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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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einer grünen Wand. Hinter ihm verschmolz die Vegetation zu einem schier undurchdringlichen Grün, ähnlich dem der Wälder in den Maya-Bergen und im Tiefland von Yukatan, das Daria noch in drückend schwüler Erinnerung hatte.
    Und doch war das Grün hier anders. Auf Aurora war das Schauspiel der Natur in dieses karibische Licht getaucht. Alles schien heller, freundlicher, beschwingter. Die Melodie in ihr vereinte sich mit den neuen Sinnesreizen zu einer Sinfonie der Freude. Spontan küsste Daria Kautsky auf die Wange. "Danke für die Einladung", sagte sie. "Hier werden wir die Bücher finden. Ich spüre es."
    Kautsky, der die Cuttlefish unbemerkt beigedreht hatte, damit Daria den ersten Eindruck länger genießen konnte, umklammerte sein eich enes Steuerrad und schwieg. Er sprach nicht. Aber ein merkwürdiges Gefühl beschlich ihn bei Darias Worten. Es war schon verdammt lange her, dass eine Frau ihm ein nettes Wort zugedacht hatte. Barbara auf alle Fälle nicht. Doch Kautsky wollte nichts überbewerten, nichts überstürzen. Vor allem wollte er nicht weiter in sich hineinhorchen, welche Wirkung Daria Delfonte auf ihn hatte. Sein Seelenleben war zu vielschichtig und sein Verhalten zu unberechenbar, um im Beisein dieser faszinierenden Frau einer Selbstanalyse standzuhalten. Offensichtlich versprühte Daria Delfonte wirklich diese besondere Art von Funken, an der sich das Pulver seiner heimlichen Hoffnungen entzünden konnte. Ihre Blicke und ihre überschwängliche Stimmung gaben ein deutliches Zeugnis ihres Innenlebens. Sie war begeistert von Santa Aurora, und das reichte Kautsky zunächst: Die Lunte war gelegt.
    Als die Cuttlefish den grob gezimmerten Landungssteg erreichte, kam auch schon ein dienstbarer Geist barfuß, nur mit grünem T-Shirt und grünen Bermuda-Shorts bekleidet, herbeigeeilt. Daria ließ die Fender an der Steuerbordseite hinab und warf ihm die Taue zu. Der Mann, dessen Hautfarbe und Gesichtszüge den Inder verrieten, nickte ihr schweigend aber freundlich zu, vertäute den Kutter und reichte ihr seine Linke.
    Kautsky hatte den Diesel motor ausgeschaltet und kam heran, um Daria ebenfalls an Land zu helfen. "Das ist Vidjay", sagte er und sprang leichten Fußes auf den Steg.
    Daria bemerkte Kautskys mintgrünen Segeltuchschuhe und seinen geschmeidigen Sprung und fand, dass ihr Gastgeber für einen Sechz iger über einen erstaunlich schlanken und ansehnlichen Körper verfügte.
    »Sexy!«, sagte Stimmchen.
    " Hallo!", sagte Daria zu Vidjay.
    Der lächelte und schwieg.
    "Vidjay begleitet mich auf allen Reisen. Er ist mein guter Geist, plant und denkt und organisiert für mich. Nur sprechen kann er leider nicht. Vidjay ist stumm."
    " Oh", sagte Daria.
    " Kein Problem für ihn", meinte Kautsky. "Sie werden sich noch wundern, was für ein anregender, intensiver Gesprächspartner Vidjay sein kann. Aber nun will ich Sie nicht länger auf die Folter spannen, Daria. Bitte, folgen Sie mir. Hier entlang!" Er wies auf einen schmalen Pfad, der bald zwischen Bananenstauden und Limonensträuchern im Dschungel verschwand. "Ich werde Ihnen Ihren Bungalow zeigen, meine Teuerste. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie sich ein wenig frisch machen wollen. Später treffen wir uns beim Bar-B-Que, eine Bar gibts hier nicht, aber die Sternenzeltfeste sollen sagenhaft sein, hat mir der Pater versichert."
    " Fantastisch", sagte Daria und hakte sich bei Kautsky ein. Im Augenwinkel sah sie wie Vidjay ihren Rucksack schulterte: Es war die langjährige Erfahrung als Reisende – ein Ergebnis ihres Berufs –, die sie stets nur mit kleinem Gepäck reisen ließ. Sie hasste es, sich mit unnützen Dingen zu belasten. Vielleicht war es auch ein Relikt ihrer Jungmädchen-Robinson-Träume. Ihr Gedankengang wurde von dem explodierenden Gelb eines Yellow-Poui-Baumes unterbrochen, den sie vorhin beim Rundblick mit dem Fernglas glatt übersehen hatte. "Verströmen die den herrlichen Duft?" Daria sog die Luft tief in ihre Lungen ein.
    " Oh nein", sagte Kautsky. "Das sind die Apfelbäume mit den weißen Blüten dort hinten: Otaheiti, stammen aus der Südsee. Und dahinter die Riesen mit dem dichten Laub, das sind Gloriolas. Die duften auch gut. Sehr harzig. – Die kennen Sie nicht, oder? Nun, die Gloriola, das ist ein Baum, der nur auf Aurora existiert. Nirgends sonst auf der Welt. Beachten Sie den schlanken Stamm? Wie bei einer Zeder, nicht wahr? Die rotbraune Rinde, das saftige Weißgrün des Laubs. Ein immergrünes Gehölz, übrigens. Die

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