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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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dem Quell des Lebens, aus dem Seelenbrunnen entsprangen und sie das Salz der Erinnerung genannt. Und sie erinnerte sich, an alles...
    Nun begegnete sie dieser Maya-Heilerin, Klatschkolumnistin und G eliebten eines Drogenbarons in Gestalt einer badenden Venus. Zusammen waren sie vermutlich mitten in einer Zeremonie, deren Sinn Daria noch nicht ganz verstand, irgendwo im alten Ägypten des zweiten oder dritten Jahrtausends vor Christi Geburt gelandet. Das heißt, sie war nicht gelandet, sondern gegangen, schlicht und einfach wenige Schritte durch den Tunnel ins Licht gegangen, wie schon Jahre zuvor, als sie die Bücher der Sechsten Sonne zum ersten Mal gefunden und gleich wieder verloren hatte.  
    »Sag ich doch« , sagte Stimmchen keck, »du bist immer in deinem Hier und Jetzt, alles andere ist schöner Schein.«   
    Aber Daria begriff noch immer nicht, weshalb sie ständig bekannte Gesichter traf, die sich der Zeitreisenden als Fremde vorstellten, o bwohl sie nicht selten über einen ähnlichen Charakter, über dieselbe Gestik und Mimik verfügten, wie ihre Abbilder in den verschiedenen Zeitaltern. 
    Die Archäologin musterte die Umgebung, in der sie erst vor wenigen Minuten aus der Ohnmacht ihrer Zeitreise erwacht war. Sie kauerte immer noch nackt in einem Steinbecken zwischen zwei Säulen inne rhalb eines 40 Meter langen Säulenganges. Drei Öllampen kämpften gegen die wabernde Dunkelheit der Badehalle, in deren Zwielicht sich nur mühsam das direkte Gegenüber erkennen ließ, kaum mehr. Cucul Patz Kin/Virginia genoss ihr Bad schweigend im Schutz zweier Säulen, die gar keine Säulen waren, wie Daria beim zweiten Hinsehen bemerkte. Es waren Obelisken von der Größe eines Mammutbaumes. Ihre Spitzen verschwanden im Dunkel unter dem Hallendach.
    Daria drehte sich um und lächelte ihren Bader an, der wie ein riesiger stummer Berg u nentwegt sein Handwerk verrichtete. Drei goldene Reife um seinen linken Oberarm unterschieden ihren Bader von den anderen Männern. Sie trugen nur zwei Armreife. Vielleicht Rang- oder Würdezeichen. Sie überlegte, welche altertümlichen Sprachen und Dialekte sie aus Studienzeiten kannte und sprach den Schwarzen in einem phrygischen Dialekt an. Das war das älteste Idiom, in dem sie sich bruchstückhaft verständigen konnte. Der Hüne über ihr zeigte keinerlei Regung. Sie versuchte es in Englisch, Deutsch, Italienisch und schließlich auch in Altgriechisch und Esperanto. Sie untermalte ihre Worte mit geballten Fäusten, schlug die Hände ineinander, schnalzte mit den Fingern, schnitt Grimassen wie ein Zirkusclown in Atemnot, brummte und schniefte und krächzte, kurz: gebärdete sich wie ein überdrehter Theaterschauspieler.
    " Nicht doch, nicht nötig, kein Applaus!", rief sie als Reaktion auf ihr schweigendes Publikum. Es half alles nichts. Entnervt zerrte sie an den muskulösen Armen des Baders, berührte seine goldenen Armreife und kniff ihn kräftig in die mächtig gewölbte, entblößte Brust.
    Da endlich zeigte der Berg ein Zeichen der Gefühlsregung. Seine Li ppen öffneten sich, er schaute Daria vorwurfsvoll an und deutete mit dem Zeigefinger seiner linken Hand auf seinen leeren Mund. Der Muskelberg hatte keine Zunge. Er zupfte sich an den Ohren, rollte seinen Kopf über die breiten Schultern und stöhnte von ganz tief unten. Der arme Kerl war taubstumm.
    Daria nickte ihm freundlich zu und tätschelte bemitleidend seinen Oberarm. Dann fluchte sie kräftig und ausdauernd, wie sie es von den Wikinger-Seefahrern gelernt hatte.
    "Bist du eine Tusjo oder eine Wicca?", kam eine unscheinbare Stimme aus dem Halbdunkel zwischen den gegenüberliegenden Obelisken.
    Daria überlegte kurz und entschied, dass es nicht von Nachteil sein musste, als Dämon oder Hexe zu gelten. Dann ve rsuchte sie sich im Alt-Germanischen; gotische Brocken gemischt mit den altisländischen, die Ragnar sie in zärtlichen Stunden gelehrt hatte.
    " Du kennst mich nicht?"
    " Nein", sagte Virginia/Cucul Patz Kin.
    " Aber ich kenne dich", erwiderte Daria. "Aus einer anderen ... aus einem Traum. Dein Name war Virginia, das bedeutet: die Jungfräuliche. Ich glaube aber, du warst nicht besonders keusch. Ihr habt die Bücher gestohlen, das heißt, Caldera hat sie gestohlen. Du bist ihm durch die Zeit gefolgt, und als Inkarnation der Maya-Heilerin Cucul Patz Kin an der Seite Kabyum Kins, der William Kautsky wurde, auf Aurora geblieben. Jetzt bist du hier. Caldera war... nun, genau weiß ich es nicht, ich vermute, er war

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