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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Lebzeiten bestens bekannten padovesischen Physikers, des Don Pasquale di Padova é Fraternelli. Die Nachricht seines Todes erreichte mich, als ich mich im Januar und Februar zu Arbeiten am Stammbaum des Welfengeschlechts in Verona aufhielt. Ich eilte nach Padua und fand unter den zahlreichen literarischen Kostbarkeiten meines Freundes eben jenes Bordbuch. Hierin spricht Kolumbus von einem Boot mit Eingeborenen, das ihm vor den Niederen Inseln im westindischen Meer begegnet sei. Er beschreibt die Ladung dieses Bootes, das offenbar als Handelsschiff durch die westindischen Gewässer kreuzte. Und er spekuliert über das Ziel der Eingeborenen: Kolumbus glaubt, dass sie die Inseln der Sechsten Sonne ansteuern. Er nennt diese Inseln die Islas de Primero Mañana, die Inseln des ersten Morgens. Von irgend wie auch immer gearteten Büchern ist aber nie die Rede. Und auch Eure Hoffnung, der Fund und Besitz dieser Bücher könne besondere Machtfülle bedeuten oder gar das Geheimnis eines Lebenselixiers enthalten, kann ich nicht nähren. (Verzeiht mir meine Offenheit, Zar Peter: Aber da dieses ein geheimer Brief ist und – wie ich vermute – auch bleiben wird, erlaube ich mir untertänigst und voller Demuth die Bemerkung, dass der friedfertige Herrscher von seinem Volk verehrt wird und keiner künstlich gesteigerten Macht bedarf. Seine Autorität ist natürlich und entspringt der Achtung und Liebe. Willkür und Grausamkeit dagegen entzweien Regent und Regierte.)
    Ich bedaure, Euch nicht von größerem Nutzen gewesen zu sein.
    Erlaubt mir, Allergnädigster Herr, zum Ende meiner Ausführungen einige fortschreitende Gedanken: Kolumbus betont, dass er auf ausdrückliche Weisung Isabellas, der Königin von Kastilien, nach diesen Inseln sucht. Wenn Ihr also beabsichtigt, Eure eigene Suche fortzusetzen, würde ich an Eurer Stelle Weisung geben, die entsprechenden Archive in Spanien zu sichten. Sollte ich die spärlichen Stückchen an Wissen über diese Bücher einer Sechsten Sonne (so es denn Bücher und keine Inseln oder gar Legenden sind) zusammenfassend bewerten, so würde ich meinen, dass diese Bücher vielleicht von ähnlich mythologischer Bedeutung wie die Inseln Atlantis, der Gral der Artussage, oder das nur in der Phantasie der Menschen spintisierende El Dorado sein könnten. Wie sich aus dem endlichen Inhalt eines Kreises unendlich viele – wenn auch unendlich kleine – gleichschenklige Dreiecke ergeben können, so möge sich dem prüfenden Betrachter aus der begrenzten Vielzahl der Buchstaben eines einzigen Buches eine unendliche – nicht selten auch eine unendlich große – Weisheit erschließen. Ich kann verstehen, dass Ihr auf der Suche nach dieser Unendlichkeit seid: Wir Irdischen sind es alle. Doch ich muss Euch warnen: Die Endlichkeit oder Eingeschränktheit des Geschöpften liegt im Gegensatz zur Unendlichkeit des Schöpfers begründet. Ihr seid der Zar, aber Ihr seid auch ein Mensch, Pjotr Alexejewitsch. Ich vermag nicht zu entscheiden, ob die Bücher der Sechsten Sonne gottgegeben oder Menschenwerk sind. Ich kann nur vermuten: Die Sonne ist ein uraltes Symbol für das Göttliche, das Wesenbestimmende des Lebens schlechthin. Die Zahl Vier ist eine Grundzahl von großer diesseitiger Bedeutung. Die Ordnungszahl Fünf steht für die quinta essentia , das fünfte Seiende, welches unsere Vernunft, unsere Verstandeskräfte, unsere Sinnenerfahrung und unsere gegenständliche Welt übersteigt. Vielleicht symbolisieret die Fünf auch ein jenseitiges Äquivalent...
    Ihr seht, Zar Peter, es gibt vielfältige Möglichkeiten der Deutung. Wenn Gott mir die Gnade der Vollendung gibt, will ich in meinen alten Tagen einen Roman von besonderer Art schreiben; er wird die Geschichte des künftigen Zeitalters behandeln; denn ich behaupte da die Zukunft enthüllen zu können. Ich werde wie einer jener Menschen, die in hundert Jahren leben werden, sprechen. Und vielleicht werden mir die Bücher der Sechsten Sonne von Nutzen sein. Solange Ihr jedoch nicht mehr als nur die wenigen Mosaiksteinchen in Händen haltet, wird sich aus ihnen nur schwerlich ein Spiegelbild der Wirklichkeit und der Wahrheit ergeben. Es gilt, sich in Geduld zu fassen. Auch muss ein jeder Fürst schon im Diesseits genügend bewältigen und Sorge tragen, nicht über die Maßen Kraft zu verlieren, indem er sich mit dem Jenseits beschwert. Daher lege ich Euch ans Herz, junger Freund, nicht einem Irrwisch nachzujagen.
    In der Hoffnung, Euch von Nutzen gewesen zu sein,

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