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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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wir ab, wessen Worte bei der Königin mehr Gewicht haben: die eines altverdienten Mitstreiters der christlichen Krone – oder die eines Emporkömmlings wie Euch, der wegen seiner Protesthaltung schon einige Jahre im Gefängnis gesessen hat und ohnehin als Maurenliebhaber verschrien ist!«
    »Mit Verlaub, mein Herr, war ich nicht im Gefängnis, sondern in der Burg des Conde de la Cabra festgesetzt, und dann richtete sich mein Vorgehen damals keinesfalls gegen die Königin, sondern einzig und allein gegen ihren machthungrigen Halbbruder Enrique – und war damit durchaus im Sinne unserer geschätzten Majestät. Und nur weil ich die arabische Sprache gelernt und in meiner Jugend einige Zeit bei einem Onkel in Granada gelebt habe, bin ich noch lange kein Maurenliebhaber. Genau wie meine Familie stand ich schon immer auf der Seite Isabels und ihres Bruders …«
    »Gerade wegen Eurer Familie verstehe ich nicht, wie Ihr so für die Mauren eintreten könnt«, fiel Don Juan ihm ins Wort. »Hat Euer älterer Bruder Alonso seine Ländereien nicht schon oft genug unter Einsatz seines Lebens gegen dieses maurische Diebespack verteidigen müssen? Und welche Lobreden man über Euren jüngeren Bruder Jaime hört: Er hat sich bereits bei mehreren Schlachten als heldenhafter Krieger hervorgetan. Ihr dagegen erweckt den Eindruck, als würdet Ihr lieber heute als morgen zu den Heiden überlaufen!«
    »Ihr wisst genau, dass ich der Königin ein treuer Vasall bin und ihr folgen werde, wohin immer sie es mir befiehlt«, erwiderte Gonzalo mit neu aufflammendem Ärger. »Aber das bedeutet nicht, dass ich ihr raten muss, unser Volk und das der Mauren wegen der dahingeworfenen Worte eines Heißsporns in einen Krieg zu treiben, der über uns alle nur Unheil bringen kann.«
    »Ach, und was ist mit der Weigerung der Mauren, weiter die Tribute zu entrichten? Und der Drohung des Sultans selbst? Säbelklingen und Lanzenspitzen – wollt Ihr auch das vor der Königin schönreden?«
    »Bisher haben sich die Mauren noch immer in das Unvermeidliche gefügt, und das werden sie auch diesmal, wenn wir diplomatisch vorgehen.«
    Don Juan und Gonzalo maßen sich mit einem langen Blick. Gonzalo ahnte, dass sein Widersacher sich fragte, wie gefährlich er ihm werden konnte, und der gleiche Gedanke schoss auch ihm durch den Kopf. Don Juan wusste gewiss, dass Gonzalo von seiner Familie, den Aguilars, im Zweifel kaum Unterstützung zu erwarten hatte. Als Erstgeborener hatte sein Bruder Alonso nach dem frühen Tod des Vaters, wie es der Sitte entsprach, die Ländereien geerbt und erwartete, dass Gonzalo selbst zusah, wie er sich durchs Leben brachte. Auch die Tatsache, dass Alonso letztes Jahr für Gonzalo die Hochzeit mit der nicht unvermögenden Leonore Sotomayor eingefädelt hatte, war keineswegs Ausdruck von Bruderliebe und Fürsorge, sondern lediglich Zeichen seiner Geschäftstüchtigkeit: Die familiäre Verbindung mit dem Haus Sotomayor hatte Alonso wichtige Handelsbeziehungen eingebracht. Doch auch wenn Gonzalo nicht mit der Rückendeckung seiner Familie rechnen konnte, so musste Don Juan zumindest seine entfernte Verwandtschaft mit König Fernando mit in die Waagschale legen. Besondere Vorteile hatte Gonzalo daraus zwar noch nicht gezogen, sondern sich wie jeder andere am Hof vom Page aus mühsam hocharbeiten müssen, aber trotzdem sollte ihm diese Tatsache einen gewissen Schutz vor Verunglimpfungen bieten. Don Juans Verhältnis zu den Königen war ein anderes: Er unterstützte Isabel und Fernando im Krieg gegen Portugal mit Gold und Soldaten und führte für sie kleinere Scharmützel gegen die Mauren, die allerdings gerade in der letzten Zeit mehrere anerkennenswerte Landgewinne eingebracht hatten …
    »Wenn ich an Eurer Stelle wäre«, unterbrach Don Juan Gonzalos Gedankengang mit süffisantem Lächeln, »würde ich meinen Mund nicht so voll nehmen. Immerhin kursieren am Hof Gerüchte, die unserem König Fernando kaum gefallen dürften!«
    »Gerüchte? Was für Gerüchte denn?« Gonzalo hob erstaunt die Augenbrauen. »Jeder weiß, wie ergeben ich der Königin bin!«
    »Da sagt Ihr es ja selbst«, frohlockte Don Juan. »Aber selbst wenn unser geschätzter König inzwischen fünf Bastarde gezeugt hat, wage ich doch zu bezweifeln, dass er Ähnliches bei seiner Frau hinnehmen würde. Und wenn Ihr mir gleich in mein Gespräch mit der Königin reinredet, könnte es durchaus sein, dass ich selbst dazu beitrage, dass diese Gerüchte ihm recht bald zu

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