Die Maya-Midgard-Mission
schreibt: "Die Bücher sind teils aus einer pflanzlichen, mit Kalk überstrichenen Haut hergestellt; ihre Seiten sind untereinander mit einem beständigen und biegsamen Klebstoff verbunden, so dass sie sich in ein langes Band auseinander falten lassen, das auf beiden Seiten mit Bildern und Schriftzeichen versehen ist. Andere sind aus Pergament, welches wiederum aus Hirschleder gefertigt ist. Die Bücher sind etwa eine Hand breit und 10 bis 12 Schritt lang; mit Hilfe der Falten können sie beinahe beliebig verkleinert werden. Geschlossen sind sie wie die unsrigen: mit kunstvollen Holzeinbänden. Sie enthalten die Ordnung und Bedeutung der heiligen Zeremonien, die Gesetze, die astronomische Zeitrechnung, Sonnen- und Mondzyklen, die Zeiten der Saat, das Wissen der Künste, die Formeln des ewiglichen Lebens, die Prophezeiungen hinsichtlich Weltenende und Neubeginn – kurz: die Geheimnisse der Sechsten Sonne."
Es gibt mehrere Indianer, Männer mit gutem Leumund, die behaupten von diesem Ort zu wissen, ja, dort geboren zu sein. Einer dieser Ei ngeborenen hat die Inseln für uns Europäer wiederentdeckt. Er war ein Offizier unter dem südamerikanischen Freiheitskämpfer Bolívar. Den Namen des Archipels gibt er mit "Kabchakin" an. (Der ursprüngliche Name der Inseln bleibt jedoch schleierhaft: Federmann spricht von den Inseln des Morgenrots, wohl in Anlehnung an den Admiral Kolumbus, der in seinen Bordbüchern einmal die Islas Primero Mañana erwähnt. Der große Leibniz nannte sie Aurora, und so wollen auch wir sie rufen.)
Die Auroren liegen auf dem 57. Längengrad westlich von Greenwich, und auf dem 12. Breitengrad nördlich des Äquators.
Ihre Flora und Fauna ist von tropischer Üppigkeit. Bisher wurden siebzehn Inseln gezählt, aber keine scheint nach letzten Berichten bewohnt zu sein, noch gibt es einen Anhaltspunkt, wo jene Bücher versteckt sein mögen. Keinen, außer diesem einen aus einer Formel Federmanns: "Gehe ins Dunkel, und Du wirst immerwährendes Licht finden. Werde zu Stein, und Du wirst ewiglich lebendig sein. Benetze dich mit Wasser, und Du wirst trocken sein."
Diese Verszeilen sind der einzige Hinweis auf das Versteck der "Sonnen-Bücher". Sie stammen laut Federmann aus der mündlichen Überlieferung der Ureinwohner Auroras.
Abschließend muss ich hinzufügen, dass nach Alexander von Hu mboldt keines der karibischen Völker im Gegensatz zu den Gepflogenheiten ihrer mittelamerikanischen Verwandten die schriftliche Form der Aufzeichnung oder Geschichtsschreibung kannte. Alle Sagen und Legenden dieser Menschen blieben durch ihre mündliche Überlieferung in Gesängen, Gedichten und Tänzen lebendig, bis sie durch die gewaltsame und gewissenlose Dummheit der Eroberer zusammen mit ihren unterjochten Bewahrern für immer untergingen. Insofern müssen die Bücher der Sechsten Sonne die sprichwörtliche Ausnahme sein, die die Regel bestätigen, oder aber andere als karibische Quellen haben. Ihre Bedeutung und ihr Wert sind aber dadurch um ein vielfaches größer. Ich kann nur hoffen, dass meine Arbeit und die Bemühungen meiner Vorgänger und Mitstreiter dazu beitragen, dass dieser Kulturschatz gefunden wird, und dass seine Entdecker behutsamer mit ihm umgehen, als mit seinen Hütern und denen, die ihn geschaffen haben, verfahren wurde. Dass aber die Bücher der Sechsten Sonne von unermesslichem Nutzen für die Menschheit sein werden, daran hege ich nicht den geringsten Zweifel.
Berlin, den 17.ten September anno 1863,
gez.
Jacob Grimm
Von Luckner schüttelte ungläubig den Kopf. By Joe, da faselte ein längst verblichener Märchenonkel von versunkenen Schätzen, und die kaiserliche Kriegsmarine hatte nichts Besseres zu tun, als ihren letzten Kaperkapitän mit derlei Unfug zu belästigen. Verärgert nippte er an seinem Aquavit, stürzte ihn hinunter und goss sich einen neuen ein. Langsam beruhigte ihn das wohlige Brennen des Alkohols. Er trank noch einen und noch einen und auf einmal glaubte er, dass doch etwas an der Geschichte dran sein musste. Schließlich hatten sich schon lange Zeit vor ihm berühmte Seeleute mit diesen Büchern beschäftigt. Er beschloss, den Rest nun auch noch zu lesen.
'TAGEBUCH DES PATERS JEAN BAPTISTE LABAT von 1694 (in Auszügen übersetzt von Carl May, Leutnant d.R.)
(...) Obwohl mir niemand vorwerfen kann, ein schlechter Seemann zu sein, war das Wetter doch so rau, dass ich nicht e inen Augenblick lang schlafen konnte. Außerdem hatte sich meine Matratze bald mit
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