Die Maya-Midgard-Mission
den Abstieg machen."
" Sean, Andhra und ihr Baby sind wundervoll. Jedenfalls ihre kleine Welt ist noch in Ordnung."
»Oho, wir sind immer noch ein wenig schwermütig, heute« , sagte Stimmchen hellwach. »Vielleicht darfs mal ein Munterkuss sein?«
Daria beugte sich zu Dom und knabberte zärtlich an seinem Ohrläp pchen. Dann biss sie spielerisch hinein und sagte: "Wir leben noch, nicht wahr?" Und nach einer Pause: "Wer bist du eigentlich, Dom? Was tun wir hier?"
Der große Ire blickte sie zärtlich an. "Die leichte oder die schwere Version? – Oh, na gut, ich verstehe. Also: Ich versuche wie du, wie Virginia, wie Carlos Caldera, Sean Gandi und sogar Raboux – jeder auf seine individuelle Art und Weise – meine Gesamtheit zu erfahren; Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Und manchmal schwant mir, dass die Religion nicht gerade den leichtesten Weg repräsentiert, das Ziel des Einklangs zu erreichen. Verwirrung ist normal, Angst ist legitim, aber sie zu überwinden, muss unser Ziel sein. Das Leben auf dieser Erde ist eine unvergleichliche Möglichkeit, die Fertigkeiten der Schöpfung in einem Gebiet zu lernen, in dem die Vorstellungskraft in großer Geborgenheit und Sicherheit geübt werden kann; das ist wichtig, weil wir noch Wesen im Werden sind. Die Früchte unserer Träume, unserer Gedanken und Vorstellungen reifen nur langsam. Dieses langsame Wachstum gibt uns die Möglichkeit der Beobachtung, des Lernens und des Verstehens. Die Freiheit, zu experimentieren und Fehler zu machen, ist eine Freiheit, die wir nutzen müssen. Gott lässt zu, dass wir fehlerhaft sind. Ja, Gott wünscht, dass wir Fehler begehen, weil wir mit ihnen und er mit uns lernt. Er belohnt uns für unseren Wagemut, indem er dafür sorgt, dass nicht einmal der physische Tod uns etwas anhaben kann. Verstehst du Daria, es hieße die Bestimmung unserer Existenz zu verleugnen, die Pointe unseres Lebens zu verpassen, wenn wir keine Risiken eingingen. Und hier auf Aurora haben wir eine wunderbare Chance, ein Versuchsfeld wie sonst kaum irgendwo. Lass es uns mutig bestellen und lass uns die Früchte ernten. Dafür sind wir hier. Sei nicht traurig, wenn du keine Spuren in Carl Mays Notizen findest, dein Weg führt dich trotzdem mit jedem Schritt näher ans Ziel."
" Wow, genau die Art von Antwort, die ich als Sonntagnachmittags-Zerstreuung so liebe. Ich würde gerne noch ein wenig mehr über deine Schwächen hören, Paterchen", sagte Daria neckend und fügte leise hinzu. "Du solltest diese Menschen führen, Dom. Du bist der wahre Seelsorger hier."
" Man tut, was man kann", sagte Domnall O'Domhnaill und küsste Daria zart aber fordernd auf ihren vollen Mund. Blitze aus weißem Sternenlicht knisterten durch sein schulterlanges weißes Haar.
Daria erschauerte unter der Berührung seiner Lippen und horchte dem pulsierenden Strom ihrer Gefühle nach. Als eine letzte Welle im Solarplexus verebbte, seufzte sie laut und klammerte sich wie eine Ertri nkende an den Hünen. Eine Weile hielten sie sich umschlungen, schwiegen und spürten erst mit Erstaunen dann mit Hingabe, dass ihre Sonnengeflechte wie flüssiges Kristall ineinander zu verschmelzen schienen.
" Ich...", begann Daria.
" Du...", sagte Domnall im gleichen Augenblick.
" Du...", sagte Daria.
" Ich...", entgegnete Domnall im selben Moment.
" Wir...", sagten sie wie aus einer Kehle. Und dann lachten sie zusammen in einer Mischung aus Verlegenheit und Zuneigung. Für einen Herzschlag lang hatten sie gespürt, wie sich ihre Seelen berührten. Der Kuss war nur der körperliche Ausdruck dafür. Dabei beließen sie es. Das Abenteuer Aurora fing gerade erst an. Das Tageslicht kroch über den Horizont, grau und sturmgebeutelt.
Daria folgte dem Flügelschlag eines weißen Vogels. Er schwebte wie ein Beobachter über den Hängen des Cornucopia und nutzte die Thermik, um sich immer höher emporzuschwingen. Entschlossen schälte sie sich aus Doms Umarmung und der feuchten Decke. "Ich habe noch ein paar Fragen an Ms.M. Kommst du mit?"
" Hoffentlich hast du der Ärmsten nicht die letzten Zähne ausgeschlagen", feixte der große Ire.
" Hoffentlich nimmt sie mir meine Aufdringlichkeit nicht übel. Ansonsten fürchte ich um meine Zähne", entgegnete Daria.
" Da musst du alleine durch", murmelte Domnall beschwichtigend und streichelte ihre Wange zum Abschied. "Ich muss mich um die Morgenröte kümmern. Soll eine Andacht gestalten."
Der weiße Vogel flatterte aufgeregt mit den Flügeln, flog
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