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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Insel verschlagen sollte.
    Am nächsten Morgen waren drei weitere Männer und eine Dame ve rschwunden. Ein Sklave vom gestrandeten Engländerschiff erzählte uns auf Befragen durch Kapitän Daniels eine haarsträubende Geschichte. Er behauptete, auf der Insel Barbados geboren zu sein und die Geschichte vom Vater seiner Großmutter gehört zu haben. Der Alte habe ihm von geheimnisvollen Indianern, die auf der Insel der sieben Sonnen leben und die Hüter eines uralten Schatzes sein sollen, erzählt. Diese Indianer würden keinem Fremden oder Schiffbrüchigen je zu Gesicht kommen. Jedermann, der dennoch ihre Inseln beträte, würden sie verspeisen. Woher sie gekommen seien, wüsste niemand. Aber sie seien im Besitz der Weisheit, und diese sei unvergänglich.
    Kapitän Daniels schenkte der Geschichte keinen Glauben. Kannib alen waren in dieser Gegend schon lange vom Erdboden getilgt. Aber viele der Unsrigen schienen verunsichert. So befahl er, dass wir alle an Bord der Beata zurückkehren mögen. Sodann begab er sich als Anführer einer Gruppe von sieben schwerbewaffneten Freiwilligen auf ein Beiboot, und begann Insel für Insel nach den Verschollenen zu durchsuchen. Die Suche dauerte zwölf ganze Tage und brachte keine Spur, nicht ein Anzeichen. Wir hatten bisher acht Inseln entdeckt. Am dreizehnten Tag unserer Bemühungen lagen wir vor der neunten Insel vor Anker. Sie schien grüner und größer als ihre Vorgänger zu sein. Ein weißer Saum von Korallensand umgab sie wie ein Heiligenschein, und da endlich erinnerte ich mich an den Weltuntergang von Port Royal, Jamaica, vor zwei Jahren und das mysteriöse Manuskript über die 17 Inseln des Morgenrots, verfasst in Lateinisch von einem mir unbekannten Melchior Federmann. Als die Sonne über ihren östlichen Hügelketten aus dem Meer auftauchte, taufte ich dieses liebliche Eiland auf den Namen Saint Aurore. Gegen Mittag hörten wir Musketenfeuer, das nur von unserem Suchtrupp stammen konnte. Zusammen mit dem Kapitän und drei Flibustiers ging ich an Land.
    Nachdem wir einen dichten, feuchten Urwald durchquert hatten, e rreichten wir eine Lichtung am Fuße eines Hügels. Den Spuren nach zu urteilen, konnte hier ein Scharmützel stattgefunden haben: überall waren geknickte Grashalme, zertretene Büschel und aufgewühlte, rötlichbraune Erde wie von Blut getränkt. In der Nähe eines von Schlingpflanzen und Riesenfarnen gut verborgenen Höhleneingangs fanden wir die Christopherus-Medaille eines verschollenen Flibustiers. Mit gezückten Entermessern und den Musketen im Anschlag betraten wir die Höhle. Der trichterförmige Eingang verengte sich schon nach wenigen Metern zu einer Art Röhre. Nur die beiden kleinsten Männer hätten dort Durchschlupf gefunden. Wir feuerten einige Schüsse ins Innere der Röhre ab und zogen dann unverrichteter Dinge wieder ab. Drei Tage durchkreuzten wir Saint Aurore und konnten nichts weiter finden. Danach verließen wir diesen unheimlichen  Ort...'
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    " Mhm, by Joe", brummte von Luckner und bettete sich in eine bequemere Position. Die Geschichte des französischen Dominikanermönchs aus dem 17. Jahrhundert gefiel ihm. Geschichten von sturmerprobten Seebären gefielen ihm immer. Schließlich war er selber einer. Und eines Tages, so viel stand mal fest, würde er auch selber solche Geschichten schreiben: nämlich seine eigenen. Der Aquavit war alle, und ermattet nickte der Kapitän über den Notizen ein.
    Am nächsten Morgen suchte er den jungen Leutnant und fand ihn auf dem Orlopdeck mit der Prüfung einer Vorratsliste beschäftigt. "Guten Morgen, Leutnant May", sagte er gut gelaunt. "Sagen Sie, dieser Labat, by Joe, hats den wirklich gegeben?"
    Leutnant May wischte seine ölverschmierten Hände an einem Leine nlappen ab und nickte bejahend. "Jean Baptiste Labat wurde 1663 in Paris geboren und hielt sich von 1692 bis 1705 als Dominikanermönch in der Karibik auf. Er begleitete die Boucaniers und Flibustiers auf ihren Kaperfahrten, hielt Gottesdienste für die Piraten ab, versuchte das Los ihrer Gefangenen und Sklaven zu erleichtern, betätigte sich als Jäger, Koch und Pflanzer und fand dennoch die Zeit, seine Abenteuer niederzuschreiben." May lächelte. "In gewisser Weise, Kaptein, war dieser Mann wie Sie, by Joe."
    Von Luckner verschränkte die Hände hinter dem Rücken und tat, als habe er das Kompliment nicht verstanden. "Ich schätze es nicht, wenn man sich über mich lustig macht, by Joe. Aber

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