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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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war das unrecht – aber ich fand es eigentlich gerecht. Ich habe ja jetzt einen Mantel weniger, wieso soll ich dafür keine Bezugsscheine haben? Du liebe Güte, was haben wir denn noch verbrochen?«
    »Ich bin neulich nur knapp an einem Unfall mit dem Wagen vorbeigeschrammt. Aber da war eindeutig der andere schuld. Eindeutig.«
    »Aber irgendetwas müssen wir doch getan haben«, jammerte Molly.
    »Das Dumme ist, heutzutage ist praktisch alles, was man macht, illegal«, sagte Giles düster. »Deshalb hat man dauernd ein schlechtes Gewissen. Aber ich glaube, es hat eher mit unserem Geschäft zu tun. Eine Pension aufzumachen, das hat wahrscheinlich zig Haken und Ösen, von denen wir gar keine Ahnung haben.«
    »Ich dachte, der einzige Haken ist Alkohol. Und den haben wir niemandem ausgeschenkt. Ansonsten können wir unser Haus doch wohl so führen, wie es uns passt, oder?«
    »Tja, ja. Sehe ich genauso. Aber wie gesagt, heutzutage ist alles mehr oder weniger verboten.«
    »Du liebe Güte«, seufzte Molly. »Hätten wir bloß nie angefangen. Wir werden tagelang eingeschneit sein, und alle werden schlechte Laune haben und unsere ganzen Vorräte an Büchsen aufessen.«
    »Sei nicht so bedrückt, Schatz«, sagte Giles. »Wir haben einen schlechten Augenblick erwischt, aber es wird sich bestimmt alles zum Guten wenden.«
    Er küsste sie auf den Kopf, schien aber an etwas anderes zu denken und sagte, als er sie wieder losließ, mit einem anderen Tonfall: »Weißt du, Molly, überleg doch mal, das muss etwas ziemlich Ernstes sein, wenn die bei solchem Wetter einen Sergeant losschicken, dass der sich ganz bis hier durchschlägt.« Er deutete mit einer schwungvollen Geste auf den Schnee draußen. »Das«, sagte er, »muss etwas wirklich Dringe n des sein.«
    Sie sahen sich noch gegenseitig an, als die Tür aufging und Mrs Boyle dazukam.
    »So, hier sind Sie, Mrs Davis«, sagte Mrs Boyle. »Wissen Sie eigentlich, dass die Heizung im Aufenthaltsraum praktisch eiskalt ist?«
    »Das tut mir leid, Mrs Boyle. Wir sind ein bisschen knapp mit Koks und – «
    Mrs Boyle schnitt ihr erbarmungslos das Wort ab. »Ich bezahle hier sieben Pfund pro Woche – sieben Pfund. Und ich erwarte dafür, dass ich nicht frieren muss.«
    Giles wurde rot und sagte hastig: »Ich gehe den Kessel hochheizen.«
    Er ging hinaus. Mrs Boyle wandte sich wieder Molly zu. »Nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich das sage, Mrs Davis, aber das ist ein sehr ungewöhnlicher junger Mann, den Sie hier beherbergen. Sein Benehmen – und diese Schlipse… Kämmt der sich eigentlich nie die Haare?«
    »Das ist ein äußerst begabter junger Architekt«, sagte Molly.
    »Verzeihung, wie bitte?«
    »Christopher Wren ist Architekt und – «
    »Verehrte junge Frau«, schnappte Mrs Boyle, »mir ist Sir Christopher Wren natürlich geläufig. Selbstverständlich war das ein Architekt. Er hat die St.-Pauls-Kathedrale erbaut. Ihr jungen Leute scheint zu glauben, dass Allgemeinbildung eine Errungenschaft eurer Zeit ist.«
    »Ich meinte diesen Wren. Er heißt auch Christopher. Seine Eltern haben ihn so genannt, weil sie wollten, dass er Architekt wird. Und das ist er – jedenfalls beinahe, insofern war es wohl richtig.«
    »Ppphhh«, schnaubte Mrs Boyle. »Klingt sehr anrüchig für mich. Ich würde mal ein bisschen nachforschen, wenn ich Sie wäre. Was wissen Sie sonst über ihn?«
    »Genauso viel wie über Sie, Mrs Boyle – nämlich, dass Sie und er alle beide sieben Pfund pro Woche an uns zahlen. Und mehr muss ich wirklich nicht wissen, oder? Und mehr geht mich auch gar nichts an. Es spielt für mich keine Rolle, ob ich meine Gäste mag oder« – Molly sah Mrs Boyle fest in die Augen – »oder ob ich das nicht tue.«
    Mrs Boyle wurde zornrot.
    »Sie sind jung und unerfahren, und Sie sollten Ratschläge von Leuten, die mehr Ahnung haben, dankbar annehmen. Und was ist mit diesem komischen Ausländer? Wann ist der überhaupt angekommen?«
    »Mitten in der Nacht.«
    »Ganz recht. Höchst sonderbar. Nicht gerade eine Zeit, die sich gehört.«
    »Anständige Gäste wegzuschicken wäre ungesetzlich, Mrs Boyle.« Und liebenswürdig fügte Molly hinzu: »Das haben Sie vielleicht nicht gewusst.«
    »Ich kann nur sagen, dieser Paravicini oder wie immer der sich nennt, scheint mir – «
    »Vorsicht, Vorsicht, verehrte Dame. Wenn man vom Teufel spricht – «
    Mrs Boyle machte einen Satz, als hätte der Teufel persönlich sie angesprochen. Mr Paravicini, der leise hereingetrippelt war,

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