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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Wollmütze, die er selbst beim Anblick des Kapitäns nicht abstreifte. Auch die Disziplin sollte wie auf einem zivilen Schiff gehandhabt werden.
    " Wat sull ick entschlüsseln, Gudden?", fragte der L.I. in einer kuriosen Dialektmischung. Berliner Schnauze mit norwegisch-plattdeutschen Zutaten.
    " Telegramm vom Stab, by Joe." Auch von Luckner pflegte seine Sprachmarotten.
    Alfred Kiesler machte sich an seine Aufgabe. Er wunderte sich nicht weiter, dass er mit dem Dechiffrieren von verschlüsse lten Befehlen betraut worden war. Gewöhnlich hätte das der Nachrichtenoffizier erledigt. Aber der Seeadler sollte als Hilfskreuzer feindliche Schiffe auf den Weltmeeren kapern, ohne Verbindung zur Heimat oder zu anderen Schiffen der kaiserlichen Flotte aufzunehmen. Deshalb gab es keinen Nachrichtenoffizier auf der Seeadler; deshalb musste man improvisieren. Aber das konnten alle an Bord: Vom Schiffszimmermann, der geheime Schotts und verborgene Kajüten gebaut hatte, bis hin zum Matrosen Karl Schmidt, der bei Kontrolle durch ein feindliches Patrouillenboot, die norwegische Frau des Kaptein spielen sollte.
    " Der Feind hat seene Blockade noch enger jezoochen", übersetzte Kiesler. "Englische Flotte in Nordsee verstärkt. Stopp. Det Telejramm besacht: nich ausloofen, bis uff weiteres vor Anker liejen bleiben, Namen ändern, neue Instruktionen foljen per Kurier. Stopp."
    " Scheiße", sagte von Luckner. "John Bull ist im U-Boot-Fieber, by Joe. Hat natürlich auch mitgekriegt, dass unser U-Deutschland nen kleinen Einkaufsbummel bei den Yankees gemacht hat. Ich weiß nicht, ob das geklaute Logbuch der Maletta noch ne Fälschung verkraftet. Mal überlegen..."
    Es klopfte an der Tür und Bootsmann Hansen trat salutierend ein.
    "Wat sall dat Hansen, wollen Sie uns verraten? Unterlassen Sie doch das lästige Grüßen. Wir sind uns heute mindestens fünfmal über den Weg gelaufen. Und vom ewigen Hand-an-Kopp-hauen werden Sie auch nicht schlauer, by Joe."
    Bootsmann Hansen salutierte zackig wie immer und sagte: "Zu Befehl, Kaptein! Ich hab hier... Ehm... Joho. Leutnant der Reserve May vom Admiralsstab in Berlin bittet um ehm Einlass, Kaptein."
    Von Luckner erhob sich von seinem bequemen Korbstuhl. "Reinlassen, Hansen, reinlassen. L.I. Kiesler, das wars fürs erste. Vielleicht kümmern Sie sich mal um das Register von Lloyds und suchen dem Seeadler einen würdigen neuen Namen, in Ordnung?"
    " Det könnt ick machen, Gudden. Jetze? – Well, is jebongt."
    " Leutnant May, was bringen Sie mir Schönes? Und bitte, lassen Sie das mit dem Salutieren sein."
    Der Angesprochene zuckte mit keiner Wimper, händigte dem K apitän des Seeadler einen versiegelten Stoß Papiere aus und schickte sich an, unter erneuter Ehrenbezeugung schweigend die Kapitänskajüte zu verlassen.
    " He, Kollege, Moment mal, nicht so hastig. Was soll ich mit diesen Wälzern?" Von Luckner hielt dem Leutnant den prallgefüllten Umschlag unter die Nase. "Ich will keinen Lesewettbewerb gewinnen. Ich will wissen, worauf wir hier im Hafen warten sollen. Die verdammten Englishmen werden auch in drei oder vier Wochen noch die Meere nach unseren Schiffen durchpflügen, by Joe. Aber die echte Maletta läuft morgen in Kopenhagen aus. Wir müssen das nutzen, um als falsche Maletta getarnt die Blockade zu durchbrechen. Wozu sonst hab ich meinen eigenen Hintern riskiert, und bin nach Kopenhagen und in den Kahn eingestiegen, um ihre Logbücher zu klauen, by Joe?"
    Der Leutnant trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Seine klaren blauen Augen verengten sich für einen Moment. Er nahm seine weiße Uniformkappe vom Kopf, strich sein pomadisiertes, weize nblondes Haar glatt und setzte die Kappe wieder auf. Den Schirm hatte er tief in die Stirn gezogen. "Tut mir leid, Kapitän, meine Order lautet, Ihnen diese Dokumente zu überreichen..."
    " By Joe, wollen Sie mich verschaukeln, May? Sie wissen doch mehr."
    " Ich bin erst befugt, Ihnen weitere Befehle zu übermitteln, nachdem Sie diese Papiere ge..."
    Von Luckner lachte, und sein dröhnender Bass hätte einem Walross zur Ehre gereicht. Er war dermaßen in Rage, dass er sogar sein gelie btes 'by Joe' vergaß. "Der May ist gekommen. Mein lieber junger May, wenn mir die Marineleitung einen Leutnant schickt, der mehr weiß als ich, dann lass ich den nicht eher wieder gehen, bis ich mehr weiß als er. Nur so kann mein Laden hier funktionieren, verstehen Sie das? Also, entweder Sie packen jetzt endlich aus, oder ich lasse Sie kielholen und

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