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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Deutsch-Amerikaner Kautsky gehörte. Unten an der Küste. Andhra hatte zuerst auf dem familieneigenen Baumwollfeld gearbeitet. Wegen der drohenden Übergriffe der Nachbarn mussten sie das Feld aufgeben – der diesjährige Dauerregen hätte ohnehin die Ernte verdorben –, aber Andhra hatte durch Kautskys Vermittlung einen für die ländlichen Verhältnisse gut bezahlten Job als Näherin in der Textilfabrik in Cutapur, dem Nachbarort, bekommen. Dort kannte sie niemand. Sie verdiente amerikani-sche Dollars, keine Rupien, lernte nebenbei einige Brocken Englisch und blieb eine Fremde. Und das war gut so.
    Auch Sean Gandi sprach Englisch. Die paar Sätze, die seine Mutter ihn gelehrt hatte, konnte er im Golden Sands brauchen, um mehr zu lernen. Und Sean lernte schnell. So war er trotz seiner jungen Jahre vom Küchenjungen zum Majordomus, dem Hausmeister, aufgestiegen. Sein Chef hatte ihn eines Tages gefragt, ob er nicht ein größeres Hotel auf einer Insel im fernen Atlantik für ihn führen wolle. Cinnamon, so hieß die Insel. Die Insel der Wohlgerüche, so hatte Sahib Kautsky sie genannt. Im Aurora-Archipel, in der Karibischen See. Ein schöner Name. Eine bessere Zukunft. Und Sahib Kautsky hatte versichert, dass dort auch eine Handvoll Landsleute von Sean und Andhra lebten. Obwohl Kautsky es als Anreiz gedacht hatte, war die Tatsache, auch in der Ferne wieder auf Landsleute zu treffen, zuerst der Grund für Sean und Andhras Zögern gewesen. Aber nun war der Augenblick gekommen, um aufzubrechen.
    Andhra war stolz auf ihren Mann. Er war ein starker Mensch. Und sie war auch stark. Zusammen würden sie es auch in e inem fremden Land schaffen. Erleichtert wischte sie sich ein paar Wassertropfen aus dem Gesicht und beobachtete wie der Wind mit dem Regenschleier spielte, den der Bus aus Badurai hinter sich her zog. Gleich würde sie ihren Mann in die Arme nehmen, und ihm die frohe Botschaft zuflüstern. Andhra fuhr sich mit einer Hand über den Bauch. Sie würden mehr als nur einen schäbigen Koffer und schmutzige Erinnerungen mitnehmen. Und lange würden sie in der Fremde nicht alleine sein.                           
    Der Bus hielt in der Pfütze vor ihren Füßen. Und der Regen versie gte just in dem Augenblick, als das Erdbeben losschlug.
     
     
    BAHAMAS
    "Hier, nimm das für deine Stirn, Cristina Gräfin von Dabeau! Ist es dir recht, wenn ich dich Tina nenne? Oder ist außer dem Titel auch der Name erstunken und erlogen?", fragte Abdul Ibn Hamar Al Saud und reichte der Angesprochenen ein blütenweißes Seidentuch.
    " Für dich immer noch Comtesse, du arabischer Märchenpotentat. Aus deinen Quellen sprudelt weniger Öl, als blaues Blut durch meine Adern fließt. Und was die übrige Potenz angeht. Insuffisant...", fauchte die Ertappte, aber nahm dankbar das Tuch und tupfte sich damit die Schweißtröpfchen von der vermeintlich durchlauchten Stirn. "...wenn du glaubst dein aufgeblasenes Bettgeflüster hätte mich auch nur annähernd ausreichend befriedigt, dann frag mal den Concierge und den Maître d'Hôtel und..."
    " ...den Zimmerkellner und den Liftboy wahrscheinlich auch. Schon gut, Gräfin. Du bist wütend. Ich auch. Also, beruhigen wir uns."
    " Und was dann? Du hast keine Yacht. Ich habe keine. Riens. Du bist ein elender armer Wurm. Und ich habe einen momentanen Engpaß. Sacre Coeur, wie sollen wir bloß von dieser vermaledeiten Insel runterkommen?"
    " Spar dir deinen französischen Konservationsscheiß, Gräfin. Auf den Schmus fahr ich nicht länger ab." Aber der Kraftausdruck änderte nichts an der Tatsache, dass die Dame – adelig oder nicht – recht hatte: Was nun? Abdul Ibn Hamar Al Saud hatte sich von Anfang an täuschen lassen. Die erste Begegnung mit Cristina am Roulettetisch im Eleuthera Island Gambling Palace hatte ihn geblendet. Es musste die Blässe ihrer Haut gewesen sein. Frauen, die der Sonne verwehrten, ihre zarte Haut zu verbrennen, schätzte Al Saud von jeher höher. Leider gingen die Jahrzehnte, in denen gebräunte Haut als das Schön-heitsideal schlechthin galt, gerade erst vorbei. Er gierte nicht nach blutarmer, wächserner Farblosigkeit. Die wahre, schneeige Blässe ließ sich weder durch Schminke, noch mit Hilfe von Cremes oder Masken erzielen. Einzig jahrelanges Bedecken aller Blößen konnte einen Frauenkörper derart begehrenswert und kostbar machen, dass man über seinen Anblick verzückt die elementarsten Regeln der Vorsicht vergaß. Manchmal kreierte ein Bad

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