Die Maya-Midgard-Mission
aufbewahrt würden. Jeden Tag verlieren wir ein Stückchen mehr von dem Wissen, das unsere Vorväter und Mütter sich durch die Summe an Erfahrung im Überleben angeeignet hatten. Wir glauben, jenes Wissen durch die Segnungen unserer Computer-Zivilisation zu bewahren, doch in Wahrheit lassen wir uns einlullen, lassen zu, dass unsere Nahrung vergiftet wird, lassen uns Kinder verhungern, lassen uns schwächen, dezimieren, entzweien und versklaven, damit einige wenige ihren Profit steigern können. Unsere Empfindsamkeit für die natürliche Umgebung in der und aus der wir leben, geht immer mehr verloren."
" Da kann ich nur zustimmen", sagte Wolf Martens. "Aber..."
"Nein!", sagte Kathi Martens. "Da kann ich kein bisschen zustimmen. Vor zehn Jahren hätte Ihre pessimistische Weltsicht gestimmt. Aber seitdem ist soviel geschehen. Die Menschen rings um den Globus erwachen. Immer mehr hinterfragen, durchschauen und vernetzen sich gegen die Missstände, die Sie eben beschrieben haben. Ich glaube, das Internet ist das Medium der zweiten Aufklärung."
"Aber Kathi…", sagte Wolf Martens und schaute seine Frau dermaßen entgeistert an, dass sie über seinen dämlichen Gesichtsausdruck lachen musste.
" Bekloppt!", meinte Raboux und wrang seine nassen Socken aus. "Wir haben von Vulkanausbrüchen über Tsunamis Probleme im Dutzend, und ihr Küchenphilosophen wollt Kartoffeln anbauen?"
" Meinetwegen können Sie auch ein paar Rebstöcke pflanzen, Guillaume", sagte Daria. "Wir werden noch für das kleinste bisschen Überlebenshilfe dankbar sein. Oder erschreckt es dich nicht, Dom, dass deine Urgroßväter bis zur großen Hungersnot durch Kartoffelfäule noch alle Fähigkeiten hatten, in ihrer kargen Insel-Umwelt zu überleben? Ich meine alle. Jedes Kind und jeder Greis kannten alle Handgriffe und Tricks, die zu seinem Überleben in der Natur notwendig waren. Und sie konnten sie anwenden. Der sogenannte 'Wilde' war ein viel geschickterer User als der Informatiker von heute. Wolf Martens ist Bauer, na schön. Und Raboux baut immerhin Weintrauben an? Aber können wir mit ihrem Know-How überleben? In Irland habt ihr die Antwort auf grausame Weise am eigenen Leib erfahren müssen."
" Warum müsst ihr Geistesgrößen euch bloß immer so schrecklich aufplustern? Morgen kommt ein Hubschrauber von Barbados und der Alptraum hier hat ein Ende..."
" Was die Kartoffeln angeht", führte Daria ohne Atempause fort, "gibt es ungefähr hundertfünfzig verschiedene Arten, deren genetische Struktur so differiert, dass keine Krankheit sie alle gleichzeitig ausrotten könnte. Was tut der Mensch? Er schafft trotz des irischen Desasters eine Monokultur in einem so riesigen Land wie den USA, eine einzige Sorte auf Tausenden Quadratkilometern fruchtbaren Bodens und verliert alles in einem einzigen feuchten Sommer der Kartoffelfäule. Die Antwort, die wir Menschen diesem Debakel entgegensetzen, ist eine Katastrophe noch größeren Ausmaßes: Wir erzeugen genetisch manipuliertes Leben, Genkartoffeln, die resistent gegen Kartoffelfäule sind, ohne zu wissen, was Genveränderungen für Folgen auf die natürlichen Kreisläufe haben. Der Farmer 'vergisst' oder verlernt das Wissen um Fruchtwechsel, Bodenbeschaffenheiten, Artenvielfalt und investiert immer mehr in die Abhängigkeit von der Pharmaindustrie, als er es durch den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden ohnehin schon tat. Nach wenigen Jahren ist auch die letzte natürliche Kartoffel ausgestorben und durch eine patentierte Kunstknolle ersetzt, an deren Vermarktungsrechten Generationen von Megakonzernen verdienen. Für jede einzelne Kartoffel, die der Bauer fortan sät und erntet, zahlt er Tantiemen an das Industrieunternehmen, das die Frucht zur Patentreife manipuliert hat. Und jetzt habe ich euch noch nichts von den Chemtrails erzählt oder weshalb es Interessen gibt, den Lebewesen dieser Erde systematisch tonnenweise Aluminium und Barium über den Himmel aufs Haupt zu schütten…"
Wolf Martens hatte Darias Monolog mit bejahendem Nicken begle itet. "Ich kann Ihnen nur beipflichten, Frau Doktor. Aber leider hilft uns diese Analyse nicht aus unserer augenblicklichen Misere."
" Stimmt!", sagte Daria trocken. "Aber, was uns helfen wird, sind die Bücher der Sechsten Sonne. Die allerdings auch nur dann, wenn sie sind, für was ich sie halte..."
" Hirngespinste, hohles Geschwätz, heiße Luft", schimpfte Guillaume Raboux und klatschte seine Socken auf den Felsen. "Alles, was es wirklich gibt, sind
Weitere Kostenlose Bücher