Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
Vom Netzwerk:
Flutwelle, den zweiten Hurrikan, das U-Boot, die Hinweise Carl Mays, Marilyn Monroe, Calderas Idee, den Wasserfall, die Bücher der Sechsten Sonne? Alles nur Phantasiegespinste eines völlig überreizten Nervensystems? Konnte sie sich ihrer Sinne nicht mehr sicher sein? Von Krämpfen geschüttelt kauerte die Archäologin sich vor die Gruft. Wild zuckten ihre Blicke. Was sie für ein Vier-Königs-Grab gehalten hatte, wo am Abend zuvor noch vier bestens erhaltene Mumien die Bücher der Sechsten Sonne bewacht hatten, herrschte jetzt gähnende Leere. Keine steinernen Bahren, keine Toten, kein Bernstein-Globus. Daria schluchzte laut auf. Ihre Kehle schnürte sich zu. Sie spürte, wie ihr die Sinne schwanden, schluckte – und erinnerte sich an ihren Rucksack.
    Das Erbstück ihres Vaters rettete ihr das Leben. Als sie die kleine Sprühflasche, die sie nach Ka utskys Tod – einem spontanen Impuls folgend – an sich genommen hatte, fand, inhalierte sie tief. Sofort ging es ihr besser. Das schreckliche Gefühl der Leere und des Wahnsinns blieb wie eine klebrige Substanz an ihren Gedanken hängen. Es gelang ihr jedoch, eine Argumentationskette der Kausalitäten aufzustellen, die ihr inneren Halt gab. Sie klammerte sich an den Rucksack und an die Gewissheit, dass alles Erlebte real und nicht halluziniert war. Der Spray existierte, ergo gab es auch Kautsky. Der Verstorbene hatte ihre Expedition finanziert. Und der Grund für ihre Anwesenheit konnten nur die Bücher der Sechsten Sonne sein. Ihre Erinnerungen waren allesamt wirklich. Sie wühlte im Rucksack und fand die Ringe – den des Wikingers mit der Spiralsonne und ihren eigenen aus seinem Grab. Es geschahen hier Dinge, die übernatürlich waren. Ganz langsam fand Daria ihre Fassung wieder. Für alles Geschehen musste es eine Erklärung geben. Sie beschloss, sich zunächst mit diesem Leitsatz zu begnügen, als vor ihr ein weißer Rabe auf der Steinplatte landete…
    " Auf dem Altar sitzt eine Frau", sagte Kabyum Kin verwundert und verschnaufte eine Weile. Er spürte die Jahre in seinen Knochen. Und die lange Treppe vom Wasserfall bis zum Sonnentempel hinauf machte ihm jedes Mal mehr zu schaffen. "Kennst du sie, Cucul Patz Kin?" 
    " Ich kenne sie nicht, doch ich weiß, wer sie ist!", sagte die PriesterSeherin des MorgenrotLandes und hakte ihren Mann stützend unter. "Das ist die Frau, die FeuerLicht, Caupolican und Ragnar nach Toxtlipan führen wird und uns die verlorenen Bücher der Sieben Sonnen zurückbringt, damit die Erde den Aufgang der Sechsten Sonne erleben kann und der Ewige Kreislauf nicht mit dem Untergang der Fünften Sonne verlischt."
    " So", sagte Kabyum Kin, der es längst aufgegeben hatte, sich Gedanken über den Quell von Cucul Patz Kins Weisheiten zu machen. "Dann wird ihr eine Schale Wasser und ein Maisfladen sicher nicht schaden. Die Ärmste ist recht blass um die Nase..."  
     
     
    ***

43 ECHNATONS SONNENGABE
    Ägypten, 1342 vor Christus
     
    Daria Delfonte klammerte sich an den fernen Lichtpunkt, kaum gr ößer als der Kopf einer Stecknadel. Voller Angst im schwarzsamtenen Dunkel den Ausgang nicht zu finden, kniff sie die Augen zusammen, bis ihre Augäpfel sich schmerzhaft zusammenzogen. Sie wusste, gleich würde die winzige Sonne am Ende des Tunnels schmelzen und Tropfen des heißen Lichts in ihre Augen träufeln. Dort würden sie wie siedendes Gold unzählige Rillen durch den Muskel bis ins Innerste brennen. Sie erhobe ihre Hände, so als wolle sie beten, versuchte die eindringenden Tropfen Licht aufzuhalten, wölbte die Handteller, fing erst einen auf, dann viele und immer mehr, bis ihre Hände überflossen und sie in Wogen flüssigen Lichts eintauchte. Sie wusste nicht, was sie erlebte, war es Tod oder Geburt?
    Das Licht schmeckte nach Milch – Kamelmilch? Blinzelnd öffnete sie das linke Auge und schließlich auch das rechte.
    "Was, zum Teufel..."
    Doch Daria wusste genau, dass sie nicht an die Hölle glaubte. Das tiefschwarze Gesicht mit den elfenbeinfarbenen Zähnen, das sie freundlich grinsend anlächelte, konnte demnach kein Traum sein. Hö lle und Himmel waren weniger Orte teuflischen oder göttlichen Treibens, als Zustandsbeschreibungen, von Menschen geschaffene Zustände.
    " Wo bin ich?", fragte sie zögernd und fröstelte. Im gleichen Moment spürte sie ihre Blöße und bedeckte erschrocken ihre Brüste mit gekreuzten Armen. Ihre nackte Haut und die nassen, aber warmen Füße fühlten sich nach Leben an. "Wo bin ich hier?"
    Das

Weitere Kostenlose Bücher