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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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genauso gut wie jeder andere. Was ist das?"
    Daria spitzte die Lippen und pustete Steinstaub beiseite. "Sieht fast so aus, als stecke ein künstlicher Gegenstand in diesem vermeintlich natürlichen Zapfenstein. Ein Stab oder eine Röhre. Ich weiß noch nicht genau... Vermute, es ist irgendein Hartholz. Verflixt! Der Steinkeil ist zu weich. Damit schaffe ich es nicht. Was immer drinsteckt, es ist extrem widerstandsfähig. Ein Messer, ein Himmelreich für ein Messer..."
    Domnall O 'Domhnaill hielt Daria ein Taschenmesser unter die Nase. "Hier! Und sei vorsichtiger mit deinen Beschwörungen, meine..."
    " ...und mehr Licht", unterbrach Daria den großen Iren. Sie war vom Goldfieber gepackt und hatte nun absolut keine Zeit für Spitzfindigkeiten und andere Annäherungsversuche. Dieser Tropfstein barg ein lange gehütetes Geheimnis. Und Daria Delfonte war gewillt, es ihm zu entreißen.
    Die Archäologin brauchte 20 Minuten, um die steinerne Hülle ihres Zufallfundes zu en tfernen. Dann hielt sie eine ellenlange, zylindrische Röhre aus Holz in der Hand. "Ebenholz!", sagte sie. "Maba vermutlich. Hmm, doch wie gelangt ein offenbar von Menschenhand geschaffener Behälter aus tropischem Hartholz in einen Jahrhunderte alten Tropfstein hinein? Können Sie mir diese Frage beantworten, Pater?"
    Der Ire musste passen, hatte aber registriert, dass Daria zum 'Sie' zurückgekehrt war.
    In wenigen Minuten hatte die Archäologin mit Hilfe seines Tasche nmessers einen kunstvoll ins massive Holz geschnitzten Schraubverschluss am breiten Ende der trichterförmigen Röhre freigelegt. "Das ist eine Tülle", murmelte sie verdutzt.
    " Die Bücher der Sechsten Sonne?", sagte Domnall O'Domhnaill. "Ich kann es nicht glauben, dass Sie schon fündig geworden sind." Der Priester lachte Daria breit an. "Vielleicht war Ihr Wort vom Himmelreich gar nicht so falsch, Frau Doktor. Falls nicht die Hälfte der Tropfsteine in unserer Höhle hier gezinkt ist, hat der liebe Gott persönlich Ihre Hand geführt, als Sie den cholerischen Franzosen zur Räson gebracht haben."
    Daria wusste nicht genau, weshalb die Worte des großen Iren ihr e inen Stich versetzten. Vielleicht sollte ein Priester nicht auf diese Art spotten. Vielleicht hatte er auch nur ihr Ego an der falschen Stelle gekitzelt. Vielleicht sollte sie nicht so empfindlich sein.
    »Vielleicht solltest du jetzt endlich mal dieses verdammte Holzdings da öffnen!« , protestierte Stimmchen.
    " Sollte der Name Ihres Gottes 'Zufall' lauten, dann stimme ich Ihnen zu. Ansonsten wissen wir noch gar nicht, ob diese Tülle sich als Füllhorn entpuppt, nicht wahr?"
    Mit einem Socken entfernte Daria Delfonte letzte Kalkreste von dem makellos erhaltenen Ebenholz.
    Außer Pater O'Dom waren auch Wolf Martens und Virginia Gluth auf Darias Treiben aufmerksam geworden. Sie rückten mit ihren Kerzenstummeln näher, hauchten sich warmen Atem in die hohle Hand und versuchten, ihre Lebensgeister aus dem Dämmerzustand, der nun schon über zwei Tage und Nächte anhielt, zu erwecken.
    Erstaunl icherweise war es Pater O'Dom, der begann, die Neugierigen aufzuklären. "Wie Sie alle sicher längst bemerkt haben, ist unsere geschätzte Frau Dr. Delfonte äußerst geschickt in der unkonventionellen Handhabung von Tropfsteinen. Sie ist Archäologin, müssen Sie wissen und arbeitet auf den Auroren. Das Ziel ihrer Suche ist die Bibel der Maya. Genau wie jenes mittelamerikanische Indianervolk, verschwanden mit ihm auf mysteriöse Weise die Bücher der Sechsten Sonne, die unsere Höhlenforscherin just hier in unserem sturmumtosten Paradies verborgen wähnt."
    Zwei Tropfsteine weiter schien auch Carlos Caldera aus einer für ihn ungewöhnlichen Lethargie zu erwachen. Er streckte und dehnte Arme und Beine und klatschte sich die flache Hand ins Gesicht, um seinen Blutkreislauf auf Touren zu bringen.
    "Der größte Schatz der mittelamerikanischen Kulturgeschichte", sagte Daria, die eine Gelegenheit zur Ablenkung der Höhlenmenschen erkannte. "Und das könnte eine erste Spur sein. Ich weiß zwar nicht, was diese Tülle enthält, oder ob sie überhaupt gefüllt ist. Aber, wer auch immer den Behälter angefertigt und derart raffiniert versteckt hat, muss jedenfalls viel Zeit und Mühe darauf verwendet haben."
    " Na los doch, Gnädigste! Worauf warten Sie?", rief Caldera ungeduldig. "Ich hoffe, das Ding enthält ein leckeres Corned Beef. Oder sollten Sie die Büchse der Pandora gefunden haben?"
    " Wenn ich den Behälter einfach so öffne,

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