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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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sie seinen Arm berührte, fuhr er aus dem Schlaf hoch. Zuerst sah er sie nur verstört an, dann schien er sich daran zu erinnern, wo er war, krauste unwillig die Stirn und wedelte Zahra mit der Hand zu, dass sie gehen solle. Sie schüttelte den Kopf, blickte zu den Wachsoldaten, die sich nicht gerührt hatten, kniete sich vor ihn und löste das blutdurchtränkte Tuch und damit einen Teil der Kräuterauflage von seinem Arm. Miguel biss die Zähne zusammen und drückte den Kopf gegen die Wand in seinem Rücken, um ein Aufstöhnen zu unterdrücken. Als sich Zahra die Wunde genauer betrachtete, wunderte sie seine Empfindlichkeit nicht: Sie war tief und ausgefranst, als hätte sein Gegner das Schwert mehrmals in der Wunde herumgedreht. Zahra nahm an, dass dies beim Herausziehen des Schwertes geschehen war. Raschid hatte ihr einmal erzählt, dass Rüstungen zwar nur schwer zu durchbohren seien, aber wenn ein Schwert einmal in der Rüstung steckte, sei es oft nicht weniger schwierig, es wieder herauszubekommen. Sie wusste, dass solch ausgefranste Wunden schlecht heilten. Einem Soldaten ihres Vaters hatte man nach einer ähnlichen Verletzung das Bein abnehmen müssen. Seine Schreie hatten sie über Wochen in ihren Träumen verfolgt.
    »Jetzt tut es kurz richtig weh«, sagte sie leise, »aber es muss sein, wenn Ihr Euren Arm behalten wollt!«
    Miguel schloss die Augen. Zahra holte ein sauberes Tuch unter ihrem Umhang hervor. Von Tamu wusste sie, wie wichtig es war, Wunden gründlich zu säubern, aber es kostete Zahra große Überwindung, direkt in die Wunde hineinzufahren. Hinzu kam, dass sie in dem fahlen Mondlicht und wegen der Kräuterreste nicht sehen konnte, wo sich in der Wunde Schmutz festgesetzt hatte. Zahra holte tief Luft, drückte ihr Tuch mitten in Miguels Verletzung und wischte sie nach allen Seiten aus. Miguel bäumte sich auf vor Schmerz, seine Hände ballten sich zu Fäusten – aber kein Ächzen kam über seine Lippen. Vorsichtshalber wiederholte Zahra die Prozedur noch zweimal, dann tätschelte sie Miguels Bein. »Entspannt Euch. Ihr habt es überstanden!«
    Mit einem raschen Seitenblick versicherte sich Zahra, dass die Wachen nach wie vor schliefen, und drückte behutsam ein sauberes Tuch in die Wunde, um die frische Blutung zu stoppen. Anschließend legte sie frische Kräuter auf und drückte Miguel noch weitere in die Hand, damit er die Auflage später erneuern konnte.
    »Warum tut Ihr das für mich?«, fragte Miguel.
    Zahra wich seinem Blick aus. »Hayat würde es sich wünschen, dass ich es für Euch tue.«
    Als sie die Wunde wieder verbunden hatte, fragte sie Miguel, ob er inzwischen Wasser und etwas zu essen bekommen habe. Er nickte. »Sie fordern einen dicken Sack Lösegeld für uns. Da liegt es in ihrem Interesse, dass wir nicht vorzeitig krepieren. So weit, dass sie uns zum Arzt bringen, geht ihre Gier allerdings nicht.«
    Zahra legte ihm die Hand auf die Stirn. Sie war erwärmt, aber nicht so sehr, dass es ihr Sorgen machte.
    »Nehmt Euch in Acht: Achmed, der Sohn unserer Nachbarn in Granada, ist in der Stadt. Mein Vater hatte ihn und einige andere zu unserem Schutz mitgenommen, hier ist er dann in Ali al-Attars Dienste getreten. Ihr wisst ja wohl, was Euch droht, wenn Achmed in Euch den entflohenen Sklaven seines Vaters wiedererkennt. Ich werde versuchen, Euch von hier wegzuschaffen, aber vor morgen Nacht gelingt mir das sicher nicht. Meint Ihr, Eure Landsleute würden sich ruhig verhalten, wenn ich nur Euch befreie?«
    »Natürlich«, brummte der Mann, der neben Miguel angebunden war. »Das ist ja wohl Ehrensache!«
    Zahra sah zu ihm und nickte. »Morgen Nacht komme ich wieder. Ich hoffe, dass ich bis dahin ein sicheres Versteck für Euch gefunden habe. Und in der Zwischenzeit bleibt uns nichts, als zu hoffen, dass sich der Sohn unseres Nachbarn derzeit eher auf dem Schlachtfeld als auf diesem Platz aufhält.«
    »Ich will nicht, dass Ihr erneut Euer Leben für mich riskiert!«
    »Ich tue es nicht für Euch, sondern für Hayat.« Zahra sah ihn entschlossen an. »Braucht Ihr noch etwas?«
    Zahra sah, dass Miguel zögerte. »Nun sagt schon, was es ist!«
    »Ein guter Freund von mir ist unter den Gefangenen, und nach dem, was die anderen mir erzählt haben, sind seine Verletzungen weit schlimmer als meine. Ob Ihr wohl nach ihm sehen könntet?« Er reichte Zahra die Kräuter, die sie ihm gegeben hatte. »Die werdet Ihr sicher brauchen!«
    Zahra seufzte. »Welcher der Männer ist es?«
    Miguel wies

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