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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Überlegenheit der französischen Zivilisation und die Kühnheit und Größe der Grande Nation aller Welt sichtbar machen. Dafür würden die Bürger Poullain und Beaubeigne schon sorgen.
    Was sich zunächst abenteuerlich und unwissensc haftlich anhörte, lag für den Lieutenant kristallklar auf der Hand. Die Gerüchte besagten, dass der General auf der Suche nach einer versteckten, vielleicht unterirdischen Pyramide oder Grabkammer war, die ein Geheimnis um irgendwelche sagenumwobenen Sonnen bewahren sollte. Wie konnte man sich einen besseren Überblick verschaffen, als aus der Luft. Bürger Desaouilles und Kollegen sollten gewährleisten, dass ihnen auf dieser Fahrt nichts entginge. Der General hatte die Macht der Aufklärung und der Propaganda für sich entdeckt. Was sinngemäß wie ein Widerspruch klang, war in Wahrheit eine geniale Allianz, die dem ehrgeizigen Strategen neue, bis dato ungeahnte Möglichkeiten erschließen sollten. Der Lieutenant bewunderte seinen obersten Feldherrn für dessen pragmatische Weitsicht. Er fühlte sich ihm im Denken eng verbunden. Musste doch auch der Ballonfahrer vermeintlich unversöhnliche Gegensätze wie Schwerkraft, Erdanziehung, Gewicht, Gase, Fliehkräfte, Brennbarkeit und Feuer quasi unter einer gemeinsamen Hülle vereinen. Lieutenant Claude le Camouflage D'unCitoyen III. würde zum Ruhme seines und Bonapartes Namen gen Himmel auffahren...
    Der wahre Clou dieser ganzen Geschichte steckte in der Hülle des Ballons. Der L ieutenant rieb sich die wunden Hände vor klammheimlicher Genugtuung, warf den getrockneten Kameldung zurück auf den Stapel und nahm sich einige Scheite Schwemmholz.
    Er hatte als junger Student des Professor Charles an der Erfindung des wasserstoffgefüllten Ballons mitgewirkt und das Schicksal erleiden müssen, um läppische zwei Monate von den Gebrüdern Montgolfier im Rennen um die erste bemannte Ballonfahrt geschlagen worden zu sein. Dabei war ihr Konzept des gasgefüllten Ballons das bessere, das ausgereiftere Modell. Und er, L ieutenant Claude le Camouflage D'unCitoyen III., war überzeugt davon, dass sich der Gasballon in Zukunft durchsetzen würde. Am heutigen Tage jedoch würde er eine von ihm gebaute Montgolfière besteigen, um vergangene Schmach zu tilgen. Die volle Genugtuung eines Gasballons war mit den begrenzten Mitteln einer Expeditionsarmee inmitten des Feindeslandes einfach nicht zu machen gewesen. In ganz Ägypten gab es nicht annähernd die Menge an Wasserstoff, um einen Ballon von 2000 Kubikmeter damit zu befüllen. Noch war es gelungen, die Chemikalien zur Herstellung des erforderlichen Gases aufzutreiben. Der Lieutenant hatte schon beträchtliche Mühe gehabt, das nötige Material für einen Aérostat à la Montgolfier aus Alexandria und Kairo herbeizuschaffen. Die Entstehungsgeschichte seines Aérostats war ein Abenteuer für sich und nur der Improvisationskunst seines Schöpfers zu verdanken.
    L ieutenant Claude le Camouflage D'unCitoyen III. öffnete ein letztes Mal die Luke im unteren Bereich der hölzernen Plattform, die seinem Ballon als Startrampe diente und warf das aus dem Nil angeschwemmte Holz ins Feuer. Lediglich die Konstruktion zur Befeuerung des Ballons war in herkömmlicher Weise errichtet – eine Art Podest, hölzern, rechteckig, mit einer steinernen Innenfassung, einer kreisrunden Öffnung in der Mitte des Flachdachs und einer Feuerstelle im Zentrum des Raumes darunter. Durch die Öffnung stieg der Rauch und die heiße Luft des Feuers direkt in den Schlund des Ballons, der mit Seilen aus Hanf an einem Rundgang aus Papyrus-Stroh befestigt war. Diese kreisrunde Galerie hatte einen Durchmesser von drei Metern, der Gang selbst aber war nur einen Meter breit. Im Kreisinnern befand sich der Schlot des Heißluftballons, der die Abgase des Feuers aufnahm. Wahrhaft irrwitzig aber war die Beschaffenheit der Ballonhülle. Der Lieutenant hatte trotz monatelanger Bemühungen einfach nicht genügend Papier auftreiben können. So hatte er sich entschlossen, die Märkte von Kairo zu plündern und alle samtenen Tücher beschlagnahmt, derer er habhaft werden konnte. Die Schneider und Segelmacher der Armee hatten drei Wochen zu tun gehabt. Während dieser Zeit hatte Claude sich den Kopf zerbrochen, wie zu verhindern sei, dass der entstehende, riesige Seidentuchsack bei der ersten Berührung mit heißer Luft abfackeln würde. Die zahllosen Marktbesuche hatten ihn schließlich auf die rettende Idee gebracht, und er ließ in den

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