatte vor, nächste Woche mit dem Einmachen und der Essigherstellung zu beginnen. Sein Vater wollte Sam Riley einen seiner zahlreichen Truthähne abkaufen.
    Der selbst gebackene Apfelkuchen, den es zum Nachtisch gab, entschädigte Prime für die wunden Hände und die Rückenschmerzen. Gleich nach dem Abendessen entschuldigte er sich und ging auf sein Zimmer, wo er Johnny Farmers Schultasche durchsuchte. Er hatte ein ganzes Schuljahr verpasst, weshalb er einiges aufholen musste. Dazu noch dieser beschissene Aufsatz über Edgar Allan Poe, wer auch immer das sein mochte!
     
    Irgendwie überstand Prime den Gottesdienst, ohne einzuschlafen. Glücklicherweise lief das Abendmahl genauso ab, wie er es gewohnt war. Auf die Kirche konnte man sich wenigstens
verlassen, die änderte sich nicht von einem Universum zum anderen.
    Er dachte schon, das Spaghetti-Essen danach werde ebenso langweilig ausfallen, doch dann entdeckte er auf der anderen Seite der Turnhalle Casey Nicholson mit ihrer Familie. Endlich mal eine Person, bei der er wusste, wie Johnny Farmer zu ihr stand! Und sie mochte ihn, das war offensichtlich. Allerdings war der kleine Farmer viel zu gut erzogen gewesen, um sie irgendwie anzumachen. Dieses Problem hatte Prime nicht. Er entschuldigte sich und ging rüber.
    »Hey, Casey.«
    Casey errötete, als sie ihn sah, vielleicht, weil ihre Eltern dabei waren. Sie schwieg. Dafür schaltete sich ihr Vater ein: »Hallo, John, was für eine Überraschung! Wie sieht’s dieses Jahr für unser Basketballteam aus?«
    Am liebsten hätte Prime diesem Typen ins Gesicht gesagt, dass ihm das völlig am Arsch vorbeiging – stattdessen lächelte er gewinnend. »Wenn Casey uns anfeuert, schaffen wir’s bis ganz nach oben.«
    Casey blickte zur Seite und lief schon wieder rot an. Sie trug ein weißes Sonntagskleid, das ihre Brüste, ihre Taille und Hüften mit so viel Stoff bedeckte, dass man nichts von diesen Vorzügen ahnen konnte. Doch Prime waren sie bekannt. Er hatte Casey Nicholson schon in mindestens einem Dutzend Universen verführt.
    »Ich bin doch nur in der Herbstsaison bei den Cheerleadern, John«, sagte sie leise. »Im Frühling spiele ich Hockey.«
    Charmant wandte Prime sich Caseys Mutter zu. »Darf ich Ihre Tochter zu einem Spaziergang um die Kirche entführen, Mrs. Nicholson?«
    Sie lächelte ihm zu und warf einen Blick auf ihren Mann. »Warum nicht?«
    »Ich finde, das ist eine großartige Idee!«, meinte Mr. Nicholson.

     
    Prime musste Casey geradezu hinterherrennen. Sie blieb erst stehen, als sie die Nische bei den Toiletten erreicht hatte und die Turnhalle außer Sichtweite war.
    »Meine Eltern sind so was von peinlich«, stöhnte sie, als er sie eingeholt hatte.
    »Scheiße, ja, da hast du Recht!«
    Caseys Augen weiteten sich, doch dann lächelte sie. »Ich bin so froh, dass du endlich mit mir sprichst.«
    Prime erwiderte ihr Lächeln. »Warum gehen wir nicht ein Stück?«
    Er legte ihr den Arm um die Hüfte, und sie schüttelte ihn nicht ab.

5
    Eine Stunde nach seiner Ankunft in dem neuen Universum hatte John die Außenbezirke der kleinen Stadt erreicht. »Findlay, Ohio. 6232 Einwohner«, las er auf einem grünen Schild. In seinem Findlay lebten um die 20 000 Menschen.
    Plötzlich hörte er hinter sich ein lautes Dröhnen, das immer stärker anschwoll. Kaum hatte er sich auf die Böschung zurückgezogen, raste ein Lastwagen mit mindestens siebzig Stundenkilometern an ihm vorbei auf die Stadt zu. Eigentlich waren es zwei Lastwagen, eine Art Tandem aus zwei Lastern, das einen Anhänger voller Kies zog. Die Motorhauben der Laster waren merkwürdig abgeflacht – anscheinend, um mehrere hintereinander koppeln zu können, wenn größere Lasten gezogen werden sollten, wie bei einem Zug mit mehreren Lokomotiven. Der Anhänger wirkte zwar ziemlich ausladend, aber kleiner als die Kipplaster, die John aus seinem Universum kannte. Als das merkwürdige Gefährt an ihm vorbeirollte, konnte er gerade noch erkennen, dass in jedem

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