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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Tonarbeiten, in Bildern, in den Farben ihrer Häuser, ihrer Tempel und Städte und eben in ihren Büchern. Der prachtvollste Schmetterling war zuerst eine Raupe. Auch wir Menschen durchlaufen Metamorphosen. Kaum jemand hat uns das bildlich so schön dargestellt wie die Maya. Unsere Umgebung hat sich dramatisch verändert. Unsere Körper beginnen bereits, sich darauf umzustellen. Warum nicht auch unsere Psyche? Und mit ihr unsere spirituellen Ansichten? Klar, das Ziel des Weges wird jeder für sich persönlich festlegen wollen. Aber ich glaube, es bleibt immer das gleiche, egal, welchen Weg wir wählen, oder welche Mittel, egal wie durstig und müde und hungrig und ängstlich wir sind. Egal wie wir es nennen. Das Ziel ist immer die Antwort."
    " Welche Antwort?", fragte der große Ire ernst, aber über seine ausgeprägten Gesichtszüge legte sich ein ahnungsvolles Lächeln. "Die Bücher der Sechsten Sonne?"
    " Ja, auch die werden uns Antworten geben", sagte Daria mit fester Stimme.
    " Und wie lautet die Frage?"
    " Warum? Weshalb bin ich hier? Was ist der Sinn meines Lebens?"
    Jetzt lachte Domnall O 'Domhnaill beinahe. "Verehrte, liebe Frau Dr. Delfonte. Ich weiß, dass du eine ganz erstaunliche Frau voller Überraschungen bist. Aber hast du dir da für den siebten Tag nicht ein bisschen zuviel vorgenommen? Nicht einmal Er hat das geschafft, sondern vorgezogen zu ruhen."
    " Ach so", meinte Daria und bewarf Domnall mit einer Handvoll Sand. "Dann glaubst du also nicht, dass Gott eine Frau ist, die die Menschen geboren hat, um das Schöpferische fortzuführen? Sondern ein Mann, der sich sonntags vorm Fernseher oder auf dem Sportplatz herumlümmelt, um sein unnützes Geplänkel der vergangenen Woche schneller zu vergessen."
    »Gute Güte, Daria, eloquenter Emanzenpunch« , sagte Stimmchen. »4 : 0, der Mann ist k.o.«
    Der sechste Tag neigte sich zusehends schneller seinem Ende zu. O hne richtigen Sonnenuntergang war der Übergang von Grau zu Schwarzgrau gleitend. Doch die Überlebenden vermissten nicht nur die Sonne und ihre Strahlen. Das Meer hatte sich hinter den Küstenstrich von Grand Karaiba im Nordwesten und Ultimo wie Malbay im Südosten zurückgezogen. Der Meeressaum war also kilometerweit entfernt, der trockengelegte Meeresboden immer noch feucht und mit tückischen Untiefen wie ein Sumpf versehen. Morgen würden sie einen Versuch starten, Sean Gandi und Ms. Mortenson von Cinnamon zu bergen. Die alte Dame sträubte sich. Aber der Sturm hatte die Trinkwasserquelle auf Cinnamon zerstört. Frisches Quellwasser gab es nur auf Aurora. Außerdem war Daria begierig, die Alte kennen zu lernen. Vielleicht hatte sie Informationen über die Ureinwohner, die Ruinen oder die Bücher selbst. Ob sie sich immer noch ihre Erlaubnis holen musste, die Inseln auf den Kopf zu stellen, um die Mayabibel zu finden, bezweifelte Daria. Aber schaden konnte ein Gespräch nie.
    Aus dem einstigen Archipel war ein Minikontinent geworden. Eine kleine Welt mit großen Problemen. Eines davon war die fehlende So nnenwärme. Die Mittagstemperatur von deutlich unter 20 Grad Celsius setzte den meisten Aureolenn schwer zu. Die Stimmung unter dem graudräuenden Himmel wollte nicht aufhellen. Es gab wohl niemand, der die Hoffnung auf baldige Rettung aufgegeben hätte. Dennoch dämmerte dem einen oder anderen, dass man sich auf eine längere Wartezeit würde einrichten müssen. Für die meisten Überlebenden waren es geschäftige Tage gewesen. Die ehemaligen Urlauber hatten sich aus eigenem Antrieb zu kleineren und größeren Gruppen zusammengefunden und begonnen, ihr Überleben zu organisieren. Zu einer großen, glücklichen Notgemeinschaft waren sie nicht gerade zusammengerückt. Dafür waren die Temperamente und Erwartungen der Menschen einfach zu verschieden.
    " Ist das ein Streifen Abendrot am nördlichen Horizont?" fragte Daria den Mann an ihrer Seite und klopfte ihm den Sand von den Hosenbeinen. Sie fühlte sich sehr zu ihm hingezogen, mochte seine Art zu reden, mochte seine Art mit Menschen umzugehen, mochte seine Art sich selbst zu hinterfragen. Ganz kribbelig wurde sie, wenn sie seine körperliche Nähe so spürte wie gerade jetzt. Sie liebte den kritischen aber klaren Blick aus seinen blauen Augen, seine fein gemeißelten Züge, die hohe, gewölbte Stirn, die nordischen Wangenknochen, die gerade Nase.
    »Das Profil eines Patriziers« , neckte Stimmchen.
    Selbst mit dem weißen Haarschopf nebst Zopf konnte Daria sich a nfreunden. Sie hoffte

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