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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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jetzt runter!", rief Yaphet Kialu.
    " Wir kommen alle", ergänzte Carlos Caldera, dessen dunkler Haarschopf sich hell umrandet vom Morgenlicht Auroras neben Yaphets blanken Schädel schob.
    " Jaja", sagte Pater O'Domhnaill. "Wir betreten schon mal die Unterkünfte der Mannschaft. Gott sei ihren Seelen gnädig. Dahinter müssten die Offizierskojen sein oder auch die Kombüse..."
    " Glauben Sie, dass wir noch äh Körper oder Überreste von den Menschen finden?", fragte Virginia Gluth, die nicht auf Caldera wartete, sondern Dom auf Hautfühlung folgte.
    " Unwahrscheinlich!", sagte der große Ire, der sich kriechend seinen Weg über ein Trümmerfeld aus korallenbewachsenen Metallteilen bahnte.
    " Aber nicht undenkbar", meinte Daria, der der modrige Geruch verwesender organischer Stoffe in die Nase stieg. Dass sie vor wenigen Tagen erst eine über tausend Jahre alte Leiche aus der feuchten Erde Yukatans geborgen hatte, wollte sie im Augenblick nicht weiter vertiefen.
    »Wie nun, spüre ich da eine gewisse Eifersucht?« , bohrte Stimmchen nach.
    " Du spürst gleich meinen Ellenbogen auf deiner neugierigen Nase oder meine Zähne in deinem Hintern", murmelte Daria und grub ihre Hände in den feuchten Sand, der sich an der Umrandung eines weiteren unverschlossenen Schotts abgelagert hatte.
    Virginia Gluth, deren wohlgeformtes Hinterteil unmittelbar zwischen Domnall an der Spitze und Daria als Nachhut wackelte, verharrte im Vorwärtskriechen und drehte sich um. "Wie bitte?"
    Daria stieß auf einen harten Gegenstand im Sand und wühlte ihn mit beiden Händen hervor. "Ein Becher. Schaut, ich habe einen Trinkbecher gefunden."
    Der Gebrauchsgegenstand aus dem Alltag der Menschen, die dieses Unglücksboot mit ihrem Kampfgeist und Widerstandswillen belebt haben mochten, rückte ih ren Ausflug in das Innere von U 46 ein wenig näher an die Wirklichkeit. Das Bizarre an ihrer Entdeckungstour hatte menschliche Züge bekommen. Doch selbst eine erfahrene Sachensucherin wie Daria Delfonte konnte sich kaum der ebenso absurden wie unheimlichen Stimmung entziehen, die sowohl durch die bedrückende Enge des U-Boots als auch durch die Szenen, die sich allein in ihrer Phantasie abspielten, entstand. In dieser Röhre hatten einmal dreißig oder vierzig Marinesoldaten gehaust. Geschwitzt, gezittert, gefroren, gehofft, gelitten. Selbst nach all den Jahren, in denen sämtliche gezimmerten Teile der Einrichtung wie etwa die Betten längst verschwunden waren, konnte man die erstickende Enge und die abgestandene, von Schweiß und Angst und Tränen geschwängerte Luft noch riechen. Daria hörte wie die Aureolen den Rumpf des U-Boots enterten. Da Wasser den Schall vielfach verstärkt weiterleitet, konnte sie sich mit ihrer geübten Vorstellungskraft ausmalen, wie das Explodieren der Bomben das Metall des Stahlrumpfes und das Trommelfell der Männer zum Bersten gebracht hatte.
    " Konserven kann ich keine finden, aber eine Flasche Bier oder Wein", unterbrach Dom ihre düsteren Gedanken. "Ja, das war auf jeden Fall die Kombüse, hier sind haufenweise Kessel und Teller..." 
    " Ist es noch weit bis zur Kapitänskajüte?", fragte Daria.
    " Kajüte ist gut. Der Kommandant konnte im besten Fall über eine winzige Kammer verfügen, die... Oh, ich glaube, wir haben Glück." Domnall O'Domhnaill schabte mit einem Löffel die Patina der Jahrzehnte weg und legte einen Türrahmen über ihren Köpfen frei. "Das Boot liegt auf der Seite. Demnach könnte das über uns die Kommandantenkammer sein. Eine abschließbare Türe. Auch die spricht dafür."
    " Vielleicht finden wir die Logbücher", sagte Daria hoffnungsvoll und drängte sich an Virginia Gluth vorbei.
    " Auf Bücher sind Sie wohl spezialisiert?"
    " An der Oberfläche kratzen kann jeder", schnippte Daria zurück. "Ich möchte das Wesen der Dinge hinter dem Offenbaren berühren."
    " Haben wir schon alle begriffen", kam Carlos Calderas Stimme vom Ende des Gangs. "Ich soll Ihnen von Ms. M. ausrichten, dass die Notizen, die die Nazis Carl May gestohlen haben, mit U 46 abtransportiert wurden. Muss wohl nicht hinzufügen, dass dieses Wrack U 46 ist. Der katholische Beistand scheint Ihnen ja prächtig zu bekommen, Gnädigste. Seit der irische Teufelskerl Ihre Hand führt, fügt sich alles wunderbar, finden Sie nicht? Am Ende hat die göttliche Vorsehung nicht nur das U-Boot auf den Berg befördert und uns alle hinterher; ich würde mich nicht wundern, wenn Sie Ihre Bücher in einem Tempel im Inneren des Mount Cornuc

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