Die Maya-Midgard-Mission
unsere knurrenden Mägen und die Unfähigkeit von euch Redenschwingern, sie zu füllen. Stimmts oder hab ich Recht?"
Aber die Aureolen dösten erschöpft von ihrem Gewaltmarsch und der durchfrorenen Nacht. Niemand hatte ihnen zugehört. Dennoch wusste Daria, dass Raboux den wunden Punkt getroffen hatte. Menschen mit vollen Mägen waren leichter lenkbar, Hu nger ein schlechter Berater. Bisher gab es nur den Diebstahl von drei Maiskolben zu beklagen. Hippolyte hatte sich bei Sean Gandi beschwert, dass ihm ein Unbekannter diese Vorräte aus seinem ohnehin mageren Topf stibitzt hatte. Aber niemand wusste, wie lange sie auf Aurora festsitzen würden.
Domnall O 'Domhnaill beugte sich zu Daria und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Schläfe. "Wie geht es der alten Dame?", sagte er leise, um die schlafende Virginia Gluth nicht zu stören.
" Welcher alten Dame?", erwiderte Daria und reckte sich. "Falls du Ms. M. meinst, die träumt noch von einem hollywoodhaften Hünen mit heroenweißem Haarzopf. Gestern schien sie jedenfalls einen Narren an dir gefressen zu..."
Mit lautem Knirschen gab der Boden unter Daria nach. Wie Sand in einem Stundenglas rutschte sie zusammen mit ihrer Schlafnachbarin, der feuchten Decke und dem neben ihr knienden Domnall O 'Domhnaill unaufhaltsam nach unten. Jede Bewegung, um sich aus der Gefahrenzone zu bringen, riss sie nur noch tiefer in den Schlund, der sich so plötzlich aufgetan hatte.
" Hey, Raboux, geben Sie mir Ihre Hand!", rief Dom in höchster Not. Aber der Franzose machte keinerlei Anstalten und sah von seinem Felsen aus zu, wie die drei Menschen in einer Spalte verschwanden.
Es knirschte weiterhin, als würde eine Armee mit schweren Stiefeln über Glasscherben laufen. Dann brachen die letzten Widerstände weg und die Unglücksraben stürzten ins B odenlose.
" Wo, zum Teufel, sind wir hier gelandet?", sagte Daria und rieb sich den Hintern.
" Erdbeben, oder was?", murmelte Virginia Gluth, die ziemlich sanft aus ihrem Schlaf erwachte, weil die Decke und Doms verlängerter Rücken ihren Aufprall gedämpft hatten.
" Tja", meinte der große Ire und schälte sich vorsichtig unter den Damen und der hilfreichen Decke hervor. "Wenn es nicht völlig verrückt wäre, würde ich behaupten, wir stecken im Rumpf eines Unterseebootes. Irgendwo vorne am Bug. Oder auch am Heck. Sieht jedenfalls fast aus wie, na ja, ich glaube, das könnte eine Torpedokammer sein."
Virginia Gluth rieb sich verwundert den Schlaf aus den Augen. Daria klopfte sich Rostteilchen aus der Kleidung und schaute dann nach oben. Über ihnen klaffte ein Loch, durch das man den Morgenhimmel sehen konnte. Umgeben waren sie von einem Wust verrosteter Streben, gebrochener Rohre und vergammelter Leitungen.
Virginia Gluth fand als erste Worte. "Kammer, was für eine Kammer?", fragte sie verdutzt.
" Genau", bekräftigte Daria. "Und wie erkennt ein katholischer Priester die Torpedokammer eines Unterseebootes, das auf Niveau des Meeresspiegels oder darunter schwimmen sollte, stattdessen aber auf 1000 Meter Höhe vor sich hin rostet?"
Mit dem Fuß schob Domnall einen halbverrosteten Klumpen M etall in der Größe eines Schuhkartons beiseite, bückte sich, berührte den Gegenstand mit den Fingerspitzen, führte die Finger zum Mund und kostete vorsichtig. "Oxidierendes Eisen, schmeckt salzig, bitter, irgendwie spürt man das Kribbeln der Säure noch. Eine Batterie, wahrscheinlich." Er nahm den Klumpen in beide Hände und zerbröselte ihn. Ein rundes Stück schwarzglänzendes Metall wurde sichtbar. Domnall reichte das Fundstück an Daria weiter.
Sie rieb und pustete und polierte mit Hilfe ihres Pulloverärmels. "Eine Linse", sagte sie. "Ich glaube, das ist das Okular eines Fernglases. Ja, hier, ein Zeiss."
" Ein deutsches U-Boot? Wir sollten uns vorsichtig bewegen, meine Damen", sagte Domnall O'Domhnaill. "Ich bezweifle zwar, dass noch scharfe Torpedos an Bord sind, aber man kann nie wissen. Außerdem ist die Außenhülle äußerst brüchig. Ein Wunder, dass der Sturm das Boot nicht pulverisiert hat. Na ja, die Innendecks sind in erstaunlich gutem Zustand..."
" Du meinst, der Hurrikan hat das Ding hier hoch befördert?", sagte Daria, und die Zweifel in ihrer Stimme waren nicht zu überhören.
" Mir fällt keine bessere Erklärung ein", sagte Dom achselzuckend. "Wie sollte ein Tausende Tonnen schweres Kriegsgerät aus der Zeit um den II. Weltkrieg anders in diese Höhe gelangen? Nur die Natur hat die Energie für solche
Weitere Kostenlose Bücher