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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Beleidigung unserer Heiligen Jungfrau und unseres Gottessohns haben hinnehmen müssen, die allein schon nach Sühne verlangt!«
    Isabel griff sich an die Stirn, als quäle sie ein plötzlicher Schmerz. Besorgt wandte sich Talavera ihr zu. »Was habt Ihr, meine Königin? Ist Euch nicht wohl?«
    »Danke, es vergeht sicher gleich, aber dass diese Heiden sich ständig an unserer Jungfrau, ihrem Sohn und unserem Glauben vergehen …« Sie straffte sich und nickte Don Juan zu. »Ihr habt recht, mein lieber Don Juan. Solche Beleidigungen verlangen nach einer Sühne. Wir müssen endlich einen Weg finden, die Ungläubigen aus unserem Land zu vertreiben!«
    Don Juan blickte Gonzalo herausfordernd an. Gonzalo holte Luft, sah zur Königin, presste dann aber die Lippen zusammen und senkte den Blick. Don Juans rechter Mundwinkel hob sich im Triumph.
    Auch Cisneros und Torquemada ließen sich nun über die Dringlichkeit der Vertreibung der Mauren aus. Schließlich wandte sich Isabel an Gonzalo: »Und Ihr, Gonzalo? So schweigsam heute?«
    Gonzalo sah auf und versuchte, seine Worte so zu wählen, dass er den Mauren nutzen konnte, ohne Don Juan allzu sehr zu reizen, wobei er weit mehr an Isabel als an sich selbst dachte. »Ich denke, Ihr kennt meine Meinung, Majestät. Und Ihr wisst, dass ich Verhandlungen stets den Vorzug vor kriegerischen Handlungen gebe. In unserer langen, gemeinsamen Vergangenheit gab es immer wieder Zeiten, in denen sich die Mauren gegen die Tributzahlungen aufgelehnt haben, aber zu guter Letzt haben sie doch stets eingelenkt. Die Mauren lieben ihr Land viel zu sehr, als dass sie es in einem Krieg verwüstet sehen wollen, und darauf sollten wir bauen!«
    Isabel blickte zu ihrem Beichtvater. »Und Ihr, Vater? Wie beurteilt Ihr die Lage?«
    Talavera sah in die Runde, als müsse er sich die Argumente jedes Einzelnen noch einmal in Erinnerung rufen, und meinte dann: »Ich bedaure die Drohung des Sultans sehr, aber ich habe sie erwartet. Majestät erinnert sich sicher, dass ich Euch wiederholt gewarnt habe, es mit den Scharmützeln im maurischen Gebiet nicht zu weit zu treiben. Wir haben die Mauren bis aufs Blut gereizt. Das ist ihre Antwort.«
    »
Wir
haben die Mauren gereizt?« Aus Torquemadas Augen ergoss sich ein glühender Funkenregen auf Talavera. »Die Mauren reizen
uns,
und das täglich durch ihre gottlose Anwesenheit in
unserem
Land!«
    »Ob sie uns mit ihrer Anwesenheit reizen oder nicht, können wir getrost dahingestellt sein lassen«, unterbrach ihn Kardinal Mendoza. »Denn Ihr überseht eine wichtige Kleinigkeit, nämlich die, wie schlecht es um die Finanzen unseres Staates bestellt ist und dass wir den Krieg gegen Portugal noch lange nicht gewonnen haben.« Er schüttelte den Kopf. »Ein denkbar ungünstiger Moment, um gegen die Mauren loszuziehen!«
    »Immerhin sind wir einundzwanzig Millionen Kastilier gegen drei Millionen Mauren«, warf Isabel ein. »Was können ein paar Wilde gegen die Blüte der kastilischen Ritterschaft ausrichten? Was ist ihr Barbarentum gegen den Segen unserer heiligen Kirche?«
    »Rein zahlenmäßig sind wir ihnen sicher überlegen, Majestät«, erwiderte Gonzalo, der Sorge hatte, dass das Gespräch erneut eine unheilvolle Wendung nahm. »Aber Ihr wisst, dass die Muslime den Tod nicht scheuen. Ihre Religion verspricht jedem Gläubigen, der auf dem Schlachtfeld stirbt, ihn dafür im Jenseits zu entlohnen. Wir müssen darüber nachdenken, ob dieser Krieg tatsächlich unvermeidbar ist. Sollten wir nicht lieber erst einmal mit den Mauren verhandeln?«
    »Auch ich bin für Verhandlungen«, pflichtete ihm Kardinal Mendoza bei. »Wir können es uns nicht erlauben, einen zweiten Krieg in unserem Rücken anzufangen. Allerdings werden wir die Mauren nach dieser Dreistigkeit wohl in den Genuss einer Kostprobe unserer Macht kommen lassen müssen, um den Worten unserer Diplomaten mehr Gewicht zu verleihen. Sosehr ich eigentlich gegen diese Scharmützel bin – unter den gegebenen Umständen sehe auch ich keinen anderen Weg, als den Mauren ihre geliebte Vega weiter zu verwüsten und einige ihrer Dörfer zu brandschatzen. Zudem könnte eine Handvoll Gefangene aus den höchsten Kreisen den Mauren vor Augen führen, wie viel günstiger es für sie ist, weiter die Tribute zu zahlen.«
    »Es gibt da mehrere strategisch günstig gelegene Orte ganz in der Nähe Granadas«, rief Don Juan. »Es wäre mir eine Freude, dort in den nächsten Wochen mit meiner Truppe einzufallen und den Heiden drastisch

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