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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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in Kamelstutenmilch und anschließende Massage mit Kokosöl einen ähnlichen Effekt, aber nur oberflächlich und für begrenzte Dauer. Einige Haremsdamen in Al Sauds Heimat schworen auf Champagnerbäder und -umschläge. Aber Al Saud hatte die Erfahrung gemacht, dass der Alkohol und die Gärungskohlensäure nur zu stärkerer Durchblutung der alabasternen Körper, und damit zu einer Hautrötung beitrugen, die der originalen, der beinahe transparenten Bleichheit des Fleisches nur schadeten. Mit der wahren Blässe einer Frau verhielt es sich wie mit dem Bouquet eines großen Weines: beide bedurften zur vollwertigen Reife sorgfältiger und vor dem Licht der Öffentlichkeit verborgener Lagerung. Mehr noch: sie mussten sich solcher Aufbewahrung als fähig und würdig erweisen. Die Bartok besaß diese Schneebleiche. Aber heute wusste er, dass langjährige nächtliche Casinobesuche unter Umständen die gleiche Wirkung wie Kamelstutenmilch erzielen konnten. Bei der Bartok war das der Fall. Außerdem fürchtete die falsche Gräfin das Tageslicht wie ein echter arabischer Prinz die Monogamie. Al Saud seufzte. Er war eben auch nur ein Schwindler. Sie mied die Sonne, weil sie ihre Haut faltig machte. Und er hatte einfach Angst, was so ein Tag aus den Schatten seiner Ver-gangenheit ans Licht befördern könnte: Eine verstoßene Ehefrau, einen verstümmelten Nebenbuhler und mindestens einen Interpolsteckbrief nämlich, um nur die Highlights zu nennen.
    Eigentlich w aren sie ein perfektes Paar. Die betrogene Betrügerin und der gehörnte Hahnrei. Sein Plan, sich an wohlhabende Witwen heranzumachen und sie für die Sünden seiner untreuen Frau büßen zu lassen, hatte monatelang funktioniert. Er war nicht reich geworden. Aber er hatte die besten Weidegründe in Europa abgegrast und stand gut im Futter: Monte Carlo, Brighton, Genf, Rimini, Mykonos, Marbella und schließlich Lissabon. Dort hatte seine Pechsträhne begonnen. Er war auf ein früheres Opfer gestoßen. Madame hatte ihn erkannt und ihrem vermeintlichen Verehrer längst noch nicht verziehen. Den gestohlenen Schmuck hatte sie überwunden, aber  er  musste – damals noch völlig unerfahren im Schmarotzergeschäft – unbemerkt frauliche Gefühle gekränkt haben. Heute wusste er, dass das eine unverzeihliche Sünde war. Nicht zu vergessen, und nie zu vergeben. Fragen verletzten Gefühls beantworteten die Europäerinnen mit dem Gedächtnis von Elefanten. Die folgende überstürzte Flucht hatte seine gesamten Bargeldbestände aufgezehrt. Und wieder waren zarte Gefühle verletzt worden. Außerdem musste Abdul Ibn Hamar Al Saud den bis dato fettesten Fisch vom Haken lassen. Er war sich immer noch des schmerzlichen Verlustes der ebenso schönen wie neureichen Erbin einer Hähnchengrillkette bewußt. Das Leben hätte so schön sein können. Keine anderen Pflichten, als die langsame Bräunung der besten Hähnchen zu überwachen, und dabei mit dem Zaster der Angebeteten den bleichesten Hühnchen nachzusteigen – das kam Abdul Hamars Träumen vom Paradies verlockend nah. Stattdessen war er gezwungenermaßen in die Karibik geflohen und auf den Bahamas in die Fänge der Gräfin, die sich zu allem Übel auch noch als getürkt erwies, geraten. Nun besaß er nicht mehr als den teuren italienischen Zwirn auf seiner Haut und ein Talent, das ihn allerdings bei Cristina schmählich im Stich gelassen hatte.
    " Das ist ja très très intéressante. Dem Herrn goutiert mein Faible für das Französische nicht längärr", sagte Cristina mit überdrehtem Akzent und räkelte sich wie ein Model im Scheinwerferlicht auf ihrem Doppelbett. "Aber Soixante-Neuf ist dem Ärrn genehm?"
    Abdul Ibn Hamar Al Saud ging zum Fen ster und riss die Vorhänge auf. Sein Blick schweifte über das Grün der Palmenallee, die vom Hotel zur Plaza führte. Blühender Hibiskus, Bougainvillea und allerlei exotische Büsche und Stauden überschwemmten das noble Eleuthera Grand Hotel mit einer Welle von Farben und Düften. Er hasste diese botanischen Ausschweifungen, dieses Übermaß an Grünzeug, diese Fettleibigkeit der Flora. Dieser alltägliche Bazar der Überflüsse schnürte ihm die Luft ab. Eine schlichte Wüste hätte völlig genügt. Vielleicht war die Zeit gekommen, heimzukehren. Aber der Gedanke an das Emirat und seine trostlosen Perspektiven der Zerstreuung vertrieben sehr schnell die Abscheu vor karibischem Grüngeschnörkel und Vegetationsvöllerei.
    Zu dieser frühen Morgenstunde war die Plaza nur spä rlich

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