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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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war, hatte ihr Mann Hayat gestattet, ihre Stiefmutter eine Zeitlang zu pflegen. Leonor hatte aus den beiden Jahren ihrer Sklavenzeit eine schwache Gesundheit zurückbehalten und litt oft unter wochenlangen Fieberanfällen, die sie jedes Mal so sehr schwächten, dass man um ihr Leben bangen musste. Seit einigen Monaten ging es ihr nun wieder gut, aber Hayat hatte ihre Rückreise mit immer neuen Ausflüchten hinausgezögert.
    »Das war alles, was ich euch mitteilen wollte.« Abdarrahman entließ seine Töchter mit einem Kopfnicken. Hayat erhob sich rasch und mit verschlossener Miene, Zahra jedoch zögerte und überlegte, ob sie nicht doch noch einmal mit ihrem Vater reden sollte, beschloss dann aber, es an einem Tag zu versuchen, an dem er zugänglicher war als heute. So folgte sie ihrer Halbschwester und zog die Tür hinter sich zu. Als sich ihre und Hayats Augen erneut begegneten und sie den Kummer in den Augen der anderen sah, wurde es Zahra noch schwerer ums Herz. Sie umarmte Hayat, und wenn sie nicht ausgerechnet vor dem Arbeitszimmer ihres Vaters gewesen wären, hätte sie ihr in diesem Moment vielleicht sogar von Don Gonzalo erzählt und sie gefragt, warum sie am Mittag beim Gedanken an ihn immer hatte lächeln müssen …

3.
    Sevilla
    23 . August 1478
    A ls Gonzalo an diesem Morgen das Wartezimmer des Empfangssaales im Alcázar von Sevilla betrat, um der Königin von dem Besuch in Granada zu berichten, lief Don Juan dort schon ungeduldig auf und ab. Sein prächtiger Purpurumhang flatterte ihm wie eine Wetterfahne im Sturm hinterher. Gonzalo begrüßte ihn mit einer angedeuteten, kaum noch als höflich zu bezeichnenden Verbeugung, die Don Juan mit grimmigem Kopfnicken erwiderte. Gonzalo ahnte, dass auch ihm die hitzige Auseinandersetzung, die sie auf ihrem Rückweg nach Sevilla »wegen des Maurenpacks« – so Don Juan – gehabt hatten, noch unter der Haut brannte. Gonzalo räusperte sich und ergriff als Erster das Wort. »Ich hoffe, Ihr habt Euch inzwischen von den Strapazen der Rückreise erholt.«
    »Als ob einem alten Krieger wie mir so ein kleiner Ritt etwas ausmachte!« Don Juan blieb stehen und maß ihn mit einem verächtlichen Blick. »Aber es ist eben, wie ich Euch schon in Granada gesagt habe: Ihr Jungen habt nicht mehr das rechte Blut in den Adern, und deswegen müssen wir Alten zusehen, dass wir mit den Mauren fertig werden, ehe in unseren Truppen immer mehr Hasenfüße wie Ihr herumlaufen!«
    Gonzalo beschloss, die Beleidigung zu überhören. Ein weiterer Streit mit Don Juan konnte seinem Vorhaben kaum dienlich sein, und so erwiderte er freundlich: »Ich bin mir sicher, dass wir mit der Zeit noch viel von Euch lernen werden« und zwang sich zu einem liebenswürdigen Lächeln, womit er Don Juan immerhin ein selbstgefälliges Grummeln entlockte.
    »Ich habe gehört, dass Ihr mich gesucht habt …«
    Gonzalo nickte. »Ich wollte mit Euch noch einmal in Ruhe über den Vorfall im Löwenhof reden.«
    »Ich weiß nicht, was es da noch zu reden gibt. Es war, was es war – eine unerhörte Beleidigung unserer Heiligen Jungfrau und des Gottessohnes, die gesühnt werden muss!«
    »Es war die dumme Bemerkung eines hitzköpfigen jungen Mannes, die dieser inzwischen gewiss bereut«, versuchte Gonzalo, ihn zu beschwichtigen, obwohl auch er nicht an diese Reue glaubte. Aber es lag ihm viel daran, den Unmut der Königin über die Mauren nicht noch mehr zu schüren. Jeder wusste, wie empfindlich sie auf Schmähreden gegen die christliche Lehre reagierte. »Vielleicht könnten wir uns darauf einigen, diesen kleinen Zwischenfall Isabel gegenüber nicht zu erwähnen.«
    »Ihr wollt der Königin verheimlichen, welch unglaubliche Beleidigung unserer Jungfrau und unseres Gottessohns wir in diesem arabischen Sündenpfuhl haben hinnehmen müssen?« Don Juan rang vor Empörung nach Luft.
    »Aber sie ist doch unbedacht und in blinder Wut dahingesagt worden!«
    »Dieses ganze Volk besteht nur aus Unbedachten und Blinden«, echauffierte sich Don Juan. »Und deswegen wird es Zeit, dass wir endlich mit ihnen aufräumen! Die Königin hat ein Recht darauf, zu erfahren, wie dieses Heidenpack unseren Glauben verhöhnt!«
    Gonzalos Miene verhärtete sich. »In diesem Fall werde ich der Königin leider nicht vorenthalten können, dass Ihr diese Beleidigung provoziert habt.«
    Don Juans kleine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Etwas anderes ist von so einem Landesverräter wie Euch auch nicht zu erwarten, aber warten

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