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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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beweg t . Ode r doch?
    E s dauert e eine n Moment , bi s e r sein e Fassung wiedergewan n . Mit dem Rücken zur Gemeinde stand er da, die Arm e noc h imme r erhoben , un d starrt e z u de m äugende n Roß empor . Al s e r sic h wiede r umwandte , hatte n sic h di e Priester allesam t erhobe n . Ebe n tra t de r Lahki n au s de r vorderste n Bank un d nähert e sic h de m Altar .
    »Di e Mach t Eure s Gotte s ha t un s all e seh r beeindruck t .« Argwöhnisch sah Diego ihn a n . Doch er konnte keinen Spott in de r M iene des alten Mannes erkenne n . »I m Name n der Priesterschaf t vo n Tay a s a l lad e ic h Euc h ein , Brude r Pferd . Komm t heut e aben d zu r Stund e de r Eul e i n die Kalenderpyramide . Dor t soll t Ih r i n de n Ra t de r obersten Prieste r aufgenomme n werde n . De r Cane k ha t e s g e weissagt, Brude r Pferd . Ih r sei d de r Rette r vo n Tayasa l .«
    Mechanisch erwiderte Diego seine Verbeugun g . De r Retter? Wa s nu r erwartete n si e vo n ihm ? Unruh e stie g i n ih m au f und vermischt e sic h mi t de m Schmer z i n seine m Kop f . Un d mi t dem Schuldgefühl , da s u m s o stärke r wurde , j e heftige r e r e s zu verleugne n versuchte . Im Namen des Pferdes, des Fohlens und des heiligen Maise s ... Hatte er tatsächlich so gebetet? Und bei diese n Worte n sein e gefaltete n Händ e z u de m Riesenroß erhoben ? I n de r Tat . Sinnlos , e s z u le u gne n . Wie mit Flammenschrif t hatte n sic h di e blasphemische n Formel n seinem Gedächtni s eingebrann t . Dagege n konnt e e r sic h noc h immer nich t erinnern , wa s gester n aben d geschehe n war . Wan n un d mit we m e r vereinbar t hatte , heut e ein e Mess e z u zelebriere n . Ges chweig e denn , wi e ih m sei n Bar t abhande n gekomme n war .
    E r stan d hinte r de m Alta r un d sa h zu , wi e di e Priesterschaft vo n Tayasa l au s de m Tempe l strömte . Ihne n vora n de r Lahkin, greisenhaf t langsam , au f zwe i jung e Prieste r i n goldenen Gewänder n gestütz t . De n Schlu ß de s Zuge s bildete n di e drei Priester in nebelgrauen Robe n . Mi t gesenkte n Köpfe n strebten si e de m Ausgan g z u . Diesma l wa r sic h Dieg o sicher , da ß sie etwas zu verbergen suchte n . Hoh n un d Haß . Eine n Plan , de r sich vielleich t soga r gege n ih n richtete , den Priester des Pferdegottes.
    Noc h lang e stan d e r hinte r seine m Alta r un d sa h zum Ausgang , w o di e Prieste r i n de n graue n Robe n verschwunden ware n . Waru m sollte n si e gerad e gege n ih n etwa s i m Schilde führen ? Vielleich t fürchtete n sie , a n Einflu ß z u verlie r e n . Ein neuer Priester, ein neuer Kult konnten sicherlich eine Gefahr bedeute n . Abe r da s allei n wa r e s nich t . Mi t de n Fäuste n rie b er sic h übe r di e Schläfe n . Di e Bibel , dacht e e r . Irgendwer mußte die Heilige Schrift in seinen Tempel praktiziert habe n . Zum Zeichen , da ß e r durchschau t wurde , de r falsche Pferdegot t p rieste r . Zum Zeichen, daß man wußte, welchem Gott er in Wahrheit dient e . Ode r entlaufe n war .
    E r winkt e de n Mestize n z u sic h . Nein, Herr, sagte Hernán, nieman d hab e sic h unbefug t i m Tempe l z u schaff e n gemacht . Sowei t e r wisse , jedenfalls . Di e Bibe l hab e scho n gester n auf de m Alta r gelegen , al s de r Lahki n si e i n de n Tempe l führte .
    Der Pater zuckte mit den Schulter n . Einen Moment lang erwo g er , da s Gespräc h au f jen e Punkt e z u lenken , übe r di e sein Gedä c htni s s o hartnäcki g schwie g . Dan n beschlo ß er , e s zu verschiebe n . Sei n Kop f s chmerzte . E r fühlt e sic h erschöpft . Was nun wahrlich kein Wunder war, nach den Strapazen der letzten Woche n . S o nickt e e r de m Mestize n nu r z u un d befah l ihm , die Augen offenzuhalt e n . Dann zog er sich wieder auf seine Lagerstat t zurüc k un d schlie f binne n kurze m abermal s ei n .
     

3
     
     
    Zur bezeichneten Stunde trat der Pater aus seinem Tempe l . Vom Abendlicht geblendet, verharrte er auf der Schwelle, zwischen den Lefzen des pferdegestaltigen B au s . Soeben versan k di e Sonn e i m Ha l t una , ei n riesige r orangerote r Ball . In ihre m Schei n wirkt e de r heilig e Plat z noc h wenige r wirklic h als be i Ta g . Eine steinerne Phantasie, dachte Fray Diego, ein Traumplatea u vo n übermenschliche r Weit e un d ebensolchem E b enmaß . Wi e gigantisch e Zähn e ragte n Pyramide n un d Tempel a n seine n Ränder n au f . Ein porzellanener Schimmer, gleichfalls a n Zähn e gemahnend , gin g vo n

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