Die Maya-Midgard-Mission

Mamelucken zu metzeln, nun, was Helden halt so treiben. Jene Mär der 6 Sonnen (Sonnenwasser, Sonnenkinder, Sonnenkönig – die ganze Palette) – eine Legende der Les Iles de Vent – habe ich von meinem karibischen Singvogel ausgeborgt, um die Motivation des Helden zu stärken, Sie verstehen... Was nun meine erneute Überstellung nach Toulon angeht...
     
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    ÄGYPTEN, Tal der Könige, 10. Oktober 1798
    " Die Seile, ihr verdammten Hurensöhne! Sichert die Seile! Er darf nicht in den Wind drehen, bevor der Rauch, den Ballon ganz gefüllt hat!"
    Lieute nant Claude le Camouflage D'unCitoyen III. pfiff auf seinen Adelstitel und das vorbildliche Benehmen, das ein Offizier Napoleons besonders vor einem Haufen ungebildeter Mamelucken hätte an den Tag legen sollen. Schon immer waren ihm seine Assistentenstelle bei Professor César Charles, dem Erfinder des wasserstoffgefüllten Ballons, und die damit verbundenen akademischen Weihen weit mehr wert gewesen, als seine militärische Laufbahn. Napoleon Bonaparte hatte dafür gesorgt, dass der Wahnsinn der Revolution, das Abschlachten des Adels, ein Ende hatte. Dafür war Claude le Camouflage D'unCitoyen III. dankbar. Doch für die Chance, die der große General ihm hier und heute bot, hätte er ihm sein Leben gegeben.
    " Schürt das Feuer um Himmels willen vorsichtig. Nein, nicht so! Die Funken dürfen nicht hoch fliegen. Gib her, Idiot! Lass es mich selber machen!"
    L ieutenant Claude le Camouflage D'unCitoyen III. verdrehte ungeduldig seine stechenden, grünen Augen und missachtete das Blut an seinen wundgescheuerten Händen. Er ließ das Halteseil aus gedrehtem Hanf erst los, als zwei seiner Mameluckensklaven es sich um den Leib geschlungen hatten. Dann sprang er vom Holzpodest beinahe zwei Meter zu Boden und griff sich wahllos Brennstoff vom Stapel.
    Seine Passagiere kauerten schweigend auf ihren Holzsätteln im Scha tten an der Felswand und beobachteten mit weit offenen Augen, wie der Ballon langsam zu seinem vollem Umfang anschwoll. Monsieur "Le Moniteur", der Chefpropagandist Bonapartes in Ägypten, ein verhutzeltes, kleines Männlein, Poullain mit bürgerlichem Namen, kritzelte eifrig Kommentare über das kommende kühne Unternehmen seines Oberbefehlshabers auf endlos lange Papierbögen. Der Leutnant würde sich hüten, einen Fehler zu machen und den Meister der Pamphlete – selbst wenn er ein körperlicher Krüppel war – zu unterschätzen. Er wollte sich keinesfalls dem Trommelfeuer der geschliffenen geistigen Giftpfeile des Zwerges aussetzen. Die politische Agitation und Polemik des Bürgers Poullain hatten schon manche Karriere ruiniert, bevor sie richtig begonnen hatte. Da war ihm der hochaufgeschossene Provençale Beaubeigne lieber. Freundlich, geradeaus und beharrlich schweigend pinselte der Leib- und Magen-Maler Bonapartes ein unbestechliches Abbild der abenteuerlichen Szene in Öl auf seine Leinwand. Sein letzter und wichtigster Passagier war der Astronom, Mathematiker, Altertumsforscher und Kartograph Julien Victoire Des-aouilles. Er würde die genaue Lage und Beschaffenheit eventueller Fundstellen aus der Luft bestimmen. Der Mann war sein halbes Leben lang Wissenschaftler und in akademischer Zurückhaltung geübt. Auch mit ihm würde es keine Schwierigkeiten geben. Alles funktionierte prächtig. Sogar das Wetter spielte mit. Oh, Monsieur Joseph Nicephore Niepce hatte er beinahe vergessen. Der Bursche behauptete, er könne mit Hilfe von Zinnplatten und Asphalt Abbilder von allerlei Gegenständen, ja sogar von Personen, erzeugen. Der Lieutenant hielt die 'Heliographie', wie Niepce seine Bilderzeugung nannte, für ausgemachte Scharlatanerie. Aber der Korse hatte die Befehlsgewalt. Basta!
    Zwischen den gewaltigen Felswänden, d ie sich wie gemeißelt rechts und links von ihnen in den azurblauen, afrikanischen Himmel erhoben, regte sich kein Lüftchen. Selbst wenn sie aus dem Windschatten herausschweben würden, mussten die Ballonfahrer keine Turbulenzen befürchten. Es war ein strahlender, windstiller Oktobertag. Perfekt für ihr Vorhaben.
    L ieutenant Claude le Camouflage D'unCitoyen III. war von Bonaparte persönlich auserkoren worden, den ersten Ballon auf orientalischem Boden zu fahren. Der General versprach sich von dem luftigen Ausflug neue Einblicke in die geheimnisvolle Welt der Königsgräber und konnte ganz nebenbei die